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Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen

Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen

Titel: Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen
Autoren: Christian Stock
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medikamentöse Blutdruckeinstellung. Generell gilt, dass Nebenwirkungen eintreten können, aber nicht müssen. Menschen reagieren unterschiedlich auf Psychopharmaka. Es kann daher passieren, dass ein Medikament von Patient A sehr gut vertragen wird und es bei Patient B erhebliche Nebenwirkungen verursacht (und umgekehrt). Eventuell wirkt gleich das erste Mittel, vielleicht müssen aber auch mehrere Mittel versucht werden und man erzielt erst durch eine bestimmte Kombination in einer bestimmten Dosis den Durchbruch. Die Einstellung auf Psychopharmaka ist eine Kunst, die einem Facharzt überlassen werden sollte.
    An alle Antidepressiva muss man sich zunächst gewöhnen; die Wirkung tritt meist in zwei bis zu vier Wochen ein. Oft lassen Nebenwirkungen, die zu Beginn auftreten, imVerlauf nach. Auch die Fahrtauglichkeit kann in den ersten Wochen nach Einnahme beeinträchtigt sein.
    Nach der „Akutbehandlung“ von zwei bis vier Wochen hat sich im günstigsten Fall das Gleichgewicht der Botenstoffe wieder eingestellt. Dieser lange Zeitraum ist gewöhnungsbedürftig, weil wir von anderen Medikamenten gewöhnt sind, dass die Wirkung schneller einsetzt. Im Anschluss erfolgt dann über einen Zeitraum von einem halben Jahr die sogenannte Erhaltungstherapie.
    Nach diesem halben Jahr kann man bei völliger Symptomfreiheit darüber nachdenken, das Medikament wieder abzusetzen. Parallel sollte jedoch die Gesprächstherapie inzwischen begonnen haben und weiterlaufen. Ein Absetzen der Medikamente sollte nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen. Antidepressiva müssen ausgeschlichen, d. h. langsam in der Dosis reduziert werden. Die Präparate machen zwar nicht abhängig, man gewöhnt sich aber daran und der Körper muss sich erst wieder umstellen, genauso wie er sich vorher an die Präparate gewöhnen musste.
    Wenn in den sechs Monaten der Erhaltungstherapie wieder Symptome auftreten, muss überprüft werden, ob es sich um einen Rückfall handelt. Auch das sollte mit dem behandelnden Psychotherapeuten und dem behandelnden Arzt besprochen werden, weil nicht jede Gefühlsschwankung gleich ein Rückfall ist. Bei mehreren depressiven Episoden oder einem Rezidiv in der Vergangenheit bzw. einem hohen Risiko für einen erneuten Rückfall empfiehlt sich eine Langzeittherapie mit Antidepressiva. Sie kann bis zu mehreren Jahren dauern.
    Wichtig ist die „Therapietreue“ des Patienten. Wenn ein Medikament relativ schnell eine positive Wirkung zeigt, besteht die Gefahr, dass man es nicht mehr so genau nimmt mit der Einnahme, weil man sich bereits in Sicherheit wiegt. Vielleicht geht es einem schon zu 80 Prozent besser und man glaubt, die anderen 20 Prozent kämen jetzt auch relativ schnell. Es kann auch tatsächlich sein, dass man sich schnell wieder in einer Lebenskrise stabilisiert hat, es kann aber auch sein, dass man sich noch in einer labilen Phase befindet und das empfindliche psychische Gleichgewicht noch nicht wieder vollständig hergestellt ist. Am besten können das die Behandelnden und das soziale Umfeld beurteilen, die einen gut kennen. Es sei hier nur auf die Gefahr hingewiesen, die Therapie vorzeitig zu beenden. Ein halbes Jahr Erhaltungstherapie ist schneller um, als man denkt. Geduld!
Wie funktioniert die Psychotherapie?
    Beispiel
    Frau Schmidt sucht einen Psychotherapeuten auf. Zunächst lernt man sich in sogenannten Schnupperstunden kennen. Dabei wird der Auftrag genau geklärt und es werden Therapieziele besprochen. Es wird aber auch eine Biografie erhoben, d. h., Frau Schmidt erzählt ihre ganze Lebensgeschichte. (Später wird dann Bezug darauf genommen.) Nach der fünften Stunde stellt der Therapeut einen Antrag bei der Krankenkasse, damit die Kosten übernommen werden.
    Frau Schmidt kann sich nach anfänglichem Zögern die gemeinsame Therapiearbeit gut vorstellen. Insgesamt werden 50 Stunden beantragt. Da man sich ca. einmal in der Woche sieht, dauert die Therapie mit Pausen (Ferien, Krankheit usw.) rund zwei Jahre. Diese Zeit braucht man aber auch, um alles zu besprechen. Ähnlich wie bei der medikamentösen Behandlung tritt relativ schnell eine Besserung ein und Frau Schmidt überlegt schon, ob sie überhaupt noch weiter zur Therapie gehen soll. Dann kommt es aber zu einem kleineren Rückschlag durch einen Konflikt in der Firma, sodass Frau Schmidt froh ist, dass sie mit ihrem Therapeuten darüber reden kann. Schließlich ist Frau Schmidt wirklich gefestigt und kann wieder alleine ihr Leben in die Hand
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