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Denkanstöße 2013

Denkanstöße 2013

Titel: Denkanstöße 2013
Autoren: Isabella Nelte
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beschränkten Mittel 1736 eine solche Reise ermöglichte. Bis nach Neapel führte den Architekten sein Weg. Besonders die Hinterlassenschaften der Antike hatten es Knobelsdorff angetan, mehr noch die der Griechen (in Süditalien) als jene der Römer. Daher sei es sehr »zu bejammern«, dass der »erste christliche Kaiser Konstantin« keinen vergleichbaren Geschmack in den Wissenschaften und in der Religion gehabt habe. Deshalb habe er alle heid-nischen Tempel zerstören lassen und »aus diesen vortrefflichen Trümmern dem wahren Gott so schlechte und miserable Kirchen erbauen lassen«. Mit der zeitgenössischen italienischen Kunst und Architektur konnte Knobelsdorff dagegen weniger anfangen. Mit einem zweiten Auftrag Friedrichs war der Baumeister allerdings nicht erfolgreich: Er sollte italienische Sängerinnen für den Hof in Rheinsberg gewinnen. Doch die Gage, die Knobelsdorff den Damen anbieten konnte, war so gering, dass keine das Land, in dem die Zitronen blühen, mit dem kalten Deutschland vertauschen wollte.
    Auf der Rückreise machte Knobelsdorff im März 1737 bei Wilhelmine in Bayreuth Station: »Mir war es sehr lieb, Herrn von Knobelsdorff hier zu sehen. Sei nicht böse, wenn ich ihn ein paar Tage hier behalte. Es macht mir so viel Freude, mit ihm über Dich, liebster Bruder, zu plaudern, dass ich ihn nicht sobald fortlassen mag. Er hat einen recht feinen Geist und scheint Dir sehr ergeben.« Dieser Brief vermittelt einige Einsichten: Knobelsdorff war in Rheinsberg kein katzbuckelnder Diener; sonst hätte er Wilhelmine nichts wirklich Interessantes über ihren Bruder berichten können. Und er war nicht nur als Baumeister begabt, sondern galt überhaupt als Feingeist. Dabei war Knobelsdorff kein fröhlicher Luftikus wie Keyserlingk, sondern »von etwas rauem Wesen und Aussehen«. Ein Zeitgenosse verglich ihn mit einer »sehr schönen Eiche« und sah ihn als Verkörperung des gesunden Menschenverstands.
    Seine große Zeit sollte nach der Thronbesteigung Friedrichs kommen: Schloss Sanssouci ist bis heute untrennbar mit seinem Namen verbunden. Aber auch in Rheinsberg, am Potsdamer Stadtschloss oder am Schloss Charlottenburg, wo er den sogenannten Neuen Flügel erbaute, hinterließ er markante Spuren. Friedrichs ambitionierteste städtebauliche Idee sollte das Forum Fridericianum in Berlin werden – als Hort der Wissenschaft und der Kunst. Knobelsdorff baute hier für Friedrich das erste eigenständige – nicht in ein Schloss oder einen anderen Bau integrierte – Theater Europas, das Opernhaus »Unter den Linden«, die heutige – allerdings nach einem Brand 1843 leicht verändert wieder aufgebaute – Staatsoper.
    Die Oper »Unter den Linden« führt zu Friedrichs größter Leidenschaft seit Kindheitstagen: der Musik. Auch auf diesem Gebiet hat sich Friedrich eine erstaunliche Anhänglichkeit bewahrt; sähe man es kritisch, könnte man auch sagen, dass sein künstlerischer Geschmack – egal ob in Dichtung, Malerei, Musik oder Theater – sich bereits als Kronprinz ausgebildet und in seinen 46 Jahren als König kaum mehr weiterentwickelt hat, weshalb er beispielsweise nie einen Zugang zu deutscher Literatur finden sollte.
    Länger noch als Pesne oder Knobelsdorff war Johann Joachim Quantz an der Seite Friedrichs: seit er ihn bei seinem Besuch in Dresden 1728 kennengelernt hatte, bis zu seinem Tod 1773. Allerdings gelang es Friedrich nicht, Quantz vor seiner Thronbesteigung dauerhaft zu verpflichten. Erst 1741 verließ Quantz die sächsischen Dienste und kam nach Berlin. Doch war der Flötenvirtuose ein häufiger Gast des Kronprinzen sowohl in Neuruppin als auch in Rheinsberg: »Quantz unterrichtete Friedrich weiterhin auf der Flöte und beriet ihn kompositorisch. Es steht außer Zweifel, dass Quantz trotz seiner weiteren Tätigkeit in Dresden personell und stilistisch bei der Gründung von Friedrichs Kapelle die Fäden in der Hand behielt. Er erkannte die Gelegenheit, seinem Flötenschüler hervorragende Begleiter zur Seite zu stellen und zugleich im abgeschiedenen Ruppin eine neue Kapellmusik eigener Vorstellung zu begründen.« Im persönlichen Verhältnis blieben Spannungen nicht aus: Friedrich verübelte es Quantz im November 1733 sehr, dass er seine Stellung in Dresden nicht früher quittierte. »Quantz freut sich
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