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Deathkiss - Suess schmeckt die Rache

Deathkiss - Suess schmeckt die Rache

Titel: Deathkiss - Suess schmeckt die Rache
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staubigen Kies des Platzes, der das Haus von den Scheunen und den anderen Wirtschaftsgebäuden trennte. »Gib acht, Shannon, auf dein Geld und auf dich selbst.«
    »Was soll das denn nun wieder heißen?«
    Die Kippe glühte noch, ein dünner Rauchfaden stieg von ihr auf.
    »Nur, dass du manchmal etwas ungestüm bist.« Er legte den Kopf schief und zwinkerte ihr zu. »Du weißt schon. Das gehört zum Fluch der Flannerys.«
    »Hör auf damit. Das ist der größte Quatsch, den ich je gehört habe. Eben Moms Art, es Dad heimzuzahlen. Der Fluch der Flannerys – dass ich nicht lache.«
    Er zog eine dunkle Augenbraue hoch. Eine Sekunde lang sah er aus wie eine dieser Teufelskarikaturen mit wissend-lüsternem Grinsen und hochgezogenen Brauen. »Ich meine ja nur.«
    »Sag, was du willst, ich kaufe die Ranch und damit basta.«
    Jetzt, eine Woche später, gingen ihr Sheas Worte erneut durch den Kopf. Sie hatten fast wie eine Warnung geklungen.
    Und Shea war nicht der Einzige, der sie warnte. Ganz und gar nicht! Auch ihre anderen Brüder hatten sie im Lauf der letzten Wochen bedrängt, erwachsene Männer, die sich offenbar einbildeten, sie noch immer unter ihre Fittiche nehmen zu müssen. Sie schnaubte verächtlich. Robert hatte ihr geraten, ihr Geld lieber auf die Bank zu bringen, dabei würde es dort nur geringe Zinsen einbringen. Robert! Dem Mann rann sein Erbteil durch die Finger wie Wasser. Er hatte sich einen Sportwagen gekauft und steckte so tief in der Midlife-Crisis, dass er sogar Frau und Kinder verlassen wollte. Und Aaron, ihr ältester Bruder, hatte bereits einen Teil seines Geldes bei Spekulationen an der Börse verloren. Ganz zu schweigen von der Woche in Reno, wo er Gerüchten zufolge dreißigtausend Dollar am Black-Jack-Tisch gewonnen und wieder verspielt hatte. Sein anfängliches Glück hatte nicht angehalten, und Aaron reagierte seitdem empfindlich auf dieses Thema.
    Dann war da noch Oliver, der sein gesamtes Geld Gott und der Kirche vermachte. Natürlich, dachte Shannon stirnrunzelnd und fragte sich, ob sein religiöser Fanatismus etwas mit ihr zu tun hatte. Das schlechte Gewissen nagte an ihr, als sie daran dachte, wie Oliver nach dem Unfall, als Ryan ums Leben gekommen und Neville kurz darauf verschwunden war, ultrareligiös wurde. Er hatte sogar die Priesterlaufbahn eingeschlagen und sollte bald die Weihe empfangen. Welche Rolle sie in seiner Bekehrung zum Glauben spielte, blieb unklar. Jedenfalls hatte die Tatsache, dass sie des Mordes an ihrem Mann bezichtigt wurde, dazu beigetragen.
    Shannon schüttelte die Gedanken ab, wollte sich nicht auf dieses vertraute, aber bedrohliche Terrain begeben.
    Sie vermutete, dass ihr Bruder Shea mit seinem Erbteil umsichtig wirtschaftete. Er war ja immer vorsichtig – in finanziellen Angelegenheiten ebenso wie überhaupt in seinem Leben. Shea war in sich gekehrt, nicht leicht aus der Reserve zu locken, aber immer bereit zurückzuschießen, und wenn nötig, kämpfte er mit harten Bandagen.
    Wie kamen ihre Brüder dazu, ihr kluge Ratschläge geben zu wollen? Sie konnten ihre Pläne schlechtreden, so viel sie wollten, Shannon würde doch tun, was sie selbst für richtig hielt. Sie war mindestens so starrsinnig wie die vier.
    Wahrscheinlich lag es an der negativen Einstellung ihrer Brüder, dass sie so nervös war, als sie sich das letzte Mal auf dem überwucherten Grundstück aufhielt.
    Aber warum war sie nur plötzlich so besorgt? Konnte nicht schlafen, fürchtete sich vor ihrem eigenen Schatten, schreckte nachts aus grauenhaften Albträumen auf?
    Sie verzog das Gesicht und ließ den Waschlappen ins Becken fallen. Vielleicht war es Zeit, mal wieder ihren Therapeuten aufzusuchen. Vor einem Jahr hatte sie sich so gefestigt gefühlt, dass sie die wöchentlichen Sitzungen, mit deren Hilfe sie Ordnung in ihr Leben gebracht hatte, beendete.
    Auch wenn ihr die Vorstellung nicht behagte – vielleicht gehörte sie ja zu den Menschen, die nicht dauerhaft ohne therapeutische Unterstützung zurechtkamen.
    »Toll«, murrte sie.
    Himmel, es war heiß. Die ganze Woche über hatte die Temperatur sich um 38 Grad bewegt, und selbst nachts war sie selten unter 25 Grad gesunken. Das Tagesgespräch im Ort drehte sich um die bedrohliche Dürre und natürlich um die ständig wachsende Waldbrandgefahr.
    Shannon vermied es, noch einmal in den Spiegel zu sehen. »Am Morgen siehst du besser aus«, redete sie sich zu, doch insgeheim fragte sie sich, ob sämtliches Make-up dieser Welt ausreichen
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