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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen
Autoren: C. J. Daugherty
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geplatzt.«
    Er warf ihr einen säuerlichen Blick zu.
    »Das hatte ich erwartet.« Er sah auf seine Uhr. »Aber ich denke, es lässt sich machen. Im Interesse unserer neuen Beziehung und zum Beweis für meine Aufrichtigkeit …« Er drehte den Kopf und rief in die Dunkelheit hinter ihm: »Gabe, lass sie gehen.«
    Eine Stimme aus dem Dunkel antwortete etwas, das Allie nicht verstand, doch was es auch war, es machte Nathaniel so fuchsteufelswild, dass er mit der Geschwindigkeit einer zuschnappenden Kobra herumfuhr. »Ich hab dich nicht nach deiner Meinung gefragt. Du sollst sie einfach gehen lassen!«
    Eine Weile geschah nichts – Allie sah nichts als Dunkelheit. Hörte nichts als den Regen und ihre abgehackten Atemzüge.
    Dann aber rührte sich etwas, und im nächsten Moment kam Rachel in den Lichtkreis von Allies Taschenlampe getaumelt. Als sie an Nathaniel vorbeiging, duckte sie sich ängstlich, als erwartete sie einen Faustschlag. Sie sah so schwach aus, dass Allie befürchtete, sie könne jeden Moment stürzen.
    »Rachel!«
    Allie rannte zu ihr, legte ihr stützend den Arm um und führte sie fort von Nathaniel. Sie riss sich das winzige Mikrofon vom Kragen und flüsterte hastig Anweisungen, in der Hoffnung, dass Rachel genug bei Kräften war, um die Informationen aufzunehmen.
    »Die anderen sind im Wald. Dein Dad ist auf dem Weg hierher. Lauf zu den Bäumen und versteck dich, bis alles vorbei ist. Lass dich nicht schnappen.« Doch Rachel, die offenbar unter Schock stand, sah Allie nur verständnislos an.
    »Hast du verstanden, Rachel?« In Allies Magen brannte die Angst. Falls Rachel es nicht aus eigener Kraft hier rausschaffte, wäre der ganze Plan gescheitert. »Kriegst du das hin?«
    »Ich … Ich lass dich hier nicht mit denen allein.« Rachels Stimme war schwach.
    Ich werde nicht heulen
, sagte sich Allie.
Auf gar keinen Fall.
    »Ich komm schon klar«, sagte sie, laut genug, dass Nathaniel es hörte.
    »Hach, ist das bewegend.« Nathaniel klang gelangweilt. »Bedauerlich nur, dass ich für so was grad gar keine Zeit habe.«
    »Bitte, Rach«, flüsterte Allie und drückte ihre Schulter. »Vertrau mir. Wir haben einen Plan.«
    Sie hielt die Luft an. Rachel sah sie prüfend an, nickte dann und löste sich widerstrebend von Allie. »Ich werde gehen.«
    Mit einem Seufzer der Erleichterung ließ Allie sie los und sah ihr besorgt nach, wie sie davonlief – unsicher, aber aufrecht. Rachel würde es schaffen.
    Dann drehte sie sich um und ging auf Nathaniel zu, der sie mit nüchternem Interesse betrachtete, als wäre sie Teil eines Laborexperiments, das eine unerwartete Wendung genommen hat.
    Knapp außerhalb seiner Reichweite blieb sie stehen, die Hände in die Hüfte gestemmt. »Und was jetzt, Nathaniel? Hält Gabe jetzt
mir
sein Messer an die Kehle? Ist das dein großer, schlauer Plan?«
    Über das Geräusch des Regens hinweg vernahm Allie ein tiefes Grollen. Irritiert sah sie hinauf in den stürmischen Himmel. War das Donner?
    »Nein.« Nathaniel grinste vergnügt. »Das ist ganz und gar nicht mein Plan.«
    Das Geräusch, das jetzt, wo Allie darüber nachdachte, schon länger zu hören gewesen war, wurde immer lauter.
    Zugleich frischte der Wind auf und peitschte ihr das nasse Haar ins Gesicht.
    Plötzlich erschien über ihnen ein grelles Licht, das die Burgruine erleuchtete und den Regen sichtbar machte, sodass es aussah, als würden lauter winzige Diamanten auf sie herabfallen.
    Geblendet schirmte Allie die Augen ab, während sie auszumachen versuchte, woher das Licht kam.
    Das Geräusch war nun zu einem permanenten Wummern geworden, sehr laut und irgendwie vertraut. Die Luft um sie herum wurde aufgepeitscht wie in einem Mini-Tornado. Noch ehe sie es sah, wusste sie, was es war.
    Ein Hubschrauber.
    »Kein Messer«, rief Nathaniel ihr zu, um das stete Rotorengeräusch zu übertönen. »Ich hab mir was Raffinierteres ausgedacht.«
    Über den Empfänger in ihrem Ohr hörte sie Raj schreien, doch das Rotorengeräusch übertönte alles. Während der Hubschrauber zur Landung auf dem Burggelände ansetzte, legte Allie die hohle Hand über ihr Ohr und versuchte zu verstehen, was Raj ihr sagen wollte.
    In diesem Augenblick griff eine Hand grob nach ihrem Arm und verdrehte ihn hinter ihrem Rücken. Ein stechender Schmerz jagte durch ihren Körper. Als sie aufsah, blickte sie in Gabes grinsendes Narbengesicht.
    Sie schrie auf.
    Ohne seinen schmerzhaften Griff zu lockern, zerrte Gabe sie grob Richtung Hubschrauber, der
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