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Dem Feuer zu nah

Dem Feuer zu nah

Titel: Dem Feuer zu nah
Autoren: Nora Roberts
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lachte. Devin staunte. Jared starrte nur.
    Sie war noch nicht fertig. Noch lange nicht. Aus dem Kofferraum holte sie das lederne Adressbuch, das er auf dem Nachttisch hatte liegen lassen. Mit einem eisigen Lächeln hielt sie es hoch, bevor sie die Blätter herausriss und auf den Haufen inzwischen hoffnungslos verdreckter Kleidungsstücke segeln ließ.
    Dann folgten seine Schuhe. Zuerst die guten italienischen. Sie hielt sie Ethel hin, die Hündin schnüffelte sie ab. Savannah warf sie nacheinander durch die Luft, und die Hunde jagten bellend hinterher. Auch seine Tennisschuhe hatte Jared bei ihr gelassen. Gleich zwei Paar, von denen er eins erst vor zwei Wochen gekauft hatte. Savannah hoffte, dass die Hunde sie in Stücke reißen würden.
    Blieb noch das Rasierzeug. Sie ließ sich Zeit damit und verstreute es um sich, bis Shane sich vor Lachen nicht mehr halten konnte und aus dem Korbsessel rutschte.
    Auf den Gnadenstoß freute sie sich besonders. Es war der Wein. Nur eine Flasche war offen gewesen, aber die hatte sie zu Hause geleert. Jetzt entkorkte sie die restlichen drei, alles hervorragende Jahrgänge aus Frankreich und sündhaft teuer. Mit herausforderndem Blick ging sie zu dem, was von seiner Kleidung übrig war. Sie legte den Kopf schief und registrierte erfreut, wie Jared die Augen zusammenkniff. Mit dem Schwung einer erfahrenen Kellnerin goss Savannah die drei Flaschen über seinem besten Anzug aus.
    Als sie leer waren, ließ Savannah sie aufs Gras fallen. Ohne auch nur ein einziges Wort gesprochen zu haben, kehrte sie zum Wagen zurück und stieg ein. Ein letztes Lächeln, ein Winken zum Abschied, dann startete sie den Motor, wendete und fuhr davon.
    Abgesehen von Shanes schallendem Lachen herrschte Stille.
    Irgendwann räusperte Devin sich geräuschvoll. Er starrte auf das Chaos auf dem Rasen und strich Fred über den Kopf, als der Hund ihm einen von Jareds zerkauten Schuhen brachte.
    „Nun ja”, begann er. „Ich würde sagen, auch sie hat dir gerade etwas klargemacht.”
    „Die Frau ist unmöglich”, stammelte Shane und wischte sich die tränenden Augen. „Ich glaube, ich habe mich in sie verliebt.”
    Rafe wusste nur zu gut, wie es war, seinem Herzen ausgeliefert zu sein. Deshalb stand er auf und legte Jared eine Hand auf die Schulter. „Weißt du, Jared, du hast jetzt zwei Möglichkeiten.”
    Jared zitterte fast vor Wut. „Und die wären?”
    „Lauf, als wäre der Teufel hinter dir her, oder geh und hol sie dir. Ich weiß, wofür ich mich entscheiden würde.”
    Während der nächsten zwei Stunden unternahm Jared überhaupt nichts. Er kannte sich gut genug, um zu wissen, wie gefährlich sein Temperament sein konnte. Er ließ etwas Dampf ab und brachte sich bei der Arbeit in der Scheune ins Schwitzen, bevor er sich duschte.
    Als er schließlich aufbrach, war der Zorn noch immer da, aber er hatte ihn unter Kontrolle. Savannah glaubt, sie kann mich wegwerfen, so wie meine Sachen, dachte er. Aber da irrte sie sich.
    „He, Jared.” Shane stand im Hof und kämpfte mit den Hunden um einen von Jareds Schuhen. „Sag Savannah, dass wir die Show wirklich genossen haben, ja?”
    „Erinnere mich nachher daran, dass ich dir in den Hintern trete.”
    Sie hatte ihn lächerlich gemacht. Vor seinen Brüdern. Er stopfte die Hände in die Taschen und versuchte ruhig zu bleiben, während er zum Wald stapfte. Außerdem hatte sie einen Großteil seiner Garderobe ruiniert.
    Sie hielt sich für verdammt schlau, da war er sicher. Wahrscheinlich hatte sie die halbe Nacht aufgesessen und alles ganz genau geplant. Wäre er nicht das Opfer gewesen, hätte er sie dafür bewundert. Die Frau hatte wirklich Nerven.
    Aber sie hatte sich auf seine Kosten ausgetobt.
    Der Wald umschloss ihn, doch das gewohnte Gefühl des Friedens stellte sich nicht ein. Mit den Gedanken war Jared auf der anderen Seite der Bäume, bei Savannah. Und bei der Rache, die er an ihr nehmen wollte. Mal sehen, dachte er voller Vorfreude, wie es ihr gefällt, wenn ich an ihren Kleiderschrank gehe und …
    Plötzlich hielt er inne und holte tief Luft. Was hatte diese Frau bloß aus ihm gemacht? Er führte sich auf wie ein unreifer Teenager und malte sich aus, wie er ihren Kleiderschrank verwüstete.
    Nein, dazu würde es nicht kommen. Er würde sich rächen, indem er ihr bewies, dass er trotz ihres empörenden Auftritts ruhig und vernünftig blieb. Um sicherzustellen, dass er das auch wirklich blieb, machte Jared einen Umweg und setzte sich erst einmal
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