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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet
Autoren: Faye Kellerman
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wollte ich Ihre Frau sprechen. Ist sie zu Hause?«
    Decker nickte. »Ich hole sie. Möchten Sie reinkommen?«
    »Nein, danke. Ich warte lieber hier.«
    Luke kaute auf seinem Daumen, während er wartete. Einen Moment später kam Rina, ein dreijähriges Mädchen auf dem Arm. Eine sehr gut aussehende Frau trotz des Kopftuchs, das ihr Haar bedeckte, stellte Luke zum wiederholten Male fest. Im Gegenteil, das Tuch machte sie nur noch begehrenswerter. Er hatte plötzlich das Bedürfnis, es ihr vom Kopf zu reißen, zu sehen, was sich darunter verbarg.
    »Hallo«, begann Rina.
    »Mrs. Decker …« Lukes Blick schweifte ab. »Danke, dass Sie Zeit für mich haben.«
    Rina wartete. Decker stand neben ihr. Luke sah ihn an, sagte nichts.
    Decker nahm Rina die kleine Hannah ab. »Komm, Hannah Rosie. Gehen wir im Obstgarten spielen.«
    »Deine Schulter, Peter. Sie soll selbst gehen.«
    »Schon in Ordnung«, wehrte Decker ab. Und zu Luke sagte er: »Sie entschuldigen uns.«
    »Darf ich Orangen pflücken, Daddy?«, fragte Hannah.
    »Ja, darfst du.«
    »Darf ich Orangen werfen, Daddy?«
    »Nein, darfst du nicht.«
    »Darf ich nur eine …« Das kleine Mädchen hielt einen Finger hoch. »Kann ich nur eine … Orange werfen?«
    »Vielleicht eine. Wenn ich dich nicht tragen muss.«
    »Ich gehe.«
    Luke sah den beiden nach. »Kluges Kind. Hab zwei von der Sorte im selben Alter.«
    »Ich weiß.«
    Luke war einen Moment verdutzt. »Von Bram?«
    »Ja. Und ich habe Ihren Sohn bei der Totenfeier gesehen.«
    »Oh … o ja, natürlich.« Luke sah weg. »Ich habe die Sachen meines Bruders durchgesehen, dabei habe ich das hier gefunden.«
    Er griff in seine Jacketttasche und zog ein kleines verschnürtes Päckchen und einen Umschlag heraus. Er gab beides Rina. »Die waren für Sie bestimmt.«
    Rina befühlte den Umschlag, entdeckte, dass er bereits geöffnet worden war. »Das Kuvert ist nicht mehr verschlossen.«
    »Das war ich«, gab Luke zu. »Um zu sehen, für wen der Inhalt bestimmt war.«
    Rina lächelte. »Ja, natürlich.«
    Luke räusperte sich. »Ich hab allerdings weiter gelesen als nur bis zur Anrede, Mrs. Decker. Ich hab die ganze Karte gelesen. Hätte ich nicht sollen, aber ist nicht mehr zu ändern.«
    Rina zog die Karte aus dem Umschlag und überflog Brams kompakte Handschrift. Das Datum war viele Jahre alt. Die Zeilen waren in Rom geschrieben worden, kurz vor seiner Priesterweihe. Offenbar hatte er die Absicht, die Karte abzuschicken, wieder verworfen. Sie fragte sich, weshalb er sie aufbewahrt haben mochte. Was auch immer der Grund gewesen war, sie war froh, dass er sie nicht vernichtet hatte.
    Es waren sehr emotionale Worte, die ihr Herz mit unendlichem Schmerz erfüllten. Es war schwer, darüber nicht die Fassung zu verlieren. Sie würde sie erst sorgfältig lesen, wenn sie allein war, ihren Gefühlen freien Lauf lassen konnte.
    »Für Dritte waren diese Zeilen offenbar nicht gedacht«, sagte Rina.
    »Ich weiß. Ich entschuldige mich. Ich war nur so … schockiert. Ich hätte nie gedacht, dass mein Bruder ein Mensch mit Gefühlen, geschweige denn mal verliebt gewesen war.«
    Rina sah ihn schweigend an.
    »Und ehrlich gesagt, bereue ich nicht, die Karte gelesen zu haben. Es tut gut, zu wissen, dass Bram Liebe und Leidenschaft und Feuer und all die guten Dinge des Lebens erlebt hatte.«
    Er sah sie an.
    »Ich hoffe nur, seine Gefühle sind erwidert worden.«
    Rina rieb sich die feuchten Augen. »Danke, dass Sie mir die Sachen gebracht haben. Sie bedeuten mir viel.«
    »Wirklich?«
    »Sie können sich nicht vorstellen, wie viel.«
    Luke starrte sie an. »Gut. Ich will nicht weiter neugierig sein.«
    »Danke.«
    Er holte tief Luft. »Wissen Sie, ich war sehr eifersüchtig auf Ihren Mann.«
    »Eifersüchtig auf Peter?«
    »Nein. Auf Ihren ersten Mann«, widersprach Luke. »Bram und ich hatten Krach. Wir redeten nicht miteinander, in der Zeit, als er mit Isaak befreundet war. Ich hatte immer das Gefühl, wir hätten uns schneller wieder versöhnt, wenn er nicht im Weg gestanden hätte. Denn Bram hat ihn wie einen Bruder geliebt.«
    »Ja, sie haben sich sehr nah gestanden.«
    »Egal …« Luke klatschte in die Hände. »Bram hätte sicher gewollt, dass Sie das Päckchen doch noch erhalten. Lieber zu spät als gar nicht.«
    »Danke.«
    Luke zögerte. »Baskerville ist sein Kind, wissen Sie.«
    Rina starrte ihn aus großen Augen an. Sie war stumm vor Erstaunen.
    »Mein Sohn, Peter … Er ist Brams Kind. Auch meine Tochter. Ich hatte mit
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