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Denkanstöße 2013

Denkanstöße 2013

Titel: Denkanstöße 2013
Autoren: Isabella Nelte
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der Liebe zur Architektur in Verbindung zu bringen ist. Sparsamkeit und Repräsentation verbanden sich in dem schweren Silbergeschirr, das der König anfertigen ließ. Einerseits machte es nach außen etwas her und konnte Besucher beeindrucken. Andererseits liegt die Vermutung nahe, dass der König diese Meisterwerke des Silberschmiedehandwerks als eine Art solider Geldanlage betrachtete.
    Etwas besser sah es in der Malerei aus. Der König malte sogar selbst in einem naiven, fast bäuerlich wirkenden Stil. »In tormentis pinxit«, schrieb er dann darunter: »In Schmerzen gemalt«. Denn die Malerei diente ihm vor allem dazu, die Schmerzen zu vergessen, die ihm seine Gicht bereitete. Porträts der königlichen Familie waren Teil der herrscherlichen Selbstdarstellung, der sich auch der »Soldatenkönig« nicht entziehen konnte. Und wollte er eine seiner vielen Töchter verheiraten, dann erwartete der Bräutigam samt Familie im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild der Zukünftigen. Diese Aufgabe erfüllte am Hof Friedrich Wilhelms I. vor allem ein Mann: Antoine Pesne. 1711 war er noch von König Friedrich I. zum Hofmaler ernannt worden. Pesne war ausnahmsweise kein Hugenotte, sondern war in Frankreich aufgewachsen und hatte dort studiert. Für den frankophonen preußischen Kronprinzen musste es natürlich ein französischer Maler sein, und so konnte seine Freude nicht größer sein, dass sein Vater 1737 nichts gegen dessen Übersiedlung nach Rheinsberg einzuwenden hatte. Der erste Auftrag, den Friedrich »seinem« Hofmaler gab, war ein Porträt, das sich seine Schwester Wilhelmine nach Bayreuth erbeten hatte: »Pesne bietet seine ganze Kunst auf, um Deinem Befehl gemäß ein gutes Bild von mir zu malen. Ich bitte ihn stets, nicht so Gewicht auf die Gesichtszüge zu legen, sondern vielmehr die Gefühle auszudrücken, die ich für Dich hege, damit sie Dir stets gegenwärtig sein mögen.«
    Natürlich hatte Friedrich in den folgenden drei Jahren bis zu seiner Thronbesteigung Pesne nicht exklusiv für sich. Dabei hätte er genügend Arbeit für ihn gehabt, wenn er nur über die nötigen Mittel verfügt hätte. Denn das durch den »Soldatenkönig« nur bescheiden sanierte Rheinsberg wartete geradezu darauf, dass seine Decken endlich mit Malereien geschmückt würden – Malereien im Stil Antoine Watteaus (1684–1721), die Friedrich so sehr liebte. Mythologische Szenen, ländliche Schäferstunden, romantische Ruinen in südlicher Kulisse … Doch erst 1738 verfügte Friedrich über die Mittel, Pesne damit zu beauftragen. Der Franzose war in Rheinsberg aber nicht nur in seiner Profession tätig. Wie Jordan gehörte er zu den Gästen an Friedrichs Tafel. Es war gerade diese ungezwungene Atmosphäre, die an Rheinsberg bis heute fasziniert. Doch wie das Beispiel Keyserlingks und Jordans zeigte, wusste Friedrich sehr wohl zu unterscheiden zwischen dem »Philosophen« und dem Kronprinzen bzw. späteren König. Anders als sein Vater war Friedrich bestrebt, als König eine Gemäldegalerie von Rang aufzubauen. Dabei hatten er und seine Einkäufer nicht immer eine glückliche Hand, doch finden sich in der eigens für die königliche Gemäldesammlung erbauten Bildergalerie im Park von Sanssouci durchaus auch Kunstwerke von europäischem Rang, etwa von van Dyck (1599–1641), Rubens (1577–1640) oder Caravaggio (1571–1610). Als Kronprinz konnte Friedrich von dergleichen nur träumen. Ebenso wie seine Schlösser und Opernhäuser vorerst Luftschlösser bleiben mussten. Doch ist es interessant, dass er nicht nur in der Kunst, sondern auch in der Musik und der Architektur seine »Meister« schon als Kronprinz fand.
    In der Architektur war dies der bereits erwähnte Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, der den kleinen Rundtempel in Friedrichs Neuruppiner Garten erbaut hatte. Ursprünglich ebenfalls Offizier, erbat er 1729 seinen Abschied, um sich fortan ganz seinen künstlerischen Neigungen widmen zu können. Damals kam Knobelsdorff auch schon mit Pesne in Kontakt. Doch erst die Nähe zum Kronprinzen brachte für Knobelsdorff die entscheidende Wende. Es war üblich, dass Herrscher ihre Baumeister zu Studien ins Ausland schickten – in dieser Zeit vor allem nach Italien. Bemerkenswert ist, dass Friedrich Knobelsdorff trotz seiner
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