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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen
Autoren: Mary Monroe
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und blickte ihn verzweifelt an. “Sie muss bei Fannie sein, aber wir haben sie bis jetzt noch nicht mit ihr gesehen.”
    Harris wurde blass und warf seinen Kopf herum, um einen Blick auf die brennende Klinik zu werfen. Panik flammte in ihm auf. Ein Schrei kam über seine Lippen, ein tiefer Schrei, der aus der Hitze in seiner Brust zu kommen schien. “Nei-i-i-i-n!” Sie war da drin. Seine Tochter war in dem Höllenfeuer. Er
wusste
es. Er dachte, er hätte das Schlimmste damals in der Notaufnahme durchmachen müssen. Dann in der letzten Nacht, als es Marion so schlecht ging. Aber er hatte Unrecht. Er hatte einen unverzeihlichen Fehler begangen; er hatte Marion in Fannies Obhut gelassen. Und jetzt würde er sie durch diese falsche Entscheidung verlieren.
    Harris fühlte sich plötzlich, als stünde er neben sich und sah teilnahmslos den Handlungen eines verzweifelten und entschlossenen Mannes zu. Die Geräusche um ihn herum schienen gedämpft zu sein, und er nahm alles nur noch eingeschränkt wahr. Er ließ Maggie los und rannte zur Klinik, schob Brady zur Seite, der versuchte, ihn zurückzuhalten. Er konnte seine Füße nicht spüren, die den Boden berührten, konnte die Hitze nicht spüren, als er um das Gebäude rannte, um nach einem Weg hinein zu suchen. Die Feuerwehrfahrzeuge nahm er nur am Rande wahr, während er immer wieder Marions Namen rief und um die Klinik lief.
    Eine Stimme drang zu ihm durch. Es klang wie ein Vogel, der hoch oben in einem Baum rief.
    “Mama! Mama! Mama!”
    Sein Blick fiel auf die große Sumpfkiefer an der Rückseite der Klinik. Sie stand ganz nahe am Gebäude, bei einem Fenster, aus dem dichter Rauch quoll. Er sah an dem Baum hoch, bis er Marion entdeckte, die sich mit einem Arm an einem Ast festklammerte. Den anderen Arm hatte sie ausgestreckt und rief hysterisch nach ihrer Mutter.
    Er stieg auf den Baum und sah sich selbst zu, wie er eine Hand über die andere setzte, an den Rauchwolken vorbei immer höher in den Baum kletterte, bis hinauf zu seiner Tochter. Als er sie endlich erreichte, sprach er mit ruhiger Stimme zu ihr, löste ihre Finger vom Ast und brachte seine zitternde Tochter dazu, statt des Baumes ihn zu umarmen. Er hob sie langsam zu sich, obwohl der Rauch und ihr Zittern und Weinen ihn behinderten.
    “Wo ist Fannie?” fragte er sie.
    Marions Augen waren schreckgeweitet. Er konnte nicht zu ihr durchdringen. Als er den untersten Ast erreicht hatte, streckte sie erneut ihr Ärmchen aus, deutete auf das geöffnete Fenster und schrie: “Mama! Mama!”
    “Ist schon gut, Süße”, erwiderte er und verstand endlich, was er tun musste.
    Lijah tauchte auf und rief etwas zu ihnen hinauf.
    Harris sah in das Gesicht des alten Mannes. “Passen Sie gut auf sie auf”, brüllte er, als er seine Tochter unten in die Arme des wartenden Mannes gleiten ließ.
    Feuerwehrmänner kamen um die Ecke gelaufen und riefen Harris zu, dort zu bleiben, wo er war. Harris wartete, bis Lijah Marion in Sicherheit gebracht hatte, dann drehte er sich um und kletterte erneut auf den Baum, um durch das offene Fenster in das brennende Haus zu steigen.
    Er fand Fannie auf dem Fußboden in der Nähe des Fensters liegend. Sie rang nach Luft. Er kroch zu ihr und nahm sie in den Arm. Schwarze Rauchspuren auf ihrem Gesicht bereiteten ihm Sorgen. Fannie öffnete die Augen und schrak wimmernd zurück, als sie ihn durch den Qualm hindurch erkannte.
    “Hab keine Angst, Fannie”, sagte er. “Ich bin hier.”
    Sie bewegte ihre trockenen, aufgesprungenen Lippen, doch Harris konnte nicht verstehen, was sie sagen wollte. Das Feuer zischte. Er neigte den Kopf und legte sein Ohr an ihren Mund.
    “Marion?” presste sie hervor.
    Er blickte sie an. “Sie ist draußen. Sie ist in Sicherheit, und es geht ihr gut.”
    Er konnte die Erleichterung in Fannies Gesicht erkennen. Dann schloss sie die Augen.
    Eine Explosion im Nebenzimmer erschütterte das Haus, als ob das Höllentier sich erhoben und gebrüllt hätte. Die Kraft seines wütenden Atems erschütterte die Sparren und ließ Glas zerbersten. Harris hörte die Flammen hinter sich zischen, spürte, wie die Hitze seinen Lungen die Luft raubte und seine Haare versengte.
    Fannie klammerte sich an seinem Hemd fest und wimmerte leise.
    Harris wandte den verzehrenden Flammen den Rücken zu, die die Wände hinaufzüngelten und hob Fannie hoch. “Halte durch!” schrie er.
    Später konnte er sich nicht daran erinnern, wie er es geschafft hatte, sie durch die Wand aus Rauch
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