Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dein ist der Tod

Dein ist der Tod

Titel: Dein ist der Tod
Autoren: Laura Griffin
Vom Netzwerk:
hielt er mitten in der Bewegung inne. Blut. Ihr Blut. Beim Sturz in das Loch hatte sie sich auf die Zunge gebissen. Das rief in ihm die Erinnerung wach, wie der Mann sie verfolgt und beinahe umgebracht hatte, und ließ ihm den Atem stocken.
    Mit geschlossenen Augen legte Mia den Kopf an den Türrahmen, bis er endlich die Schlüssel herausgezogen hatte.
    Â»Der silberne ist es«, murmelte sie.
    Er sperrte auf, zog sie an sich, und gemeinsam traten sie ein. Er schaltete die Alarmanlage aus und zwang sich, nicht seinem ersten Impuls nachzugeben. Sie musste was essen. Außerdem wollte sie bestimmt ein Bad nehmen oder zumindest duschen. Und vermutlich benötigte sie erst einmal zwölf Stunden Schlaf, ehe sie auch nur halbwegs zu dem bereit war, was ihm gerade vorschwebte.
    Er drückte die Haustür zu und schloss ab. Sie ließ sich mit einem Seufzer dagegenfallen. »Endlich«, flüsterte sie mit geschlossenen Augen.
    Ric konnte sich nicht zurückhalten. Er küsste sie. Leiden schaftlich. Drückte sie gegen die Tür und presste seinen Mund fest und hart auf ihren. Nicht einmal der Geschmack von Blut auf ihrer Zunge, nicht einmal der Gedanke, es könnte ihr wehtun, konnte ihn abhalten. Er krallte seine Hände in ihr Haar und ballte die Fäuste, bis sie ein gurgelndes Geräusch ausstieß, und er begriff, was er tat. Und nicht einmal dann konnte er aufhören. Er konnte nichts anderes tun, als sie gegen die Tür pressen und so küssen, bis sie stöhnte und sich wand und er vor Begehren fast wahnsinnig wurde. Er wusste, dass er das jetzt, in ihrem Zustand, nicht tun sollte, aber er konnte sich nicht beherrschen. Er musste sie berühren und schmecken und ihren warmen Körper fühlen, spüren, wie sie sich wand und gegen ihn wehrte, weil sie am Leben war. Erneut stieß sie einen kehligen Laut aus, und nun endlich konnte er sich von ihr lösen. Wenn sie ihn denn losgelassen hätte.
    Sie wollte ihn nicht loslassen.
    Ihre Nägel gruben sich in seine Kopfhaut, als sie seinen Kopf wieder zu sich hinabzog und ihn so heftig küsste, wie er sie zuvor. Ein Gefühl grenzenloser Freude überkam ihn. Dann ließ eine ihrer Hände seinen Kopf los, und im nächsten Moment spürte er sie an seinen Lenden, wie sie an seinem Gürtel zog – am liebsten wäre er vor Freude und Erleichterung auf die Knie gefallen. Sie wusste es. Irgendwie wusste sie, was er jetzt brauchte, und mit ihrer Zunge und ihren Händen verriet sie, dass es ihr genauso ging.
    Sophie lag auf dem Sofa und starrte auf den Fernseher. Von nebenan drang wummernde Rap-Musik durch die Wand. Die fingen heute ja früh an. Oder war das schon gestern gewesen? Sie war sicher, dass die gesamte Studenten- WG nebenan heute die Uni geschwänzt hatte und schon seit mittags betrunken war. Am frühen Abend hatte sie noch gehört, wie sie ein Fass nach oben geschleppt hatten – ihr stand also eine unruhige Nacht bevor.
    Aber wenn einer dieser Idioten noch einmal einen Basketball gegen die Wand donnerte, würde sie die Polizei rufen.
    Eine Träne rollte über ihre Wange. Zornig wischte sie sie weg. Was war nur los mit ihr? Sie hatte keine Ahnung. Sie wusste nicht, wann sie zur intoleranten Zicke geworden war, aber sie war drauf und dran, nach dem Telefon zu greifen.
    Ã„hem, hallo, Sophie Barrett am Apparat – Sie wissen schon, die aus den Nachrichten. Ich bin freiwillig in eine billige Wohnung im Univiertel gezogen, und jetzt wohnen um mich herum viele betrunkene Studenten. Können Sie nicht was dagegen unternehmen? Nein? Okay, war ja nur ’ne Frage.
    Sophie seufzte. Freitagabend. Der sechste Abend, den sie allein in ihrer Wohnung verbrachte. Apathisch sah sie einem britischen Soldaten von einem Spezialkräftekommando zu, wie er Heuschrecken und Würmer zu einem Brei verarbeitete und dann frühstückte. Das Handy auf dem Tisch vor ihr vibrierte heute schon zum x-ten Mal – und zum x-ten Mal ging sie nicht dran.
    Bumm-bumm.
    Sie sprang von der Couch auf und schoss zur Tür. Das musste sie sich nicht bieten lassen. Sie bezahlte immerhin Miete. Und sie hatte einen verdammten Job wie jeder verdammte erwachsene Mensch, also musste sie sich diesen Mist nicht gefallen lassen, schon gar nicht von ein paar blöden, total verzogenen Faulenzern von Collegeboys. Sie riss die Tür auf …
    Und wäre fast gegen eine Wand von einem Mann geprallt.
    Â»Hi.«
    Jonah
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher