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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen
Autoren: C. J. Daugherty
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noch
vierzig
sein?
    Sie hätte am liebsten geheult, doch dafür war sie zu müde.
    Da haben wir uns mit Händen und Füßen gewehrt und gekämpft und wären beinah dabei draufgegangen. Haben Nathaniel verjagt und Rachel gerettet – und trotzdem verloren? Wie kann das sein?
    Verzweiflung lag in der Luft, und alle sahen bedrückt aus.
    Katie schien krampfhaft zu überlegen, womit sie die anderen aufmuntern konnte. Doch offenbar fiel ihr nichts ein. Schließlich hielt sie nochmals die Wärmflasche in die Höhe. »Ich muss leider. Ich kann Emma nicht so lange allein lassen.«
    Die anderen nickten stumm, und Katie schlurfte an ihnen vorbei in den Flur. Nach ein paar Metern drehte sie sich noch einmal um. »Ihr habt euer Bestes gegeben. Alle wissen das.«
    Dann war sie weg, und sie starrten einander mit leeren Augen an. Allie wusste nicht, was sie sagen sollte – womit hätte man sich auch trösten sollen? Die Schüler waren fort. Der Spion war immer noch nicht enttarnt. Und irgendwo da draußen war Nathaniel und trieb weiter sein Unwesen.
    Der pochende Schmerz in ihrem Arm erinnerte sie daran, wie heftig sie gekämpft hatten, und sie griff mit ihrer unverletzten Hand danach, um ihn ruhig zu halten.
    Sie sah Nathaniels Gesicht vor sich. Die Siegesgewissheit in seinen Augen:
»Lucinda kannst du ausrichten, dass sie bereits verloren hat!«
    Hatte er recht? War nun alles vorbei? Das wollte einfach nicht in ihren Kopf. Doch es fühlte sich ganz so an, als hätten sie verloren.
    »Und was passiert jetzt?«, fragte Zoe. Ihre Stimme hallte im leeren Flur wider.
    Allie betrachtete ihr schlammverkrustetes Gesicht. Zoe war gestürzt und hatte ein paar Kratzer an der Stirn davongetragen, doch ihre braunen Augen leuchteten wie eh und je.
    Carters Antwort kam unwirsch, aber auch unverzagt. »Wir kämpfen weiter. Bis wir gewinnen.«
    Sylvain seufzte kaum merklich und wandte sich ab. Allie sah auf und begegnete seinem Blick. Ohne dass er etwas sagen musste, wusste sie, was er dachte – dasselbe wie sie:
    Wie denn?

[zurück]

Epilog
    »Hier entlang, Miss Sheridan, Miss Patel.« Mit ausgesuchter Höflichkeit gab ihnen der Mann in Uniform ihre Pässe zurück und forderte sie auf, mit ihm zu kommen.
    Die beiden Mädchen wechselten einen Blick und folgten ihm die Treppe hinunter. Das Morgenlicht war erbarmungslos – Allie hatte keine Mühe, zu erkennen, dass Rachel vergeblich versucht hatte, ihr blaues Auge mit Make-up zu kaschieren. Sie selbst trug ihren verletzten Arm in einer Schlinge vor der Brust. Um Platz für den dicken Verband zu schaffen, hatte man ihr den Ärmel ihrer Bluse aufschneiden müssen. Sie konnte nur ahnen, wie sie beide auf Fremde wirken mussten. Ihr Begleiter jedoch hatte mit keiner Wimper gezuckt, als sie sich ihm präsentiert hatten.
    Am Fuß der Treppe öffnete der Mann eine Tür, und sie betraten das Rollfeld. Es war kühl und feucht, in der Luft lag ein beißender Kerosingeruch.
    Ein Stück entfernt glitzerte Lucindas Privatjet silbern auf der Startbahn. Zu jeder anderen Zeit wäre Allie bei dem Gedanken, damit fliegen zu dürfen, total aus dem Häuschen gewesen. Diesmal nicht.
    Denn diesmal waren sie auf der Flucht.
    Lucinda hatte es ihr am Telefon erklärt. »Solange wir nicht wissen, wer der Spion ist, ist die Schule kein sicherer Ort für euch.«
    »Aber wo willst du mich denn hinbringen?«
    »Das werde ich weder dir noch sonst jemandem verraten. Ihr werdet es schon merken, wenn das Flugzeug landet. Die Sache ist einfach zu gefährlich geworden, Allie.«
    Dass die Sache verdammt gefährlich war, hatte Allie am eigenen Leib erfahren – die fünfzehn neuen Stiche an ihrem Körper sorgten dafür, dass sie Nathaniel nicht vergaß. Doch noch wollte sie sich nicht geschlagen geben.
    »Ich lasse die anderen nicht zurück«, erwiderte sie starrsinnig. »Was soll aus ihnen werden? Für sie ist es doch auch gefährlich.«
    »Aber ihnen gilt Nathaniels Interesse nicht«, sagte Lucinda. »Sondern dir. Und wenn du von der Bildfläche verschwindest, dann wird es auch für sie sicherer, zumindest eine Zeit lang.«
    »Aber warum können sie nicht alle mitkommen?«, fragte Allie starrsinnig.
    Lucindas Antwort war simpel. »Weil es leichter ist, zwei Menschen zu verstecken als sechs.«
    Aber, so fuhr sie fort, Rachel würde ja mit ihr kommen, damit sie nicht so allein wäre und jemanden hatte, der mit ihr lernte. Raj würde die erforderlichen Maßnahmen zu ihrer Sicherheit treffen.
    Die Luke des Flugzeugs klappte auf.
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