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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen
Autoren: C. J. Daugherty
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sie einen erstickten Schrei und musste entsetzt mit ansehen, wie Carter, einem gefällten Baum gleich, zu Boden ging. Als Gabe sich über ihn stellte und auf ihn heruntersah, erstarrte sie vor Angst. Doch statt Carter den Rest zu geben, wandte er sich ab und humpelte zum Hubschrauber. Carter ließ er im Matsch liegen.
    Allie konnte den Blick nicht von dem reglosen Körper abwenden. Das Wummern der Rotoren schien nun aus weiter Ferne zu kommen.
    Er bewegt sich nicht. Warum bewegt er sich bloß nicht?
    Da entschloss sie sich. Sie hob die Füße an und machte sich so schwer, wie es nur ging. Nathaniel wurde völlig überrascht, sein Griff verlor auf ihrer regennassen Haut den Halt. Im Bemühen, sie wieder zu fassen zu kriegen, stach er ihr sein Messer in die Schulter.
    Allie fiel und rollte sich auf dem Boden ab. Keuchend kam sie auf die Knie und hielt sich den blutenden Arm, der sich anfühlte, als stünde er in Flammen. Zu geschockt, um zu fliehen, starrte sie verdutzt und entsetzt zugleich auf ihre Finger, über die heißes Blut rann.
    Sofort hatten Sylvain und Zoe sich zwischen sie und Nathaniel gestellt, Zoe mit einem schweren Stein in der Hand. Sylvain brauchte keinen.
    Der Wind der Rotoren schüttelte sie heftig durch – Zoes Jacke blähte sich auf wie ein Ballon, während Allie selbst von den bedrohlich wirbelnden Rotorblättern hin und her geworfen wurde. Sie versuchte, dagegen anzukämpfen, und hob die Hand, um ihre Augen vor den Regentropfen zu schützen, die so beschleunigt wurden, dass sie wie kleine Steine auf ihre Gesichtshaut prasselten.
    Plötzlich sah Nathaniel über sie hinweg und stieß einen Fluch aus.
    Allie folgte seinem Blick, und da sah sie es auch: Dutzende schwarz gekleideter Wachen, die die Burgmauer erklommen. Wie schwarzes Öl ergossen sie sich über die Steine, still und mit tödlicher Anmut.
    Raj war gekommen.
    Nathaniel wandte sich wieder Allie zu und blitzte sie aus schmalen Augenschlitzen an.
    »Du hast die falsche Entscheidung getroffen, Allie«, rief er über all den Lärm hinweg. »Dafür wirst du bezahlen. Und Lucinda kannst du ausrichten, dass sie bereits verloren hat!«
    Immer mehr schwarz gekleidete Wachleute strömten auf das Burggelände.
    Ungebrochen kletterte Nathaniel in den Hubschrauber. Durch den Regenschleier sah sie, wie er dem Piloten ein Zeichen gab, und gefährlich im Sturm schwankend, begann der Hubschrauber den Steigflug.
    Allie legte den Kopf in den Nacken und wünschte sich, dass er an den Burgmauern zerschellte. Doch der Hubschrauber stieg immer weiter in den stürmischen Nachthimmel, bis er schließlich verschwand und sich das rhythmische Wummern der Rotoren nach und nach im Wind verlor.

[zurück]

Fünfunddreißig
    »Aua!« Allie entriss Sylvain ihren verletzten Arm und legte schützend ihre Hand darauf.
    »Allie, ich muss deinen Ärmel hochkrempeln, damit ich mir deine Wunde anschauen kann«, insistierte er sanft. »Ich weiß, das tut weh, aber wir müssen die Blutung stoppen.«
    »Ja«, sagte sie. »Es tut nur so … Au!«
    Um sie herum schwärmten die Wachleute aus wie Insekten und suchten das Burggelände nach etwaigen Hinterlassenschaften Nathaniels ab.
    »Wartet mal kurz«, sagte Carter. Er wandte sich an einen Wachmann. »Entschuldigung, können Sie mir vielleicht ein Messer borgen?«
    Der Mann blieb stehen und sah zu Allie, von deren Arm das Blut tropfte und sich mit dem Schlamm auf dem Boden vermischte. Er zog eine gefährlich aussehende Klinge aus einer Hüfttasche, ließ es einmal gekonnt hochkant um die eigene Achse rotieren und reichte es dann Heft voran Carter, der sich bedankte und das Messer an Sylvain weitergab.
    »Komm, Allie«, sagte Sylvain und streckte ihr seine Hand entgegen. »Einmal versuchen wir’s noch.«
    Sie biss sich fest auf die Lippe und hielt ihm den Arm hin. Ganz vorsichtig hob er den Aufschlag des Ärmels hoch und schlitzte ihn mit dem Messer auf. Die Klinge war so scharf, dass sich das Gewebe mühelos mit einem Schnitt bis zur Schulter auftrennen ließ. Sylvain reichte Carter das Messer, streifte die durchtränkte Textilie zurück und legte die Wunde frei. Die kühle Luft fühlte sich gut an.
    Sylvain atmete hörbar durch die Zähne ein, als er die Schnittverletzung sah, und sein Griff schloss sich noch fester um ihr Handgelenk.
    Allie sah überall nur Blut. Sie zuckte zusammen und versuchte, nicht hinzuschauen.
    »Der Schnitt ist ziemlich lang, aber ich glaube, wir müssen die Wunde nicht abbinden«, meinte Sylvain und
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