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Dein ist der Tod

Dein ist der Tod

Titel: Dein ist der Tod
Autoren: Laura Griffin
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Ballistiklabor gesehen. Auf den Rücken hatte er ein Gewehr geschnallt, in der Hand hielt er eine Pistole, und gefühlt hatte er wahrscheinlich auch noch eine Sense dabei – ihr jedenfalls kam er wie ein Todesengel vor. In panischer Angst war sie die Treppe nach oben geschlichen und auf den nächstbesten Notausgang zugestürzt.
    Womit sie Alarm ausgelöst und ihm den Weg gewiesen hatte.
    Mia blieb stehen, um in die Dunkelheit zu lauschen. Der Alarm war ausgegangen. Nur der in den Ästen rauschende Wind war zu hören, der so gnädig war, den Lärm ihrer Bewegungen zu übertönen. Doch sie sah nichts. Was, wenn sie ihrem Verfolger direkt in die Arme lief? Der Gedanke ließ sie erstarren. Doch die Alternative, hier stehen zu bleiben und zu warten, bis er sie fand, war noch schrecklicher.
    Sie zwang sich weiterzugehen. Das tief in ihrer Tasche vergrabene Handy hatte nun schon zum dritten Mal vibriert. Ric musste sie also schon suchen. Konnte sie das Displayleuchten und die Geräusche riskieren, wenn sie dranging? Vielleicht konnte sie sich hinter einen Baumstamm kauern und ihm eine SMS schicken. Dass sie in Gefahr war, wusste er allerdings schon. Und wie sollte er ihr zu Hilfe kommen, wenn sie selbst nicht wusste, wo sie war?
    Mia tastete sich weiter voran und zermarterte sich den Kopf nach einer Lösung. Es musste eine geben. Irgendwie, irgendwo. So ruhig wie sie konnte wägte sie ihre Situation ab. Sie hatte keine Waffe. Sie hatte ein Handy, aber das konnte sie erst dann gefahrlos benutzen, wenn sie irgendeine Deckung gefunden hatte. Sie hatte ihr Pfefferspray in der Hand, was besser als nichts war, aber gegen eine Kugel herzlich wenig ausrichten konnte. Ihr größter Vorteil war, dass sie sich hier wahrscheinlich besser auskannte als ihr Angreifer. Beinahe hysterisch versuchte sich Mia ins Gedächtnis zu rufen, wie es auf dem Gelände südlich des Delphi Centers aussah. Ein kleiner Pfad führte an abgesperrten Begräbnisstätten vorbei. Vor ihrem inneren Auge sah sie Kelsey mit ihren Studenten dorthin gehen, um ihre Experimente zu dokumentierten.
    Der Lehrpavillon. Auf einmal fiel ihr der Freiluftseminarraum ein, in dem die Studenten von der heißen Sonne geschützt an Picknicktischen sitzen und sich über ihre Forschungsergebnisse unterhalten konnten. Die Einrichtung war zwar im Freien, aber es gab Toiletten und einen Trinkwasserbrunnen. Wenn sie sich in eine der Toilettenkabinen einschließen konnte und Ric anrufen …
    Sie stieß mit der Fußspitze gegen etwas Hartes, streckte die Hände aus und stürzte kopfüber ins Nichts.
    Ric rannte durch die Dunkelheit einem Mann hinterher, der Mia hinterherjagte. Er orientierte sich vor allem nach dem Gehör. Nur ab und zu knipste er die kleine Taschenlampe an, damit er nicht vom Weg abkam.
    Halt durch, Mia, ich bin unterwegs!
    Er stellte sich vor, wie sie in Dunkelheit und Eiseskälte um ihr Leben lief. Der Gedanke, der andere könnte sie vor ihm finden und sie töten, ließ ihn bis ins Mark erschauern. Das durfte er nicht zulassen. Er würde es nicht zulassen. Er würde alles tun, um sie vor der Gefahr zu retten.
    Versteck dich, Mia. Sei ganz ruhig und such ein Versteck.
    Sie musste inzwischen in Panik sein und würde nur noch instinktiv handeln. Aber das war nichts Schlechtes, Instinkt konnte ihr mangelndes Training wettmachen. Vielleicht war der Instinkt ihre Lebensversicherung.
    Ric sprach ein stilles Stoßgebet – Worte aus Kindertagen, an die er sich kaum noch erinnerte und die er seit Jahrzehnten nicht mehr in den Mund genommen hatte – und stürzte weiter durch die Nacht.
    Wenn sie nur stehen blieb! Dann müsste auch ihr Verfolger innehalten und sich orientieren. Vielleicht würde er sogar eine Taschenlampe anschalten, und dann hätte Ric ihn.
    Er hielt an. Noch immer hörte er ein Rascheln, doch nun waren es keine menschlichen Geräusche, sondern der Wind in den Bäumen. Er duckte sich und lauschte gespannt. Die kleinste Bewegung könnte Mias Verfolger verraten.
    Dann passierte alles auf einmal: die aufblitzende Lampe, ein panischer Schrei, vorbeihuschende Schatten. Instinktiv riss Ric die Pistole hoch und drückte ab. Gleich darauf folgte ein Schmerzensschrei, die Taschenlampe fiel zu Boden.
    Â»Mia, leg dich auf den Boden!«
    Im Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr. Ric ging in die Hocke, drehte sich ein wenig und legte wieder an. In dem Moment,
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