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Deathkiss - Suess schmeckt die Rache

Deathkiss - Suess schmeckt die Rache

Titel: Deathkiss - Suess schmeckt die Rache
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Minute mehr vergeuden, und so entschied er sich, es zu riskieren. Geschmeidig rannte er bergauf in Richtung der kaum noch benutzten Holzfällerstraße hoch oben, doch an einer Weggabelung bog er scharf nach rechts ab und lief quer zum Hang weiter. Allmählich begannen seine Muskeln zu schmerzen. Dann sah er endlich den Abgrund vor sich, eine tiefe Schlucht, die in der Berglandschaft klaffte.
    Jetzt war es gar nicht mehr weit. Er konnte es noch schaffen.
    Auf Anhieb fand er den großen Baum, der ihm schon früher als Brücke gedient hatte, balancierte vorsichtig über die rauhe Borke und zwischen geknickten Zweigen hindurch zum anderen Rand der Schlucht. Tief unten breitete das Feuer sich immer weiter aus, der Rauch stieg in dichten Wolken in den dunklen Nachthimmel.
    Schnell!
    An der Baumwurzel angelangt, sprang er ab und folgte unbeirrt einem Weg, der zu einem mannshohen Felsbrocken führte. Fünf Schritte oberhalb davon fand er einen vom Blitz gespaltenen und geschwärzten Baum, der aussah, als hätte Gott selbst ihn entzweigeschlagen.
    Und am Stamm dieses Baumes stand sein Opfer.
    An Händen und Füßen gefesselt, an die eine Hälfte des gespaltenen Baumstamms gebunden, den Mund zugeklebt, so wartete sein Gefangener auf ihn.
    Er knipste die Taschenlampe an, sah, dass sich der Mann bei dem Versuch, sich zu befreien, die Handgelenke an den Fesseln blutig gescheuert hatte.
    Vergebens.
    »Die Information war richtig«, sagte er zu seinem Opfer, das die Augen weit aufriss. Schweiß lief dem Mann übers Gesicht. Er blickte wild um sich, als hoffte er auf Rettung. »Sie wollen Blut sehen.«
    Der Gefesselte stieß unverständliche Laute aus.
    »Dein Blut.«
    Der Gefangene bäumte sich auf, zerrte an seinen Fesseln. Sein Peiniger empfand einen Anflug von Mitleid. Die Laute wurden schriller, als wollte der Gefesselte um sein erbärmliches Leben feilschen. Seine Augen traten hervor, und er schüttelte wild den Kopf. Nein! Nein! Nein! Als sei all das ein entsetzlicher Irrtum.
    Doch was geschehen sollte, war ein Akt der Gerechtigkeit. Die Aussicht darauf wärmte ihm das Blut, jagte ihm Adrenalin in die Adern. Langsam zog er eine Zigarettenschachtel aus der Hosentasche. Er klopfte eine Filterzigarette heraus und steckte sie lässig zwischen die Lippen, während der armselige an den Baum Gefesselte voller Grauen zusah.
    »O ja, sie wollen Ryan Carlyle noch heute Nacht tot sehen«, sagte er und zündete sich die Marlboro an, wobei er die Flamme mit der hohlen Hand vor dem Wind schützte. Papier und Tabak flammten kurz auf. Er atmete den Rauch tief ein, schmeckte ihn und spürte ihn in der Lunge.
    Der Gefangene wand sich, trat mit weit aufgerissenen Augen und unter erstickten Angstlauten um sich. Blut rann von seinen Handgelenken.
    »Und weißt du was? Ich will ihn auch tot sehen. Aber auf meine eigene Weise.« Der Gedanke an Ryan Carlyles Ableben und dessen Auswirkungen erfüllte ihn mit einem beinahe friedvollen Gefühl.
    Sein Opfer wand und krümmte sich wie von Sinnen. Die Laute, die es ausstieß, klangen jetzt nicht mehr flehentlich oder verängstigt, sondern wütend. Und noch immer zerrte der Mann an den Fesseln, als glaubte er, sich retten zu können.
    Zu spät.
    Die Entscheidung war gefallen.
    Sein Peiniger griff erneut in seine Tasche und zückte eine Spritze. Die Zigarette zwischen den Lippen, drückte er leicht den Kolben, so dass ein wenig klare Flüssigkeit aus der Hohlnadel austrat.
    Der Gefangene war so fest an den Baumstamm gefesselt, dass es kein Problem war, ihm die Nadel in den bloßen Arm zu stechen. Anschließend trat er zurück und wartete darauf, dass die Droge Wirkung zeigte. Er sah zu, wie die Augen seines Opfers glasig und seine Bewegungen matter wurden. Schließlich hörte der Gefangene auf, sich gegen seine Fesseln zu wehren, und sah seinen Peiniger nur noch mit grenzenlosem Hass an.
    Es war an der Zeit.
    »Adios«, sagte er leise und ließ die brennende Zigarette auf den ausgetrockneten Waldboden fallen. Sofort glommen die Tannennadeln auf, und im nächsten Moment brannten das trockene Laub und die dürren Zweige leuchtend rot. Die Flammen folgten einer sorgfältig gelegten Spur rund um den Baumstamm.
    Knack!
    Ein kleiner Ast fing Feuer.
    Zisch!
    Ein Büschel Moos ging in Flammen auf.
    Träge stieg der Rauch zum Himmel, während die Flammenspur den Baum umrundete. Er trat weiter zurück. Der Kopf des Gefangenen fiel schlaff zur Seite.
    »Tut mir leid, Carlyle«, sagte er und schüttelte den Kopf, als
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