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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet
Autoren: Faye Kellerman
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ein Bilderbuch-Puritaner mit perfekt geschnittenem blonden Haar, das ihm in schläfrige blaue Augen fiel. Von den meisten Ermittlern ging bei der ersten Besichtigung eines Mord-Tatorts eine gewisse Erregung aus. Webster verbreitete nur grenzenlose Langeweile, so als versuche er, einen weiteren feucht-heißen Augusttag in Biloxi, Mississippi, totzuschlagen.
    »Du bist mehr als ein protestantischer Spießer, Tommyboy«, fuhr Oliver fort. »Du bist ein SWM bis in die Knochen.«
    »Soll heißen?«, fragte Webster.
    »Schnee-Weißer-Mann«, sagte Marge.
    »Hass mich nicht, nur weil ich so schön bin«, entgegnete Webster trocken.
    Oliver grinste und begann die Melodie »Hier kommt der Weihnachtsmann« zu pfeifen, als Gaynor außer Puste und schwitzend den Tatort erreichte.
    »Hallo, meine Herren.« Farrell sah Marge an. »Und Damen.«
    »Wir fragen uns alle, warum das Department dich nicht schon längst auf die Pensionsweide geschickt hat. Schließlich bist du nicht mal ein Quotenmann fürs Minderheitenprogramm.«
    »Ich bin ein älterer Mitbürger und Grauer Panther«, sagte Gaynor. Er reckte die Faust in die Luft. »Himmel, stinkt das ekelhaft.«
    »Es ist auch ekelhaft«, sagte Marge.
    »Sieh’s dir doch mal an, Farrell«, sagte Oliver. »Falls es dein Herz noch mitmacht.«
    »Der alte Motor schnurrt noch besser als du denkst.« Gaynor ging zum Wagen, sah hinein und stöhnte. Er zog Handschuhe an. »Gruselig. Das ist eindeutig der Tatort.«
    »Jetzt weiß ich, warum sie dich durchfüttern«, bemerkte Oliver. »Scharfe Beobachtungsgabe. Messerscharfe Schlüsse.«
    »Sparks hat exklusiv für das New Christian Hospital gearbeitet, oder?«, sagte Decker.
    »Ich weiß, dass er dort dauernd rumlief«, antwortete Gaynor. »Ein Freund von mir hat sich vor Jahren von Sparks ’nen Bypass legen lassen. Wurde im New Chris operiert.« Er lächelte Oliver gönnerhaft zu. »Eines Tages erwischt’s dich auch.«
    Oliver schenkte ihm ein mattes Lächeln.
    »Dann muss er dort auch seine Praxis gehabt haben, oder?«, fuhr Decker fort.
    Ausdruckslose Blicke. »Als sie bei mir ein Angiogramm gemacht haben, lief das über’s Krankenhaus«, erklärte Gaynor. »Aber mein Arzt hatte eben eine eigene Praxis.« Er dachte kurz nach. »Allerdings war er Kardiologe, kein Chirurg.«
    »Dunn«, sagte Decker, »finde raus, wo Sparks seine Patienten empfangen hat, wenn er nicht operiert hat. Sowieso möchte ich, dass du und Oliver zum New Chris rüberfahren. Stellt fest, ob Sparks heute Abend aus dem Krankenhaus kam. Und wenn ihr schon mal dort seid, erledigt ein paar Telefonate und kriegt raus, wer Sparks Sekretärin ist. Ich brauche Sparks Terminkalender. Wir können nur hoffen, dass den niemand hat mitgehen lassen.«
    »Alles klar«, seufzte Oliver. »Ich knöpfe mir sämtliche Schwestern persönlich vor. Eine nach der anderen. Unter vier Augen.«
    Decker starrte ins Leere. »Parkt einfach quer in einem Hinterhof … Sparks war nicht auf Sightseeingtour. Also, was wollte er hier?«
    »Den Wagen parken, um ins Restaurant zu gehen«, schlug Martinez vor.
    »Warum hat er den Wagen dann nicht dem Portier am Vordereingang übergeben?«
    »Purer Geiz«, sagte Oliver. »Die meisten reichen Leute sind knickrig.«
    »Oder jemand hat ihn samt Wagen entführt«, fügte Webster hinzu.
    Decker glaubte das nicht. Ein Autodieb würde nicht hinter einem gut besuchten Restaurant zuschlagen. Sein Blick schweifte zum Wagen und über die Leiche. Der Anblick wurde durch häufiges Hinsehen auch nicht angenehmer. »Könnte doch sein, dass jemand Sparks hergelockt hat. Wir brauchen dringend einen Zeitrahmen. Wir müssen versuchen, seinen Tagesablauf zu rekonstruieren. Fahrt zum New Chris und sprecht mit jedem, der ihn gesehen hat. Ruft mich in einer halben Stunde mit den ersten Ergebnissen an. Ab durch die Mitte!«
    Marge und Oliver sahen sich an.
    »Fährst du?«, fragte Oliver.
    »Ich fahre.«
    Oliver warf ihr die Schlüssel zu. Sie verschwanden.
    »Hat schon jemand mit dem Portier gesprochen?«, wollte Decker wissen.
    Martinez verneinte. »Der Bursche ist ein Latino. Soll ich mir den Schuh anziehen?«
    »Si, si, Señor.«
    Decker wandte sich an Webster. »Habt ihr den Block überprüft? Die Bewohner befragt?«
    »Ist ein reines Geschäftsviertel, Chef«, antwortete Martinez. »Die Läden sind um diese Zeit längst geschlossen. Niemand mehr da.«
    »Könnte doch sein, dass jemand Überstunden gemacht hat, oder?«, warf Webster ein. »Vielleicht hat jemand was
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