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Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen

Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen

Titel: Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen
Autoren: Christian Stock
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Er will es nicht wahrhaben, dass er an einer Depression erkrankt ist. Bei der Arbeit ist er aber durch seine Wesensveränderung schon aufgefallen. Herr Schröder hat sich immer mehr zurückgezogen und nimmt kaum noch an gemeinsamen Aktivitäten mit Familie und Freunden teil. Zu Hause ist er oft gereizt und aggressiv. Da es auch zu Fehlentscheidungen bei der Arbeit kommt und seine Belastbarkeit in einem wichtigen Projekt in den letzten Wochen erheblich gesunken ist, wird gemeinsam mit dem Betriebsarzt und dem Hausarzt des Patienten eine vorübergehende Arbeitsunfähigkeit festgestellt („Krankschreibung“).
    Auch Herr Schröder sucht einen Facharzt auf. Dieser verschreibt zunächst ein Medikament, das Herr Schröder nicht verträgt. Nach dem Wechsel auf ein anderes Präparat geht es etwas besser. Herr Schröder sucht zusätzlich einen Gesprächstherapeuten auf.
    Mit der Zeit bessern sich die Symptome. Wegen der längeren Krankschreibung wird im Anschluss noch über die Rentenversicherung eine Rehabilitationsmaßnahme (umgangssprachlich „Kur“) vereinbart. Schließlich führt Herr Schröder noch eine stufenweise Wiedereingliederung durch, d. h. er arbeitet nicht gleich wieder voll, sondern fängt mit wenigen Stunden an, die langsam gesteigert werden, bis das alte Stundenniveau wieder erreicht ist.
    Am Ende dieser Maßnahmen ist Herr Schröder wieder stabilisiert; dank des Verständnisses des Arbeitgebers und seiner Familie hat er die Krise überwunden. Auch wenn es ihm deutlich besser geht, besucht er dennoch weiterhin regelmäßig seine behandelnden Ärzte und seinen Psychotherapeuten. Auch das Medikament nimmt er zur Sicherheit noch eine Weile weiter ein.
    Beispiel 3:
    Bei Herrn Martin ist die Situation komplizierter. Er hat eine schwere depressive Episode. Auch er wird zum Facharzt überwiesen. Ein einzelnes Medikament zeigt jedoch keine Wirkung, sodass ein zweites Medikament in Kombination hinzugefügt werden muss. Ein Platz für eine Gesprächstherapie ist schwer zu finden und Herr Martin hat nicht die Kraft, sich auf die Suche zu machen. Schließlich stellt der Hausarzt bei einer Verlaufskontrolle fest, dass Herr Martin Selbstmordgedanken äußert. Es bleibt daher keine Wahl und Herr Schröder muss in ein Akutkrankenhaus eingewiesen werden. In der Psychiatrie gelingt es dann endlich, ihn mit noch differenzierteren Medikamenten und einer stationären Psychotherapie zu stabilisieren. In einer anschließenden tagesklinischen Behandlung schafft es Herr Martin, sich auch wieder sozialen Aktivitäten zu öffnen. Mit Unterstützung des sozialpsychiatrischen Dienstes und eines Berufsförderungswerks findet Herr Martin schließlich auch wieder ins Berufsleben zurück.
Wie funktioniert die medikamentöse Behandlung?
    Wie bereits erwähnt, vermutet man einen Mangel bzw. einen niedrigeren Spiegel bestimmter Botenstoffe im Gehirn als Ursache einer Depression. Es ist also logisch, diesen Mangel medikamentös auszugleichen. Wir erinnern uns, dass die beiden wichtigsten Botenstoffe im Zusammenhang mit der Depression Noradrenalin und Serotonin sind. Wenn der Mangel an Botenstoffen behoben wird, kann die Informationsübermittlung im Nervensystem wieder „reibungslos“ ablaufen und die Balance ist wiederhergestellt. So zumindest die Theorie.
    Leider können hier nicht alle Mittel aufgeführt werden (das würde den Rahmen sprengen), sondern nur exemplarisch die wichtigsten. Bei größerem Interesse empfiehlt sich gesonderte Fachliteratur zu dem Thema. Pflanzliche Mittel wie Johanniskraut oder das Präparat Lithium, das bei der Behandlung von bipolaren Störungen eingesetzt wird, werden hier bewusst nicht weiter vertieft.
    Die bekanntesten Mittel, um z. B. den Serotoninspiegel wieder zu erhöhen, sind sogenannte SSRI. Diese Abkürzung steht für „selective serotonin reuptake inhibitor“, auf Deutsch „selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer“. In etwa 50 bis 70 Prozent der Fälle erzielt man mit diesen Medikamenten einen positiven Effekt. Eventuell muss ein solches Psychopharmakon gegen ein anderes ausgetauscht werden, oder man muss zwei Präparate miteinander kombinieren. Auch Nebenwirkungen sind möglich, z. B. Magen-Darm- Beschwerden oder Kopfschmerzen. Alternativ gibt es noch sogenannte trizyklische Antidepressiva. Sie wirken ähnlich, haben aber andere Nebenwirkungen, z. B. auf das Herz- Kreislauf-System, Mundtrockenheit und evtl. Sehstörungen.
    Die Einstellung auf Antidepressiva ist komplizierter als z. B. eine
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