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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen
Autoren: Mary Monroe
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Hoffnung geschöpft.
    Er blinzelte und erkannte Ella, die in der Gruppe bei der neuen Klinik stand. Sie lachte, und ihr langer Zopf tanzte auf ihrem Rücken, während sie den Gästen Barbecue servierte. Sein Herz ging ihm beim Anblick seiner Frau auf. Ella war die gute Seele dieses Ortes; er wusste das, ohne neidisch zu sein. Sie hatte die schier unerschöpfliche Fähigkeit zu geben.
    Er wollte gar nicht darüber nachdenken, wie sein Leben verlaufen wäre, wenn sie nicht zurückgekommen wäre und ihn geheiratet hätte. Wahrscheinlich wäre dann ein grantiger Kauz aus ihm geworden, und Marion wäre für ihr Leben traumatisiert. Sie beide waren nach dem Feuer schwer gezeichnet gewesen, aber Ella hat keinen von beiden je aufgegeben. Sie hatte sie langsam, freundlich, aber auch bestimmt in die Gesundheit, ins Leben zurückgeführt. Sie trugen für immer Narben – seine waren körperlich, Marions seelisch. Daran konnte man nichts ändern. Aber Ella hatte es geschafft, dass diese Qualen leichter zu ertragen waren. Sie hatte für ihn gesehen, als er es aufgrund der Verbände nach dem Feuer nicht konnte, und nun, da er sein Augenlicht zurückhatte, war sie sein Herz. Er dachte wieder daran, wie viel er ihr zu verdanken hatte. Nicht viele Männer bekamen eine zweite Chance im Leben.
    Marion rannte mit Maggies Tochter, Annie, über das Feld, verfolgt von dem verspielten Spanielwelpen, den er nach seiner Rückkehr aus dem Krankenhaus mitgebracht hatte. Seine verletzten Augen waren noch immer lichtempfindlich, aber das war nicht der Grund, warum sie sich mit Tränen füllten. Er dachte an Marions erstes Lächeln nach dem schrecklichen Feuer. Das war im August gewesen, und nur einige Wochen später war sein kleines Mädchen zum ersten Mal zur Schule gegangen. Seitdem hatte sie viele neue Freunde kennen gelernt. Ein bittersüßes Lächeln umspielte seinen Mund, als er erkannte, dass Marion nun langsam flügge wurde und sich Schritt für Schritt vom Nest entfernte. Sein Lächeln wurde breiter, als er an die kleine Gesellschaft denken musste, die sie jeden Morgen zum Schulbus begleitete: er mit dem Welpen, Cinnamon, der ihnen in der Luft folgte, und die Tweedles.
    Er schüttelte seinen Kopf, und sein Lächeln wurde zu einem Lachen, als er an die verrückten Geier dachte, die hinter ihnen hertrotteten. Nicht einmal das Feuer konnte die beiden davon überzeugen, dass sie es in der freien Natur besser hätten. Sobald die Asche abgekühlt war, waren die Geier übermütig zur Rückseite des Hauses gewatschelt und hatten sich dort niedergelassen. Bei den Tweedles hatte er versagt. Doch er hatte die Tiere schon fast so sehr ins Herz geschlossen, wie Maggie es tat. Sie waren nun Dauergäste im Center und wurden in Lernprogrammen eingesetzt und trainiert.
    Seine Träumereien wurden durch Bradys Stimme unterbrochen, die seinen Namen rief. Als er aufsah, bemerkte er eine Gruppe von Menschen, die über das Feld auf ihn zukam. Brady lief vorneweg und hatte einen Weißkopf-Seeadler mit einer Haube auf seinem Handschuh sitzen. Lijah hatte Recht, was den Jungen betraf, und er betrachtete mit Bewunderung, wie sicher Brady mit dem Tier auf ihn zukam. Er war der geborene Falkner. Während Harris sich erholt hatte, war Brady zu ihm in die Klinik gekommen und hatte ihm die Wahrheit über jenen schicksalhaften Heiligen Abend erzählt, an dem Santee angeschossen worden war. Harris war nicht sehr überrascht gewesen. Er hatte gewusst, dass eine der beiden Waffen ein Gewehr und die andere eine Schrotflinte war. Und Roy Simmons’ Ruf als Schütze war bekannt. Bradys Ehrlichkeit hatte die beiden als Lehrer und Schüler einander näher gebracht.
    Lijah war Harris’ Vorbild, und so versuchte er, Brady ein ebenso weiser und gebender Lehrer zu sein. Auf seine Weise würde er so seine Spuren hinterlassen, wie Lijah es bei ihm getan hatte. Wie Lijah immer sagte:
Das ist die schönste Spur, die ein Mann hinterlassen kann
.
    Lijah
… Der alte Mann fehlte ihnen sehr. Kurz nach dem Feuer war er verschwunden und hatte nur eine einzelne Adlerfeder auf dem Kopfkissen in seiner Hütte am Weiher hinterlassen. Es wurde erzählt, dass eine Adlerfeder Kraft bedeutet, und so glaubten sie, dass der alte Mann mit der Feder auch einen Teil von sich bei ihnen gelassen hatte. Er hatte ihnen immer gesagt, dass er gehen würde, wenn Santee ging, aber sein plötzliches Verschwinden hatte sie alle mitgenommen. Die Feder gehörte nun Marion, und sie ersetzte die schrille Lulu als
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