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Deadwood - Stadt der Särge

Deadwood - Stadt der Särge

Titel: Deadwood - Stadt der Särge
Autoren: Jason Dark
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Ziel war Jane Collins.
    Sie konnte überhaupt nicht mehr denken. So mußte es damals den Hexen ergangen sein, die man auf den großen Scheiterhaufen verbrannt hatte. Ihr Körper schien mit Feuer gefüllt zu sein, das alles aus ihm herausbrannte, was in ihm steckte. Auch das Herz!
    Und Jane Collins schrie wie noch nie in ihrem Leben!
    ***
    Den Schrei hörte auch ich!
    Es rann mir eiskalt den Rücken hinab. In meinem Hals spürte ich den Druck, ich sah trotz der schlechten Lichtverhältnisse das Grinsen im Gesicht des Hinkebeins und ahnte schon, was geschehen war, redete aber nicht davon.
    Der Schrei war schon verstummt, als noch sein Echo durch die Nacht klang. Allmählich verwehte es. Stille legte sich wieder über die Main Street von Deadwood.
    Grey Man sprach mich an. »Du kannst dir vorstellen, Geisterjäger, wer geschrien hat?«
    »War es Jane Collins?« Ich erkannte meine eigene Stimme bei dieser Frage kaum wieder.
    »Ja, sie war es!«
    Ich ballte die Hände. Der Schrei hatte sich angehört, als wäre es der letzte in ihrem Leben gewesen. Am liebsten wäre ich vorgerannt und hätte mich auf den Hinkefuß gestürzt.
    Aber das schien er zu wissen. Mit einer lässig wirkenden Geste hob er die Hand. »Nicht doch, Sinclair, nicht doch. Willst du, daß sie stirbt?«
    »Nein!«
    »Dann reiß dich zusammen und tu nur das, was ich dir sage!«
    »Sie lebt also?«
    »So ist es!«
    »Habe ich den Beweis schon bekommen? Ihr Schrei war schlimm. So benimmt sich jemand, der bereits den Sensenmann sieht, wenn er dicht vor ihm steht.«
    »Sie lebt, du kannst mir vertrauen!«
    »Kontrolle ist besser!«
    »Nun gut, du willst es nicht anders.« Er hatte kaum ausgesprochen, als Jane wieder schrie. Diesmal nicht so laut und schrecklich. Für mich reichte es aus, um bleich zu werden.
    »Hör auf!« rief ich den Hinkefuß an.
    »Brauchst du noch einen Beweis?«
    »Nein!«
    »Dann können wir zur Sache kommen, Geisterjäger!«
    »Meinetwegen!«
    »Du hast ja erlebt, wie es in der Vergangenheit zugegangen ist. Ich habe das schlimmste Verbrechen begangen, das man überhaupt begehen kann. Ich habe den Teufel enttäuscht und dafür meine Strafe bekommen. Aus eigener Kraft kann ich mich erlösen. Ich brauche deshalb nur eines zu tun. Dich zu töten, mehr nicht!«
    »Das sehe ich auch so!«
    »Gut, fahren wir fort. Du erinnerst dich auch daran, daß mich dieser Joel mit seinem Kreuz hat zurückschlagen können. Ich gebe zu, daß dies ein Schwachpunkt bei mir ist, und ich weiß auch, daß du ein noch gefährlicheres Kreuz trägst. Aus diesem Grunde will ich, daß du es wegwirfst. Du sollst mir waffenlos gegenüberstehen. Gib alle Waffen ab, die du bei dir trägst.«
    Meine Mundwinkel zuckten. So etwas Ähnliches hatte ich kommen sehen. Wenn ich seiner Forderung nachkam und mich ihm waffenlos gegenüberstellte, saß ich in einer Klemme. Tat ich es nicht, würde Jane Collins wahrscheinlich noch einmal schreien, danach nie mehr.
    »Ich an deiner Stelle würde nicht zu lange damit warten. Denk an deine kleine Freundin. Soll sie leben, oder willst du, daß sie vernichtet wird?«
    Er lachte meckernd. »Die Schreie haben dich erschreckt, nicht mich. Ich gebe dir nicht mehr viel Zeit, Geisterjäger…«
    »Also gut!«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich werde meine Waffen ablegen!«
    In seinem weißen Gesicht zuckte es. Er konnte den Triumph nicht verbergen. »Na wunderbar«, kommentierte er. »Ich finde es weise, daß du dich dazu entschlossen hast. Aber ich habe noch eine Bedingung. Schau nach rechts. Dort siehst du das Dach eines Vorbaus. Du wirst also deine Waffen nehmen und alle Dinge auf das Dach schleudern. Nicht vor deine Füße in den Staub der Straße werfen. Ich kenne noch die alten Tricks, die man schon damals im Westen ausprobiert hat. Da schafften es die Revolvermänner tatsächlich, schneller einen Colt aufzuheben, als andere in der Lage waren zu schießen. Wir verstehen uns?«
    »Natürlich!«
    »Fang an!«
    Ich fragte mich, was er genau vorhatte, wenn ich waffenlos war. Der Teufel würde ihm direkt nicht helfen. Ich kannte Asmodis. Mochte er sein, wie er wollte, irgendwo besaß er noch so etwas wie eine höllische Ehre. Er hatte sich einmal entschlossen, seinem Diener den Kampf zu überlassen, und daran würde er sich halten.
    Zuerst holte ich die Beretta hervor. Mir zuckte es ja in der Hand, auf den Hinkefuß zu feuern, doch ich dachte an Jane und ihre schmerzgepeinigten Schreie.
    Deshalb drehte ich mich, holte kurz aus und schleuderte
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