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Deadwood - Stadt der Särge

Deadwood - Stadt der Särge

Titel: Deadwood - Stadt der Särge
Autoren: Jason Dark
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gehen sollen, aber ich ging mit nahezu gelassen wirkenden Schritten auf die Schwingtür zu, stieß sie auf und hechtete nach draußen. Ich flog über den Stepwalk hinweg, landete auf der Straße und rollte mich dicht neben der brennenden Lache ab.
    Meine Aktion hatte die Gestalten überrascht. Tatsächlich hatten sie im toten Winkel gestanden, um sich auf mich zu stürzen. Einige waren mit Sargstücken bewaffnet. Damit hätten sie mich wahrscheinlich totschlagen können.
    »Bleib so liegen!«
    Die grelle Stimme des Hinkebeins hallte über die Straße. »Komm nicht mehr hoch, Sinclair, jetzt machen wir dich fertig.« Er wedelte mit beiden Armen und gab die entsprechenden Befehle an seine schaurigen Helfer weiter. »Los, packt ihn! Schlagt ihn endlich tot! Ich will ihn nicht mehr hochkommen sehen!«
    Sollte ich mich tatsächlich totschlagen lassen?
    Die Helfer hatten ihn genau verstanden. Sie zogen den Kreis um mich herum enger, und auch Grey Man setzte sich hinkend in Bewegung. Aus meiner Perspektive wirkte er ziemlich groß. Er kam mir vor wie ein hinkender Teufel. Mir blieben vielleicht noch fünf Sekunden, um mich zu entscheiden. Wenn ich kämpfte, würde Jane sterben. Tat ich nichts, würden wir beide erschlagen werden.
    Das wußte der Hinkefuß.
    Und deshalb lachte er so schaurig. Seine Lache schien er in der Hölle bekommen zu haben, die Augen glänzten, seine Gestalt sah ich plötzlich konturenscharf, und daran trug nicht das Feuer die Schuld, ein anderes Licht hielt ihn erfaßt, das auch mich blendete.
    Der Hinkefuß hatte es ebenfalls bemerkt, blieb stehen, drehte sich um, und eine Sekunde später kippte die Situation um…
    ***
    Susan Crane war gefahren wie jemand, dem der Teufel im Nacken sitzt. Sie hatte keine Rücksicht genommen und trotz der oft miesen Wegstrecke alles aus ihrem Wagen herausgeholt.
    Irgendwann hatte sie sogar den Weg verpaßt, war durch das wüstenartige Gelände gerast, über Abhänge gedonnert und in Mulden geflogen.
    Die Räder hatten den kargen Pflanzenwuchs zermalmt. Staub umgab den Wagen wie ein Zelt, er tanzte im bleichen Schein der Lichter. Irgendwann auf einer fast flachen Ebene, wo dünnes, stummelhohes Gras wuchs und einen regelrechten Teppich bildete, kam Susan Crane wieder zu sich selbst.
    Die Gedanken, die Überlegungen hatten die Furcht und die heiße Angst in ihrem Innern verdrängt. Sie dachte wieder daran, was vorgefallen war und daß es eigentlich feige von ihr gewesen war, Janes Ratschlag zu folgen und einfach wegzufahren.
    Ihr Fuß nagelte das Pedal der Bremse nach unten. Durch den abrupten Vorgang wurde sie nach vorn und in die Gurte gepreßt, gehalten und wieder zurückgedrückt.
    Tief atmete sie ein. Sie kurbelte die Scheibe an der Fahrerseite nach unten. Staub und kältere Luft drangen in den Wagen, aber der Staub senkte sich langsam.
    Susan stieg aus.
    Sie schwitzte am ganzen Körper. Selbst am Rücken rannen Schweißtropfen in langen Bahnen herab. Der Wind kühlte und trocknete ihr Gesicht. Er schien auch in ihre Seele hineinzuwehen und sie von der Angst zu befreien.
    »Du bist feige gewesen«, flüsterte sie sich selbst zu. »Verdammt feige, Susan!«
    Es war sonst nicht ihre Art, vor irgendeinem Problem wegzulaufen. In dieser Nacht aber hatte sie es getan, und sie dachte an die Menschen, die in Deadwood zurückgeblieben und nicht so feige gewesen waren wie sie.
    »Nichts ist endgültig«, sagte Susan laut, um sich selbst Mut zu machen.
    »Man kann alles wieder zurechtbiegen.« Diesen Vorsatz wollte sie noch in dergleichen Minute in die Tat umsetzen. Susan Crane hatte sich entschlossen, nach Deadwood zurückzufahren.
    Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt. Das bekam auch Susan zu spüren. Weil sie die Straße verlassen und in das Gelände hineingerast war, hatte sie jetzt große Mühe, den genauen Rückweg zu finden. Durch ein zielloses Kreisen verlor sie immer mehr Zeit und wollte schon aufgeben, als sie das Asphaltband der Straße plötzlich schräg vor sich im hellen Lichtteppich sah.
    Der Wagen hüpfte noch über eine grabenartige Querrinne hinweg und sprang auf die Fahrbahn.
    Susan kurbelte das Lenkrad nach rechts, dann gab sie Gas. An Geschwindigkeitslimits konnte sie sich jetzt nicht halten. Das normale Licht reichte Susan nicht aus. Deshalb schaltete sie das Fernlicht ein, und die langen, weißen, bleichen Strahlen rissen die Finsternis auf.
    Bis Deadwood war es noch weit. Susan raste weiter, und die Reifen des Geländewagens sangen
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