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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen
Autoren: Mary Monroe
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nach, ob der Spezialist für Brandverletzungen in die Notaufnahme gerufen worden sei. Hastig sammelte sie die Utensilien ein, die für die Behandlung wichtig waren. Sie arbeitete fieberhaft und murmelte: “Es wird nicht Marion sein. Natürlich wird sie es nicht sein. Was hätte sie auch in der Klinik verloren?” Über den
Mann
, der eingeliefert werden sollte, dachte sie erst gar nicht nach.
    In all den Jahren hatte Ella gelernt, Gott um nichts zu bitten, was in der Notaufnahme geschah. Eine Frau konnte ihren Glauben sehr schnell verlieren, wenn sie hier zu Gott betete. Stattdessen bereitete sie mit ruhiger und geschulter Hand die Bandagen und das Besteck vor und betete nur darum, dass sie in den nächsten Stunden die Kraft hätte, ihr Bestes geben zu können. Und sie bat um die Stärke, verstehen, akzeptieren, damit leben zu können, was auch immer geschah.
    Sie musste nicht lange warten. Zwanzig Minuten später wurden die Türen zur Notaufnahme aufgestoßen, und die erste Krankentrage wurde hereingebracht. Ella stürzte zu der Trage, packte mit an und warf einen Blick auf den Patienten.
    Sie war beschämt über die Erleichterung, die sie verspürte, als sie Fannie erkannte.
Nicht Marion …
Fannies Gesicht war rußgeschwärzt, ihre Augen waren geschlossen, und sie lag reglos auf der Trage. Ella wusste sofort, dass sie tot war.
    Ella ließ los und wartete auf den zweiten Patienten. Reglos verharrte sie, unfähig, sich zu bewegen, und wartete auf die Sanitäter, die eine Ewigkeit brauchten, um die Krankentrage durch die Tür zur Notaufnahme zu bugsieren. Ängstlich musterte sie den Mann, der hereingebracht wurde. Seine dreckverkrusteten Arbeitsschuhe schauten unter der Decke hervor. Die Aufschläge seiner Hose waren schwarz und zerrissen. Seine Hände, seine wundervollen schlanken Finger, lagen ganz ruhig, zerkratzt, und seine Nägel waren rußverdreckt. Endlich betrachtete Ella auch sein Gesicht.
    Sie sah die schlimme Wunde auf seiner Wange und die Bandage um seine Augen, sah die zertrümmerte Schulter, und doch schlug eine Woge des Glücks über ihr zusammen: Er lebte! Sie griff nach der Trage und rannte mit den Sanitätern in den Behandlungsraum.
    “Was ist passiert?” fragte sie den Rettungssanitäter.
    “Dieser Kerl ist ein Held”, erwiderte er. “Er hat seine Tochter gerettet.”
    Ella stockte der Atem. “Geht es dem Kind gut?”
    “Ja. Sie bringen sie nur mit, um sicherzugehen. Sie hat einen Schock. Sie war mit ihrer Mutter in dem Gebäude, als das Feuer ausbrach.” Er warf einen Blick auf die andere Trage, wo zwei Sanitäter gerade ein Tuch über Fannies Kopf zogen. “Es muss hart gewesen sein für das Kind.”
    “Was ist mit dem Mann geschehen?”
    “Nachdem er das Kind in Sicherheit gebracht hatte, ist er in das Gebäude zurück, um nach der Mutter zu suchen. Sie haben versucht, ihn aufzuhalten. Die Feuerwehrmänner waren schon unterwegs, aber er ist reingesprungen. Er hat die Frau tatsächlich gefunden und sie rausgebracht. Aber er hat sich dabei schwer verletzt. Als er aus dem Fenster klettern wollte, stürzte das Dach ein. Ein Glück für ihn, dass die Feuerwehrmänner da waren, um ihn herauszuziehen.” Er schüttelte den Kopf. “Es ist schrecklich, denn er kam zu spät, um sie zu retten.”
    Ella blickte den verbrannten und bewusstlosen Mann auf der Trage an, während Tränen in ihren Augen schimmerten. “Er konnte nicht anders”, sagte sie sanft. “So ist er eben.”
    “Darüber weiß ich nichts”, sagte der Sanitäter in seiner schroffen Art. “Ich habe schon zu oft gesehen, wie ein Mann in ein brennendes Haus lief, um jemanden zu retten. Und ich frage mich jedes Mal: Macht der Mann die Entscheidung? Oder macht die Entscheidung den Mann?”
    Sie brachten Harris in das Behandlungszimmer, wo schon der Spezialist für Brandverletzungen wartete. Das Team arbeitete schnell, befreite ihn von seiner Kleidung, legte Kanülen und versorgte die Brandwunden, die Narben auf seiner linken Wange und seiner Schulter hinterlassen würden. Dieser Tag würde Harris für immer zeichnen, schoss es ihr durch den Kopf, aber was machte das schon? Was nun zählte, war, dass seine Wunden heilten und dass es ihm wieder gut gehen würde.
    Ihr schien es eine Ewigkeit zu dauern, bis die Bandage über den Augen endlich entfernt wurde. Als es so weit war, brauchte es einen Moment, bis Harris die Augen aufschlug. Sein Blick war leer, und er blinzelte nicht unter der hellen Lampe.
    Ella tauschte einen
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