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Delikates zum Dessert

Delikates zum Dessert

Titel: Delikates zum Dessert
Autoren: Katinka Dietz
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noch in meinem Herzen, doch die Statuen von Maria und den Heiligen, die sich in himmlischer Verzückung aufopferten, hatten es mir angetan. Wenn ich für den Alten da war, fühlte ich mich gut. Fast, als stünde ich kurz vor der Seligsprechung.
    Mein Verehrer Marco und ich aßen in einem überfüllten Restaurant zu Abend, und schon bei den Antipasti deutete manches darauf hin, dass er heute Nacht von Amore sprechen würde. Er war ein netter Kerl, aber während wir das ölige Gemüse aßen, fielen mir wieder nur Gemeinheiten ein.
    Ich würde ihn ja doch nicht zum Zug kommen lassen. Ich würde ihn quälen, verlachen, demütigen. Lag es an den Heiligen, dass ich allmählich von dieser Niedertracht wegkommen wollte? Jedenfalls beschloss ich, der Sache aus dem Weg zu gehen. Nach den fiori di zucca band ich mir unauffällig mein Jäckchen um die Hüften, klemmte mir meine Clutch unter die Achsel und entschuldigte mich.
    Ich ging hinaus in den Hinterhof, in dem sich die WC-Anlagen befanden und sah mich nach einem Fluchtweg um. Ich stand bereits mit einem Bein auf einer Mülltonne hinter der Küche, um über die nicht sonderlich hohe Steinmauer hinwegzuspringen und in den Gassen zu entschwinden, als ich einen Pfiff hörte.
    „Ihr Rock ist zu eng für so einen gefährlichen Ausfallschritt.“
    Er kam lächelnd aus der Herrentoilette auf mich zugeschlendert. Sein Name war Angelo. Ich kann nicht mehr genau sagen, warum ich mich in ihn verliebt habe. Es könnte seine samtige Stimme gewesen sein. Vielleicht waren es die Sprenkel in der grünen Iris oder dieser Zug um seinen Mund, wenn er sich die lange Strähne wegpustete, die ihm immer in die Augen fiel. Wir flirteten eine viertel Stunde im Hof und schritten dann Arm in Arm quer durch das Lokal hindurch – an dem Tisch vorbei, an dem Marco saß und auf meine Rückkehr wartete.
    Angelo zögerte unser erstes Mal so lange hinaus, bis es mich körperlich schmerzte. Mein Unterleib vibrierte. Tag und Nacht. Wochenlang. Wir trafen uns an schwülen Abenden in Straßencafés, und ich rutschte unruhig auf Holz-, Plastik- oder Metallstühlen herum. Irgendwann hatten wir auf jeder verdammten Piazza Roms gesessen – und er machte immer noch keine Anstalten, mich zu vögeln. Wir redeten und redeten und redeten. Kein Kuss. Keine Berührung, die über freundschaftlichen Verkehr hinausging. So katholisch konnte kein Italiener sein.
    Er ist impotent, dachte ich an einem dieser Abende, an denen ich dazu übergegangen war, zu viel Rotwein zu trinken, um meine Geilheit zu betäuben. Natürlich, er kriegt keinen hoch. Das war des Rätsels Lösung. Wie sehr ich ihn begehrte! Fast fühlte ich mich wie eine normale Frau. Eine, die sich verlieben und hingeben kann und dabei glücklich ist.
    In diesem Moment legte er ein Bündel Lire auf den Tisch und sagte: „Wir sollten auf der Stelle etwas gegen diese lästige Dauererektion unternehmen.“
    Er lebte in einem schmalen Gebäude unweit der Piazza Indipendenza. Wir gingen die vielen Stufen zu seinem Dachzimmer hinauf, und ich, die ich zu viel Wein intus hatte und außerdem die höchsten Schuhe trug, die ich besaß, musste mich konzentrieren, einen Fuß sicher vor den anderen zu setzen. Der Raum war spartanisch, aber geschmackvoll eingerichtet. Wir küssten uns vor dem geöffneten Fenster. Ich zerschmolz unter seinen Küssen, die Lust quoll in Strömen aus mir heraus und durchfeuchtete mein Höschen.
    Natürlich wollte ich meine Bluse anbehalten, aber er ließ nichts unversucht, an die Perlmuttknöpfchen heranzukommen. Ich wehrte ihn zärtlich ab, als wir auf seinem Bett lagen, und versuchte, auf ihm zu liegen zu kommen, damit ich seine Hände unter Kontrolle halten konnte. Doch als ich endlich auf sein Geschlecht niedersank und seine harte Pracht in mich aufnahm, verlor ich jede Vorsicht. Ich wollte von ihm genommen werden, wollte, dass er mich stieß, mich unterwarf, bis ich vor Lust schreien würde. Er sollte mich besitzen. Endlich würde mich ein Mann besitzen.
    Als er spürte, dass mein Widerstand schwand, warf er mich herum. Während sein Schwanz erst langsam und lasziv, dann schnell und stürmisch in mich hineinglitt, knöpfte er mit halb geschlossenen Augen und halb geöffnetem Mund meine Bluse auf, flüsterte mir Schweinereien ins Ohr, bog mir den Rücken durch – und öffnete meinen BH. Noch während er ihn abstreifte, hielt er inne. Mitten im Stoßen.
    Nie werde ich das Entsetzen vergessen, das sich in seinen aufgerissenen Augen
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