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Dem Feuer zu nah

Dem Feuer zu nah

Titel: Dem Feuer zu nah
Autoren: Nora Roberts
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hätte er sie in Ruhe gelassen. Aber ihre Stimme war vollkommen ausdruckslos gewesen.
    „Ich habe Durst.” Sie eilte den Pfad entlang, stieg die Stufen zur Veranda hinauf und ließ die Fliegengittertür hinter sich zufallen.
    Jared war wütend. Durstig war er auch. Und er würde das hier hinter sich bringen und sich endlich ein kühles Bier gönnen. Ohne anzuklopfen, betrat er das Haus.
    Das kleine Wohnzimmer enthielt bequeme Möbel, alte Sessel, stabile Tische, auf die man die Füße legen konnte. Das Braun der Wände passte zum Pinienholz des Dielenbodens. Farbkleckse setzten auffallende Akzente – Bilder, Kissen, auf den hellen Teppichen verstreute Spielsachen, die ihn daran erinnerten, dass sie ein Kind hatte.
    Er folgte ihr in eine Küche mit strahlend weißen Schränken und demselben glänzenden Pinienboden wie im Wohnzimmer. Sie stand an der Spüle und wusch sich die Erde von den Händen. Sie sagte nichts, sondern trocknete sie ab, bevor sie einen Krug mit Limonade aus dem Kühlschrank nahm.
    „Ich möchte das hier ebenso schnell hinter mich bringen wie Sie”, sagte Jared.
    Savannah atmete tief durch, nahm die Sonnenbrille ab und warf sie auf die Arbeitsplatte. Es ist nicht seine Schuld, sagte sie sich. Jedenfalls nicht ganz. Im Grunde war niemand schuld.
    „Sie sehen erhitzt aus.” Sie goss Limonade in ein hohes Glas und reichte es ihm. Dabei warf sie ihm einen kurzen Blick aus schokoladenbraunen Mandelaugen zu und wandte sich ab, um ein zweites Glas herauszunehmen.
    „Danke.”
    „Wollen Sie mir etwa sagen, dass er Schulden hatte, die ich jetzt begleichen muss? Falls ja, so kann ich Ihnen darauf sofort antworten, dass ich gar nicht daran denke.” Sie lehnte sich gegen die Arbeitsplatte. Was ich besitze, habe ich mir selbst erarbeitet, und ich werde es behalten.”
    „Ihr Vater hat Ihnen siebentausendachthundertfünfundzwanzig Dollar und ein paar Cents hinterlassen.”
    Jared sah, wie sie das Glas vom Mund nahm, zögerte, es dann wieder an die Lippen hob und langsam, nachdenklich trank. „Woher hatte er siebentausend Dollar?”
    „Ich habe keine Ahnung. Aber das Geld liegt auf einem Sparbuch in Tulsa.” Jared stellte den Aktenkoffer auf den Tisch und öffnete ihn. „Sie brauchen sich nur auszuweisen und diese Papiere zu unterschreiben, dann wird das Erbe umgehend an Sie überwiesen.”
    „Ich will es nicht.” Der Knall, mit dem sie das Glas abstellte, war die erste Gefühlsregung, die sie sich anmerken ließ. „Ich will sein Geld nicht.”
    Jared legte die Papiere auf den Tisch. „Es ist Ihr Geld.”
    „Ich sagte, ich will es nicht.”
    Er nahm die Brille ab und steckte sie in die Brusttasche. „Wenn ich recht verstehe, standen Sie und Ihr Vater sich nicht sehr nah.”
    „Sie verstehen überhaupt nichts”, entgegnete sie. „Alles, was Sie wissen müssen, ist, dass ich das verdammte Geld nicht will. Also stecken Sie bitte Ihre Unterlagen wieder in Ihren schicken Aktenkoffer und verschwinden Sie.”
    Jared war Widerspruch gewöhnt und blieb ruhig. „Das Testament Ihres Vaters sieht vor, dass das Geld an Ihr Kind geht, wenn Sie selbst es nicht wollen.”
    Ihre Augen blitzten. „Lassen Sie meinen Sohn aus dem Spiel.”
    „Die Vorschriften …”
    „Ihre Vorschriften sind mir egal. Er ist mein Sohn. Und es ist meine Entscheidung. Wir wollen das Geld nicht, wir brauchen es nicht.”
    „Miss Morningstar, Sie können die Annahme des Erbes verweigern, aber das würde bedeuten, dass die Gerichte damit befasst werden und aus einer eigentlich ganz einfachen Sache ein sehr komplizierter Vorgang wird. Tun Sie sich einen Gefallen, ja? Nehmen Sie das Geld, verbraten Sie es an einem Wochenende in Reno, spenden Sie es für einen wohltätigen Zweck oder vergraben Sie es in einer Blechdose im Garten.”
    „Die Sache ist ganz einfach”, erwiderte sie gelassen. „Ich nehme sein Geld nicht an.” Sie starrte über Jareds Schulter, als die Haustür laut ins Schloss fiel. „Mein Sohn”, sagte sie und warf ihrem Besucher einen warnenden Blick zu. „Kein Wort zu ihm, ist das klar?”
    „He, Mom! Connor und ich …” Wie angewurzelt blieb er stehen. Er war ein großer, sehr schlanker Junge, der die Augen seiner Mutter besaß und auf dem zerzausten schwarzen Haar eine Baseball-Kappe mit dem Schirm nach hinten trug. Mit einer Mischung aus Misstrauen und Neugier musterte er Jared. „Wer ist das?”
    Ganz die Mutter, dachte Jared. Genau die gleichen schlechten Manieren. „Ich bin Jared MacKade, ein
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