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Delikates zum Dessert

Delikates zum Dessert

Titel: Delikates zum Dessert
Autoren: Katinka Dietz
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mich zu sich hoch, presst seine Lippen auf meinen Mund und schiebt mir die Zunge in den Rachen. Ich würge. Er murmelt etwas von „Aschenbecher küssen“ und wirft mich grob zurück in die Kissen.
    Dann sieht er es.
    Der Ingenieur betrachtet meinen verstümmelten Oberkörper, die Brandnarben, die meine Brüste bedecken. Die Wunden, die mir vor so vielen Jahren zugefügt wurden. Zigaretten auf meiner Mädchenbrust. Nachts, im Kinderzimmer. Die Narben bilden eine hässliche Kraterlandschaft, die meinen wunderschönen Körper verschandelt und mein Inneres zerbrochen haben.
    Der Ingenieur lacht ein verstörtes Lachen, als er sich alles aus der Nähe angeschaut hat, greift nach mir, zerrt mich auf den Bauch, legt sich auf mich und dringt von hinten in mich ein.
    „Hier ist die Aussicht echt besser“, raunt er mir ins Ohr.
    Ich muss versuchen, die Oberhand zu bekommen und ihm wehzutun. Doch der Ingenieur ist stark.
    Das Kopfkissen wird nass, während ich mir vorstelle, wie schön meine Schultern jetzt aussehen müssen. Stolze Schultern, die geschmeidige Bewegungen vollziehen, umrahmt von pechschwarzem Haar, flüssig wie Sirup. Und meine Haut, so zart. Wie sie duftet. Nach reifen Aprikosen. Mein Liebhaber wird davongetragen werden in einen schwülen Tausendundeine-Nacht-Traum.

Delikates zum Dessert
     
    Donnerstag
    Zwischen Suppe und Hauptgang spürt die ins Gespräch vertiefte Melanie plötzlich eine Hand an ihrem Knie. Man sitzt in feierlicher Gesellschaft an einer Tafel, Menschen in festlicher Kleidung üben sich in der Kunst des Small Talks. Vier Vivaldistücke schallen in einer Endlosschleife in den Festsaal. Die strahlende Braut flattert wie ein weißer Schmetterling von Gast zu Gast. Auch Melanies Begleiter Karsten, zu ihrer Rechten sitzend, unterhält sich. Seinen Blondschopf bekommt sie allerdings nur von hinten zu sehen. Er bespricht mit seiner Tischnachbarin das Für und Wider pauschaler Kurzreisen und zeigt Melanie dabei sein breites Kreuz, das heute in einem schwarzen Smoking steckt. Karstens Hand spielt mit Mels perlenbesetztem Rocksaum auf ihrem Oberschenkel.
    „Schon der Begrüßungscocktail am Flughafen vergällt mir …“, hört sie Karsten sagen.
    Seine Hand schiebt ihren Rocksaum eine Handbreit höher. Als Melanie spürt, dass die warmen Finger unter den Stoff rutschen und über ihren rechten Schenkel gleiten, erschrickt sie, schlägt die Beine übereinander und gebietet der forschen Hand Einhalt. Sie verliert den Gesprächsfaden, und ihr Tischnachbar zur Linken nutzt ihre Unkonzentriertheit, um das zu tun, was er am liebsten macht: dozieren.
    „Besonders bei italienischen Originalfilmen empfinde ich Untertitel als störend …“, labert ein fleischiger Mund unter einem allzu schwarz gerahmten Brillengestell.
    Melanie wartet eine Weile, bevor sie ihren festen Griff um Karstens Hand löst und stellt ihre Beine wieder parallel. Zunächst bleibt die Hand wie abgestorben liegen, doch dann strecken und räkeln sich die Finger wieder. Vorsichtig, als wären sie auf der Hut davor, noch einmal eingequetscht zu werden, wandern sie den Oberschenkel empor und ziehen den Rock mit aufwärts.
    Melanie schaut verstohlen nach unten auf das Tischtuch, das in Falten geworfen auf ihrem Rock liegt.
    „Ach, wirklich?“, fragt sie den Dozierenden, Interesse vortäuschend. Damit macht sie ihm die Bahn frei zu einem weitschweifigen Monolog. Als Karstens kleiner Finger flüchtig ihren Slip zwischen den Schenkeln berührt, atmet Mel zischend durch die Zähne ein. Eine Woge der Lust durchströmt ihren Schoß und schießt mit der Kraft eines Stromschlags von den Lendenwirbeln hoch bis zum Hinterkopf, wo sich ihre schwarzen Nackenhärchen sträuben. Die Wucht der Welle lässt sie nervös auf dem Stuhl herumrutschen.
    Mit einem Blick in die Runde versichert sie sich, dass niemand ihre Regungen mitbekommt. Sie blickt in lauter vertiefte Gesichter, einige von den Gästen schielen nach der Bedienung. Melanie wähnt sich in Sicherheit, öffnet ihre Schenkel um ein paar Zentimeter, bis die ganze Hand ihren Venushügel bedeckt, wo sie nun minutenlang regungslos verweilt. Mel versucht der Unterhaltung zu folgen, so gut es die Umstände erlauben. Karstens Finger spüren Feuchtigkeit. Fein wie ein Dunstschleier kriecht sie durch den purpurfarbenen Seidenslip und schlägt sich an der gewölbten Innenseite der Hand nieder. Ungeheuerliches passiert also unter der Tafel, während über ihr Belanglosigkeiten ausgetauscht werden.
    Dann
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