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Deadwood - Stadt der Särge

Deadwood - Stadt der Särge

Titel: Deadwood - Stadt der Särge
Autoren: Jason Dark
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hatte.
    Lauter wurden die Schritte kaum, dennoch glaubte Jane, daß die Gestalt jeden Augenblick den Lichtschein der Laterne durchqueren würde. Dann sah sie die Person.
    Es war ein Mann, soviel konnte Jane noch erkennen. Er hielt sich allerdings ziemlich nahe der Vorgärten, so daß der Laternenschein ihn fast nicht erreichte.
    Beinahe gemächlich schlurfte er heran — und er hinkte!
    Jane schloß das Fenster so leise wie möglich, um nicht gesehen zu werden.
    Der Fremde ging weiter. Leider hatte er die Hutkrempe so tief im Gesicht, daß Jane ihm nicht in die Augen schauen konnte. So dunkel wie der Stoff des Hutes war auch der Mantel des Mannes, der zur unteren Hälfte hin weit aufschwang und wie eine Glocke aus Stoff wirkte. Jane wohnte schon etwas länger bei Sarah Goldwyn. Sie kannte inzwischen die Gegend und auch die meisten Menschen, die hierin der Nähe lebten. Diesen hinkenden Mann aber hatte sie noch nie gesehen. Erschien nicht aus dieser Gegend zu stammen oder hielt sich tagsüber im Haus verborgen.
    Jedenfalls blieb er plötzlich stehen!
    Für Jane Collins gab es keinen vernünftigen Grund, vor Lady Sarahs Haus stehenzubleiben. Der Fremde aber hielt sich direkt vor dem Gartentor auf.
    Und dort blieb er. Er beugte seinen Oberkörper vor und wirkte so, als wollte er sich ausruhen.
    Danach drehte ersieh langsam um.
    Die schlimmen Ereignisse der Vergangenheit hatten Jane Collins stark sensibilisiert. Sie wußte immer, wann eine Gefahr drohte, und auch in diesen Augenblicken glaubte sie, sie zu spüren. Jane atmete schneller und preßte ihre Hand aufs Herz.
    Weshalb war der Behinderte stehengeblieben? Was wollte er von ihr? Diese Fragen stürmten auf sie ein. Gleichzeitig ärgerte sie sich, daß sie darauf keine Antwort wußte. Auch der Fremde tat nichts dazu, dies zu ändern. Er starrte auf das Haus, suchte es nach etwas ab. Das war schon keine natürliche Neugierde mehr!
    Wie lange er stand und sich das Haus anschaute, wußte Jane nicht zu sagen. Zeit war plötzlich bedeutungslos geworden. Sie jedenfalls hatte sich zurückgezogen, aber gleichzeitig einen Plan gefaßt, der gefährlich werden konnte.
    Jane hatte vor, den Fremden anzusprechen. Nicht vom Fenster aus, nein, sie wollte das Haus verlassen und durch den Garten auf ihn zulaufen. Dann würde es sich zeigen, ob er etwas Unrechtes im Sinn hatte.
    So leise wie möglich eilte Jane durch das Haus. Sie wollte Lady Sarah auf keinen Fall wecken. Die Treppen bestanden aus Holz, deshalb war es schwer, lautlos über die Stufen zu laufen. Im Flur vor der Haustür klappte es dann besser.
    Lady Sarah Goldwyn war eine Frau, die vorsorgte. Auch beim Abschließen ihres Hauses. Sie hatte die Tür mit drei Schlössern bestücken lassen. Jane besaß ebenfalls einen Schlüssel. Mit zitternden Fingern schloß sie auf.
    Urplötzlich war sie nervös geworden, weil sie befürchtete, daß der Fremde die Geräusche gehört hatte.
    Jane beging nicht den Fehler, die Tür mit einem heftigen Ruck zu öffnen. Sehr behutsam ging sie vor. Durch einen Spalt lugte sie in die nächtliche Dunkelheit, wo sich die Büsche des Vorgartens im Wind wiegten. Den Behinderten sah sie noch nicht, deshalb öffnete sie die Tür. Ihr Blick fiel frei zu dem Gartentor, wo der gepflasterte Weg abschloß. Dahinter hätte sich die Gestalt des Mannes abzeichnen müssen, aber der Fremde war verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt, so daß Jane fast an einen Traum hätte glauben können.
    Nein, das nicht, sagte sie sich und lief trotz der Kühle aus dem Haus. Der Vorgarten war nicht sehr lang. Das Tor hatte sie bald erreicht. Von dieser Stelle aus konnte sie auch rechts und links des Gehsteigs entlangschauen.
    Dank der Laternen hätte sie den Fremden sehen müssen, aber der Gehsteig war menschenleer.
    Tief atmete Jane ein. Ihre Handflächen waren feucht. Der Fremde brauchte nicht unbedingt verschwunden zu sein. Er konnte sich ebensogut zwischen den Büschen des Vorgartens oder hinter einem Baum versteckt halten.
    Dieser Verdacht gefiel Jane Collins überhaupt nicht. Sie wollte so rasch wie möglich wieder zurück und achtete diesmal nicht darauf, möglichst leise zu gehen. Die Arme hielt sie vor der Brust verschränkt, die langen, blonden Haare wehten. In ihrem hellen Morgenmantel wirkte sie wie ein durch die Nacht eilendes Gespenst. Mit der rechten Schulter drückte sie die Haustür auf, lief in den düsteren Flur — und erschrak, als sie einige Schritte entfernt die Gestalt stehen sah.
    Sogar ein leiser
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