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Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen

Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen

Titel: Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen
Autoren: Christian Stock
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einem
Tiefenpsychologen?
    Oft wird die Frage gestellt, ob man lieber zu einem Tiefenpsychologen oder zu einem Verhaltenstherapeuten gehen solle. Beide Verfahren werden in Deutschland von den Krankenkassen übernommen.
    Auf diese Frage gibt es keine verbindliche Antwort. Beide Verfahren haben ihre Stärken. Ein Verhaltenstherapeut würde z. B. mehr auf die „erlernte Hilflosigkeit“ und die damit verbundenen Gedankenmuster eingehen. Der Tiefenpsychologe würde die Beziehungserfahrungen des Patienten stärker thematisieren.
    In den letzten Jahren haben sich die beiden Verfahren aber stark weiterentwickelt und viel voneinander gelernt, sodass die ursprünglichen Unterschiede, wie es sie in den 1980er- Jahren vielleicht noch gab, gar nicht mehr so stark bestehen.
    Wichtig ist es auch, möglichst schnell einen Therapieplatz zu finden und mit dem Therapeuten gut „klarzukommen“. Die therapeutische Beziehung (also das Vertrauensverhältnis) ist mindestens genauso wichtig wie die Therapietechnik, das haben viele Studien gezeigt.
    Auf den Punkt gebracht
    In einer Psychotherapie bemüht man sich in gemeinsamen Gesprächen, den Patienten zu entlasten und zu stabilisieren. Die depressiven Symptome sollen auf der einen Seite gelindert werden, auf der anderen Seite erstrebt man eine langsame Aktivierung des Patienten, da ja eines der Hauptsymptome die Antriebslosigkeit ist. Aktivierung undStabilisierung erfolgen in einer fein abgestimmten Balance. Weiterhin werden nicht depressives Verhalten und nicht depressive Denkmuster gefördert. Die Psychotherapie ist auch eine Art Lernvorgang. Im Sinne der Selbsterforschung lernt der Patient bei sich depressive Risikomuster kennen, die in seiner Persönlichkeitsstruktur bedingt sind, und er lernt gegenzulenken. Sollten zusätzlich depressionsfördernde Rahmenbedingungen erkannt werden, bemüht sich der Patient, diese zu verändern und abzubauen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es sonst noch?
    Zunächst würde man immer versuchen, eine Depression ambulant zu behandeln. Erst wenn die ambulanten Behandlungen über einen längeren Zeitraum (ca. sechs bis zehn Wochen) keine Wirkung zeigen oder wenn sich der Zustand des Patienten verschlechtert (z. B. bei Selbstmordabsichten), würde man eine stationäre Behandlung in einem psychiatrischen Krankenhaus veranlassen. Manschätzt, dass ungefähr fünf Prozent der depressiven Patienten stationär behandelt werden müssen. Die durchschnittliche Behandlungsdauer liegt dort zwischen fünf und sechs Wochen.
    Im Folgenden sind die häufigsten Gründe für eine stationäre Behandlung angegeben:
Grund
Behandlung
Selbst- oder Fremdgefährdung
Schutz und Überwachung
Besonders schwere Erkrankung
Intensivierung der Therapie
Fehlende Behandelbarkeit im ambulanten Rahmen
Spezialisierung auf komplexeres Krankheitsbild
Überforderung des Umfelds (Familie)
Schützender Rahmen
    In diesem Buch nicht erwähnt ist die psychiatrische Versorgung von schwereren Fällen, die ständig oder vorübergehend auf Fremdhilfe angewiesen sind, weil sie ihren Alltag nicht mehr alleine regeln können. In diesem besonderen Fall gibt es die Möglichkeit einer gesetzlichen Betreuung. Schwer betroffene Patienten können durch ambulante Pflegekräfte betreut werden (sozialpsychiatrischer Dienst) oder in Tagesstätten bzw. in betreuten Wohneinrichtungen. Die Psychotherapie in diesem Bereich hat einen anderen Charakter und umfasst mehr Ergotherapie (Beschäftigungstherapie), Sport- und Bewegungstherapien und/oder Musiktherapie. In diesem Bereich gibt es auch differenzierte Schulungsprogramme für Angehörige, um Rezidive frühzeitig zu erkennen. Psychisch schwer beeinträchtigte Patienten können außerdem an geschützten Arbeitsplätzen eingesetzt werden. Eine ausführlichere Beschreibung der Möglichkeiten in diesem Bereich würde den Rahmen des Buches sprengen.
    Eine weitere wichtige Rolle spielen Selbsthilfegruppen. Sie können ein sehr wichtiger zusätzlicher externer Stabilisator sein. Hier können sich z. B. auch Angehörige von Depressionskranken zusammenzuschließen und sich gegenseitig helfen. Teilnehmer von Selbsthilfegruppen können sich aber auch unterstützen, um Ansprüche gegenüber Behörden oder der Politik geltend zu machen.
Besondere Behandlungsmethoden
    Im stationären Bereich gibt es noch speziellere Techniken, die bei schweren Depressionen eingesetzt werden. Sie werden nur in spezialisierten Zentren durchgeführt und seien hier nur der Vollständigkeit
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