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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet
Autoren: Faye Kellerman
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»Manchmal muss man halt wegsehen. Sonst verzettelt man sich.«
    Das Telefon klingelte.
    Beide sahen sie zur Wand. Das Lämpchen über der Büroleitung blinkte. Rina schlug die Eier in die Pfanne und verrührte sie heftig. »Wie wär’s, wenn du jetzt mal den Kopf in den Sand steckst, Mister Vogel-Strauß?«
    »Lieutenant Vogel-Strauß.«
    Rina griff wortlos nach dem Telefonhörer. Sie drückte ihn ihrem Mann in die Hand. Er zuckte hilflos mit den Schultern.
    »Decker.«
    »Marge hier. Wir brauchen dich.«
    »Kann ich noch zu Ende essen?«
    »Der Appetit wird dir gleich vergehen. Sie haben gerade eine einsachtzig große Leiche, Hautfarbe weiß, Geschlecht männlich, in einem 86er Buick gefunden. Einschusswunden in der Stirn und Stichwunden in der Brust. Der Mann hatte seinen Ausweis dabei. Es ist Azor Sparks, Pete!«
    Es dauerte einen Moment bis Decker mit dem Namen etwas anfangen konnte. »Der Herz-Spezialist?« An seiner Schläfe pochte eine Ader. »Großer Gott! Was ist passiert?«
    »Was ist denn?«, fragte Rina.
    Decker machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Der Wagen stand in einer dunklen Gasse hinter dem Tracadero’s«, sagte Marge. »Ein Hilfskellner hat den Abfall entsorgt und dabei den Buick entdeckt. Die Fahrertür stand weit offen. Er hat reingesehen … Herr im Himmel! … Pete, ein streunender Hund war schon auf ihm, die Schnauze in der Brust vergraben …«
    »Bin schon auf dem Weg.« Decker legte auf.
    Rina stellte den Teller mit Salami und Eiern vor ihn auf den Tisch. »Hast du nicht mal Zeit, es runterzuschlingen?«
    Deckers Magen krampfte sich zusammen. Nicht die Zeit oder nicht den Appetit. »Schlimme Sache, Rina. Ich erzähl’s dir lieber nicht.«
    »Bringen sie’s in den Nachrichten, was meinst du?«
    »Anzunehmen.« Decker zog eine Grimasse. »Dr. Azor Sparks, der berühmte Herzchirurg. Man hat ihn tot in seinem Wagen gefunden … in einer finsteren Gasse hinter einem Restaurant.«
    Rina wurde augenblicklich blass. Ihre Hand fuhr an die Kehle. Decker sah seine Frau an. Sie war aschfahl. »Setz dich, Liebes …«
    »Ja, schon gut.« Sie sank auf einen Stuhl.
    »Ein Schluck Wasser?«
    »Nein, ich …«
    In der Küche war es still. Decker beobachtete Rina aufmerksam. »Rina, hast du diesen Mann gekannt?«
    Langsam schüttelte sie den Kopf. »Nicht persönlich. Aber vom Hörensagen.«
    »Tut mir Leid, dass ich dir immer wieder solche Sachen nach Hauses bringe.«
    Der Schrei eines Kleinkinds schallte durchs Haus. Rina erhob sich mit zittrigen Knien. »Hannah ist aufgewacht. Wie wenn sie einen sechsten Sinn hätte … Ich sehe nach …« Sie holte tief Luft, lächelte ihrem Mann zu und ging ohne ein Wort des Abschieds.
    Decker wartete einen Moment, dann zog er sein Jackett an. Rinas heftige Reaktion verwirrte ihn.
    Komisch.
    Vielleicht auch nicht.
    Morde waren nicht gerade ihr täglich Brot.

2
    Das Tracadero’s war eines dieser schicken, superhippen, stinkvornehmen Nouvelle-Cuisine-Restaurants im West Valley oder wie auch immer Etablissements dieser Sorte heutzutage bezeichnet wurden. Decker schloss daraus nur eines: Man bezahlte viel Geld für Spatzenportionen. Er war einmal dort gewesen. Innen wirkte alles wie ein riesiger Gerüstbau. Für Deckers Geschmack hätte man dasselbe mit einer Lunchtüte auf einer Baustelle haben können, nur wäre es billiger gewesen. Das Restaurant war in der Mitte einer Einkaufsmeile gelegen.
    In einer langen Meile. Decker eilte auf einer hell erleuchteten Straße an einer Pizzeria, einer Kleiderboutique, einem Gitarrenladen, einer Apotheke, einem Beautysalon und einem Aquariengeschäft mit tropischen Fischen vorbei. Es war ein nebelig kühler Abend, die Sterne leuchteten gedämpft durch eine dünne, trübe Dunstdecke. Das gelbe Absperrband der Mordkommission war quer über den Zugang zu der Seitenstraße gespannt, und zwei Streifenwagen blockierten Kühlerhaube an Kühlerhaube die Zufahrt, um den Durchgangsverkehr umzuleiten. Je näher er dem Tatort kam, desto dichter wurde das Gedränge. Uniformierte und Beamte in Zivil umkreisten den bronzefarbenen Buick. Beißender Gestank von Müll mischte sich mit dem metallischen Geruch von frischem Blut und Exkrementen.
    Marge und Oliver waren bereits am Tatort. Ebenso wie Martinez und Webster, die neuesten Importe der Kripo von Devonshire. Bert Martinez kam vom Van Nuys Revier, wo er in der Abteilung Personendelikte gearbeitet hatte. Tom Webster war ein Transplantat aus Mississippi mit zehnjähriger Erfahrung als
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