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Dein ist der Tod

Dein ist der Tod

Titel: Dein ist der Tod
Autoren: Laura Griffin
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Macon stand vor ihrer Tür, bekleidet mit brauner Lederjacke und Jeans. Keine Polizeimarke – offenbar hatte er frei. Dennoch überfiel sie bei seinem Anblick Unwohlsein.
    Â»Darf ich reinkommen?«
    Seine grünen Augen blickten ernst, fast feierlich. Zuletzt hatte sie sie vor jenem Abend gesehen. Jener Abend! Der Abend, der alles verändert hatte. Der einzige, an den sie noch denken konnte.
    Nein, sie hatte sie damals auch gesehen. Jonahs Augen. Sie konnte sich nur nicht genau erinnern, weil sie so weggetreten gewesen war. Und dann waren so viele andere Detectives, FBI -Agenten und weiß Gott was für Ermittler herumgeschwirrt, dass sie völlig den Überblick verloren hatte.
    Verlegen trat er von einem Fuß auf den anderen, und ihr wurde plötzlich klar, dass sie noch nichts gesagt hatte.
    Â»Willst du vielleicht reinkommen?«, fragte sie.
    Â»Wenn ich nicht störe.«
    Aus der Nachbarwohnung kamen Schreie, und er wandte sich kurz um.
    Â»Stören die Typen dich?«, fragte er. »Wenn du magst, blas ich ihnen mal den Marsch.«
    Â»Nein, ist schon okay. Komm rein.« Sie trat zur Seite, um ihn hereinzulassen, und zum ersten Mal dachte sie an ihre Erscheinung. Seit Dienstag hatte sie denselben Schlafanzug an, und fast genauso lange hatte sie nicht mehr geduscht. Sie fuhr sich mit der Hand durch ihr ungekämmtes Haar, aber irgendwie war es ihr auch fast egal.
    Jonah stand neben dem Sofa und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Eine Ansammlung von Getränkedosen und Pizzaschachteln lag auf dem Beistelltisch. Sie überlegte kurz, wann sie zum letzten Mal was Ordentliches gegessen hatte.
    Â»Also.« Er hüstelte. »Wie geht’s so?«
    Â»Okay. Und dir?«
    Er sah sie an. Plötzlich durchzuckte sie beide wie ein Blitz das stille Einverständnis, dass diese Art Konversation einfach lächerlich war. Sophie hatte nicht die Kraft für den Austausch von Höflichkeiten. Sie ging zurück zu ihrem Sofa und ließ sich neben der zurückgeschlagenen Chenilledecke darauffallen.
    Â»Setz dich doch«, lud sie ihn ein.
    Er suchte nach einem freien Flecken und ließ sich, nachdem er einen Stapel Zeitschriften beiseitegelegt hatte, auf der Kante eines Stuhls nieder. Er beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Oberschenkel.
    Â»Ich hab gehört, du hast freibekommen?«
    Tränen traten ihr in die Augen, und sie wandte sich ab.
    Â»Hörst du auf, oder nimmst du dir nur eine Auszeit?«
    Sie blickte auf ihren Schoß. Im dumpfen Bassgewummere aus der Nachbarwohnung nahm sie einen losen Faden der Decke und spielte damit. Irgendwie fiel es ihr schwer, die Antwort, die sie ihm eigentlich geben wollte, auszusprechen.
    Â»Was macht der Kopf?«
    Â»Geht besser.« Sie hob die Hand, um ihm die Wunde zu zeigen. Die Schwellung war abgeklungen, aber selbst bei leichten Berührungen war sie noch empfindlich. Er hatte sie mit einer Taschenlampe geschlagen. Mit einer großen Polizeitaschenlampe. Damit hatte er alle Frauen geschlagen, aber bei den anderen hatte er damit gewartet, bis er sie gequält und vergewaltigt hatte.
    Wieder brummte ihr Handy. Jonah verzog das Gesicht, als die Nummer auf dem Display erschien.
    Â»Fox News?« Er sah sie an. »Lassen die dich denn immer noch nicht in Ruhe?«
    Sie sah auf das Telefon, als die Mailbox anging. Dann sah sie ihn an, ohne zu antworten. Sie wollte wirklich nicht darüber sprechen, wie die Presse sie verfolgt hatte. Sie wollte eigentlich gar nicht sprechen, sondern einfach nur schlafen.
    Â»Hör mal, Sophie.« Er räusperte sich. »Ich wollte fragen …«
    Â»Im Fernsehen wurde berichtet, dass Jeff Lane so einen Staranwalt engagiert hat, der seinen Sohn rauspauken wird. Stimmt das?« Sie erkannte ihre vor Wut bebende Stimme kaum wieder.
    Jonah ließ sie nicht aus den Augen, während er nach einer Antwort suchte. Wenn er nur abwiegelte und sie beschwichtigte, würde sie ihn vermutlich hochkant rauswerfen.
    Â»Ja, er hat einen guten Verteidiger bekommen. Aber dass der ihn rauspauken kann, halte ich für ausgeschlossen.«
    Ihr Blick verriet ihm, dass sie ihm liebend gerne glauben würde. Aber derzeit vertraute sie niemandem mehr. Sie fragte sich, ob sie es je getan hatte.
    Â»Wir haben Unmengen an Beweisen gegen ihn«, fuhr Jonah fort. »Handfestes Material, das sich nicht widerle gen lässt. Deswegen glaub ich nicht, dass er so schnell wie der
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