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Deadwood - Stadt der Särge

Deadwood - Stadt der Särge

Titel: Deadwood - Stadt der Särge
Autoren: Jason Dark
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die Waffe in einem Halbbogen nach rechts. Sie fiel mit einem dumpfen Lautauf das Dach des Vorbaus, das keine Schräge zeigte. Dort blieb die Beretta liegen. »Gut, jetzt das Kreuz!«
    Mit spitzen Fingern umfaßte ich die Silberkette. Was würde geschehen, wenn ich es jetzt aktivierte? Konnte ich damit alles ändern? Möglich — nur war es fraglich, ob mir auch Janes Rettung gelang.
    »Sie hängt übrigens am Galgen in der Schlinge«, erklärte mir der Hinkefuß grinsend. »Ein kurzer Druck nur reicht aus, und ihr Genick ist gebrochen. Ich wäre immer schneller als du.«
    Das Kreuz lag auf meiner rechten Handfläche. Ich schluckte hart, als ich es anschaute.
    »Weg damit!«
    »Schon gut, Hinkefuß!«
    Mit der gleichen Bewegung, mit der ich die Beretta in die Höhe geschleudert hatte, warf ich auch das Kreuz. Ich schaute dem Flug nach. Das Silber blinkte wie ein herabfallender Stern. Ich hörte den Aufschlag, aber leider rutschte es nicht wieder herab.
    »Ich sehe da noch etwas, Geisterjäger. Es ragt aus deinem Gürtel. Sieht ziemlich groß aus.«
    »Das ist es auch«, erwiderte ich und holte den Bumerang hervor. Auch mit dieser Waffe hätte ich den Hinkefuß erledigen können, aber er hatte mich in der Hand.
    So schleuderte ich die silberne Banane nicht in seine Richtung, sondern auf das Vordach, wo ein dumpfer Laut entstand und der Bumerang dann liegenblieb.
    Der Hinkefuß hatte jeden Wurf mit seinen Blicken verfolgt. Als die Banane ebenfalls auf dem Dach lag, nickte er satt und zufrieden. Die Geste widerte mich an.
    »Alles klar?« fragte ich ihn.
    »Sicher.«
    »Und wie geht es jetzt weiter?«
    Er rieb seine Hände. »Jetzt werde ich das Versprechen einlösen, das ich vor über hundert Jahren gab, als ich mich in der Höhle befand. Sobald ich dich getötet habe, wird mir der Satan seine Kraft verleihen und zu einem Mächtigen machen.«
    »Wenn du dich da nicht mal irrst.«
    »Nein, nie!«
    »Ich kenne den Teufel, und ich weiß, daß er seine Versprechen nie einhält.«
    Der Hinkefuß streckte seinen rechten Arm aus und trat hart mit dem gesunden Fuß auf, so daß eine kleine Staubwolke seinen Schuh umspielte. »Du willst Zwietracht zwischen mir und dem Teufel säen. Das wird dir nicht gelingen. Ich kenne den Satan. Auch wenn er mich gestraft hat, so stehe ich auf seiner Seite. Ich weiß selbst, daß ich die Strafe verdient habe. Versager müssen bestraft werden. Ich habe damals versagt, aber heute werde ich alles gutmachen.«
    »Und du läßt Jane Collins am Leben?« erkundigte ich mich.
    »Das frage den Teufel!«
    Die Antwort war treffend. Sie sagte mir gleichzeitig, daß Jane wohl kaum eine Chance bekommen würde. »Und wie geht es weiter?«
    Er grinste schief. »Erinnere dich an die Toten. Ich habe ihnen den Trank gegeben. Sie waren bereit, alles für mich zu tun. Sie würden mir sogar in die Hölle folgen. Ich habe mein Versprechen gehalten und sie aus der Höhle geschafft. Ich baute ihnen Särge und legte sie in diese Totenkisten hinein. Sie befanden sich immer in Deadwood, nur wurden sie von den Besuchern hier nicht gesehen, weil ich sie in der Vergangenheit ließ. Nun aber habe ich sie hervorgeholt, und ich konnte schon zuvor feststellen, daß sie sich im Laufe der Zeit verändert hatten. Damals sahen sie wie tot aus. Sie waren es auch, doch dann kam die Kraft und der Odem des Teufels über sie. Er schaffte es und hauchte ihnen höllisches Leben ein. So stehen sie jetzt an meiner Seite und werden mir gehorchen, denn diese Chance hat mir Asmodis noch gelassen.«
    Die aus den Särgen gekippten Leichen befanden sich auf der Main Street verteilt oder lagen auf den hölzernen Gehsteigen. Zum Teil noch waren sie von den Trümmern ihrer Totenkisten bedeckt, doch das änderte sich sehr schnell.
    Es war das blaue Leuchten, das unerwartet für mich über die Straße huschte, an mir vorbeifuhr und die gesamte Main Street ummantelte. Im Mittelpunkt stand der Hinkefuß. Er war die Kraftquelle, die dafür sorgte, daß seine Diener plötzlich lebten.
    Sie standen auf.
    Überall um mich herum entstand Bewegung. Schon jetzt war ich eingekesselt.
    Fieberhaft dachte ich über meine Chancen nach. Sie standen schlecht, aber nicht zu schlecht. Daß ich meine Waffen auf das Vordach geworfen hatte, konnte sich für den Hinkefuß auch als Bumerang erweisen. Die Häuser besaßen innen und auch außen Treppen. Über sie konnte ich auf das Vordach gelangen.
    Es wäre alles kein Problem gewesen, hätte es da nicht einen Hemmschuh
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