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Dem Feuer zu nah

Dem Feuer zu nah

Titel: Dem Feuer zu nah
Autoren: Nora Roberts
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Jeans-Shirt des Feindes. Jared wartete. Dann sprang er mit einem markerschütternden Schrei aus der Deckung. Er stürzte sich auf Rafe, warf ihn um, und zusammen landeten sie inmitten der wilden Brombeeren.
    Es war ein gelungener Überraschungsangriff gewesen, aber Jared wusste, dass er noch lange nicht gewonnen hatte. Rafe war ein zäher Gegner, das konnte jeder seiner Mitschüler an der Grundschule von Antietam bezeugen. Er kämpfte mit einer Begeisterung, die Jared gut nachempfinden konnte.
    Es gab nichts Herrlicheres, als sich an einem heißen Sommertag, wenn das Ende der Schulferien näher rückte und die morgendlichen Pflichten hinter einem lagen, mit jemandem zu rangeln.
    Dornen bohrten sich in die Kleidung und zerkratzten die Haut. Die beiden Jungs kehrten kämpfend auf den Pfad zurück. Fäuste flogen, und Schuhe gruben sich Halt suchend in den Erdboden. Ganz in der Nähe fand eine zweite Schlacht statt. Auch sie war geprägt von Flüchen, Stöhnen und dem dumpfen Aufprall der Fäuste auf den schwitzenden Körpern.
    Die MacKade-Brüder fühlten sich wie im Paradies.
    „Du bist tot, elender Rebell!”, rief Jared, als es ihm gelang, Rafe am Haar zu packen.
    „Aber dich nehme ich mit, Blaurock!”, schrie Rafe zurück.
    Doch keiner war dem anderen überlegen, und so endete der Kampf schließlich unentschieden. Verdreckt, atemlos und lachend lösten sie sich voneinander.
    Jared wischte sich das Blut von der aufgeplatzten Lippe und beobachtete, wie die beiden anderen Brüder miteinander kämpften. Devin würde ein blaues Auge davontragen, und Shane hatte in seiner Jeans einen Riss, der ihnen allen eine Menge Ärger einbringen würde.
    Er stieß einen langen, zufriedenen Seufzer aus und blinzelte in den Sonnenschein.
    „Sollen wir aufhören?”, fragte Rafe.
    „Nein. Die beiden sind gleich fertig.”
    „Ich gehe in die Stadt.” Rafe sprang auf und klopfte sich den Staub von der Hose. „Ich will bei Eds etwas trinken.”
    Devin ließ Shane los. „Hast du Geld?”
    Lächelnd klimperte Rafe mit den Münzen in seiner Tasche. „Vielleicht.” Dann strich er sich das Haar aus den Augen und rannte los.
    Die Hoffnung, von ihrem Bruder etwas spendiert zu bekommen, war genug, um Devin und Shane sofort Frieden schließen zu lassen. Sie brachen den Kampf ab und jagten hinter ihm her.
    „Komm schon, Jared”, rief Shane über die Schulter. „Auf zu Eds.”
    „Lauft vor. Ich komme nach.”
    Aber Jared blieb auf dem Rücken liegen und sah zum Himmel hinauf, der zwischen den Baumkronen zu erkennen war. Als die hämmernden Füße seiner Brüder verklungen waren, glaubte er, den alten Schlachtenlärm hören zu können. Das Getöse der Kanonen, die Schreie der Verwundeten. Dann das angstvolle Keuchen der zwischen den feindlichen Linien herumirrenden Soldaten.
    Er schloss die Augen. Die Gespenster der Vergangenheit waren ihm viel zu vertraut, um sich vor ihnen zu fürchten. Er wünschte, er hätte die Männer gekannt, hätte sie fragen können, wie es war, sein Leben, seine Seele aufs Spiel zu setzen. Ein Ideal, eine Lebensweise so sehr zu lieben, dass man alles, was man war und besaß, dafür opfern würde.
    Er war überzeugt, dass er es für seine Familie, seine Eltern, seine Brüder tun würde. Doch das war irgendwie anders.
    Eines Tages, so nahm er sich vor, würde er ein Zeichen setzen. Die Leute würden ihn sehen und wissen, dass er Jared MacKade war, ein Mann, der für etwas einstand. Ein Mann, der tat, was getan werden musste, und keinen Kampf scheute.

1. KAPITEL
    J ared wollte ein kühles Bier. Er konnte ihn schon schmecken, den ersten kräftigen Schluck, der den üblen Nachgeschmack fortspülen würde. Den Nachgeschmack eines harten Tages im Gericht, eines idiotischen Richters und einer Mandantin, die ihn langsam, aber sicher um den Verstand brachte.
    Dass sie in die Einbruchsserie im Westen von Hagerstown verwickelt und alles andere als ein Unschuldslamm war, störte ihn nicht. Schuldige zu verteidigen war schließlich sein Beruf. Aber er war es leid, sich von seiner Mandantin wie Freiwild behandeln zu lassen.
    Die Frau hatte eine ziemlich verquere Ansicht von der Beziehung zwischen Anwalt und Mandant. Wenn sie ihm noch einmal an den Hintern fasste, konnte sie sich einen neuen Verteidiger suchen. Unter anderen Umständen hätte er die ganze Sache vielleicht sogar amüsant gefunden. Aber im Moment hatte er für solche Spielchen zu viel im Kopf und im Terminkalender.
    Mit einer gereizten Handbewegung schob er
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