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Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen

Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen

Titel: Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen
Autoren: Christian Stock
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muss seine Lethargie überwinden. Ein Burn-out-Patient hingegen muss mehrere Gänge runterschalten und sein Leben ruhiger angehen. Letztendlich kann ein guter Kliniker durch eine genaue Erhebung der Krankengeschichte ziemlich genau sagen, ob eher die Kriterien für ein Burn-out-Syndrom oder eher die einer Depression erfüllt sind.
    Hier noch einmal die Unterschiede in der Übersicht:

Burn-out
Depression
Erschöpfung
Freudlosigkeit
Baut sich langsam auf
Ist plötzlich da
„Kämpfer“
„Erlernte Hilflosigkeit“
Erhöhter Energieverbrauch
Verminderter Antrieb
Selbstbewusst
Wenig Selbstwertgefühl
Kontextabhängig
Kontextunabhängig
Nur ein Bereich
Übergreifend
Vorher unbeschwerte Phasen
Schon öfter melancholische Phasen in der Vorgeschichte
Erkennbare Ursache
Manchmal „endogen“,
    ohne ersichtlichen Auslöser
Benötigt Regeneration und Ruhe
Benötigt Aufmunterung
    und Antriebssteigerung
Keine eigene anerkannte Diagnose, sondern ein
    „Risikofaktor“
Eigenständige Diagnose
Was sind die Ursachen?
    Kommen wir nun zu den Ursachen einer Depression. Fachleute gehen von mehreren möglichen Ursachen aus:
Erbfaktoren
seelische Belastungen
chronischer Stress
körperliche Erkrankungen
Veränderungen der Botenstoffe (Neurotransmitter) im Nervensystem
erlerntes Verhalten
Charaktereigenschaften
Erbfaktoren
    Befürworter der Erbtheorie haben in Zwillingsstudien ein erhöhtes Erbrisiko nachgewiesen. In Familien mit mehreren an einer Depression erkrankten Familienmitgliedern scheint das Risiko erhöht zu sein. Es kann aber auch sein, dass das depressive Verhalten „erlernt“ ist und man es sich von den anderen depressiven Familienmitgliedern sozusagen „abgeguckt“ hat.
Seelische Belastungen
    Belastende Lebenserfahrungen stehen in einem deutlichen statistischen Zusammenhang mit dem Auftreten einer Depression. Betroffene, die über Erlebnisse von Verlust, Gewalt, Gefahr, Vernachlässigung und/oder Erniedrigung berichten, hatten ein deutlich erhöhtes Depressionsrisiko.
Chronischer Stress
    Nicht nur gravierende Erlebnisse wie z. B. die Pflege oder der Tod eines Angehörigen können eine seelische Belastung verursachen. Natürlich gehören chronische Erkrankungen oder familiäre und berufliche Belastungen dazu. Aber auchder normale „Alltagsstress“ trägt in der Gesamtsumme zum chronischen Stress bei, der auf einen Menschen einwirkt. Auch bei positiven Ereignissen wie z. B. der Geburt eines Kindes oder einer Hochzeit werden Stresshormone ausgeschüttet. Das bekannteste Stresshormon, das in diesem Zusammenhang bei Depressiven erhöht ist, ist das Cortisol.
    In der Gesamtbilanz können neben den großen Belastungen dann die zusätzliche Steuererklärung, Ärger mit einem Angehörigen und Terminstress sowie ein Strafzettel für Falschparken irgendwann zu einer Überforderung der Stresstoleranz führen. Die resultierenden Erschöpfungszustände werden, wie bereits erwähnt, auch als Burn-out-Syndrom bezeichnet. Hier gibt es viele Überschneidungen zur Depression.
    Die Stresstoleranz wird von einigen Autoren auch Resilienz oder Widerstandskraft genannt. Je höher die persönliche Stresstoleranz oder Belastbarkeit, desto mehr Belastungen kann man standhalten und umgekehrt. Menschen mit niedriger Stresstoleranz sind also im Umkehrschluss weniger belastbar und haben daher auch ein erhöhtes Risiko, an einer Depression zu erkranken. Kein Mensch ist übrigens „unverwundbar“. Es ist zwar gut, die persönliche Widerstandskraft zu stärken, aber auch hier gibt es Grenzen und es gilt, das rechte Maß und die Ausgewogenheit zwischen Belastung und Regenerationsphasen zu finden.
    Die folgende Liste verschiedener Stressoren versucht, einen Hinweis auf die Höhe der Stressbelastung zu geben. Sie stammt von der medizinischen Fakultät der Universität in Washington von den Forschern T. H. Holmes und R. H.
    Rahe. In der Skala sind zunächst die Stressoren aufgeführt, die in der Bewertung die höchste Belastung ergaben. Wie man sieht, sind auch positive Ereignisse wie Heirat oder Schwangerschaft relativ hoch eingestuft. Am Schluss habe ich noch einige gering eingestufte Ereignisse aufgeführt, die aber zur gesamten Stressbilanz mit beitragen. Die Originalliste ist noch wesentlich länger.
Ereignis
Bewertung
Tod des Ehepartners
100
Scheidung
73
Trennung der Ehepartner
65
Gefängnishaft
63
Tod eines Angehörigen
63
Körperverletzung oder Krankheit
53
Heirat
50
Entlassung
47
Aussöhnung der Ehepartner
45
Pensionierung
45
Erkrankung eines
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