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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet
Autoren: Faye Kellerman
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geschriebenen Text im dicken Talmud Wälzer. »Geht irgendwie um einen Kerl, der auf einem Feld gefesselt liegt … und dann brennt das Feld … ist das Mord oder nicht?«
    »Nach amerikanischem Gesetz wär’s Mord«, sagte Decker.
    Jake überging den Einwurf des Fachmannes. »Keine Ahnung wovon Rabbi Josef redet. Für mich ist der Mann von einem anderen Planeten.«
    »Warum fragst du nicht Rabbi Schulman?«, schlug Decker vor.
    Jake bedachte ihn mit einem mitleidigen Blick. »Dad, ich kann mir nicht vorstellen, dass der Rosch Jeschiwa seine Zeit mit solchem Kram verschwendet.« Der Junge seufzte. »Außerdem, wer blamiert sich schon gern?« Er wandte sich leicht verzweifelt an Sam. »Hast du das nie durchgenommen?«
    »Kommt mir irgendwie bekannt vor. Lies mir den Passus mal vor.«
    Zwischen den beiden entspann sich eine intensive Unterhaltung. Decker kam sich überflüssig vor. »Ich geh erst mal was essen«, erklärte er.
    Beide Jungen murmelten ein kurzes »Bis bald«, dann wandten sie sich wieder ihren akademischen Problemen zu.
    Decker trottete in die Küche zurück, wo Ginger noch unter seinem Stuhl lag. Sie hob den Kopf und jaulte Mitleid erregend. Er warf ihr ein Stück Rindfleisch zu, setzte sich und stocherte in seinem verbrutzelten Essen herum.
    Zwei Minuten später kam Rina in die Küche. Ihre Wangen waren gerötet. Sie trug ihr Haar zu einem Zopf geflochten, ihre Lider waren halb geschlossen. Sie blinzelte in die Helligkeit der Küchenbeleuchtung und sah dann Peter an.
    »Bist du mein Ehemann oder nur ein Hologramm?« Sie beugte sich über ihn und küsste ihn auf den Mund. »Ah, du bist aus Fleisch und Blut.«
    »Sehr komisch.«
    Ihr Blick fiel auf seinen Teller. »Chinesisches Essen scheint das Warmhalten nicht zu vertragen. Ich mach dir was Frisches.«
    »Unsinn! Nicht nötig.«
    »Wie wär’s mit Salami und Eiern?«, schlug Rina vor. »Ist schnell zu machen und eine Cholesterinbombe.«
    Decker schob seinen Teller weg. »Ehrlich gesagt … klingt großartig. Wie geht’s meiner kleinen Tochter? Weiß sie überhaupt noch, wer ich bin?«
    »Und wie sie das weiß! Du siehst todmüde aus, Peter.«
    »Wie immer.«
    Rina begann seinen Nacken zu massieren. »Du bist ein ziemlich verspannter Atlas. Warum bürdest du nicht zur Abwechslung mal die Weltkugel einem anderen auf?«
    »Hab ich ja versucht. Niemand wollte sie haben.«
    Rina schwieg und massierte weiter.
    »Ahhh, das tut gut.«
    »Vielleicht kannst du da was deichseln … mich als deine Masseurin auf die Gehaltsliste des Dezernats setzen? Funktioniert das nicht so bei Politikern?«
    »Leider bin ich ein schlechter Politiker.« Decker schnaubte. »Und auch kein guter Bürokrat. Außerdem kann ich nicht delegieren. Folge: Ich ersticke im Papierkram. Selbst schuld, natürlich.«
    »Möchtest du ein Seil oder eine neunschwänzige Katze zur Selbstgeißelung?«
    Decker grinste. »Woher kennst du eine neunschwänzige Katze?«
    Rina gab ihm einen Klaps auf die Schulter, ging zum Kühlschrank und nahm Eier und eine Salami heraus. Decker betrachtete seine Frau, während sie die Wurst in Scheiben schnitt und würfelte. Trotz seiner Müdigkeit hätte er sie in diesem Augenblick am liebsten vernascht. Er begriff noch immer nicht, wie ihn die Gunst der Götter so großzügig hatte bedenken können. Sie kannten sich mittlerweile seit sieben Jahren …
    »Ist nicht so, dass ich nicht auch meine guten Seiten hätte«, begann Decker. »Ich hab sogar ’ne ganze Menge davon.«
    Rina schob die brutzelnden Salamiwürfel in der Pfanne hin und her. »Klingt schon besser.«
    »Aber ich vermisse manchmal die täglichen Einsätze. Das ist alles. Die Arbeit mit Marge als Partner fehlt mir. Ich habe sie mit Oliver zusammengesteckt. Die beiden arbeiten gut zusammen. Trotzdem, glaube ich, gibt’s Differenzen.«
    »Kein Wunder. Marge packt den Stier bei den Hörnern, und Scott ist ein eitler alter Bock.«
    »Er ist in den Vierzigern. Das ist nicht alt.«
    »Aber er ist eitel und ein Bock.«
    »Stimmt.«
    »Hat Marge sich beklagt?«
    »Nein. Marge ist ein hundertprozentiger Profi. Ich sollte mal mit ihr reden. Rausfinden, ob sie glücklich ist. Ehrlich gesagt, scheue ich mich, schlafende Hunde zu wecken. Schätze, wenn es echte Probleme gibt, erfahre ich es früher oder später sowieso.«
    »Mit anderen Worten, du spielst Vogel Strauß und steckst den Kopf in den Sand.«
    »Ich betreibe eine sehr selektive Vogel-Strauß-Politik.« Decker strich sich über den Schnurrbart.
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