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Deadwood - Stadt der Särge

Deadwood - Stadt der Särge

Titel: Deadwood - Stadt der Särge
Autoren: Jason Dark
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gehört?«
    »Schüsse!« flüsterte Jane. »Schreie, Stöhnen und das Knarren der schaukelnden Särge im Wind.« Bei ihrer Aufzählung bekam sie selbst eine Gänsehaut.
    »Sehr laut?«
    »Nein, gedämpft. Die Entfernungen waren ja groß.«
    »Falls man hier überhaupt von einer Entfernung sprechen kann«, widersprach Lady Sarah.
    »Ja, das auch. Ich meine das ja relativ.« Sie nahm noch einen Schluck und spülte auch mit dem Cognac ihren Mund aus. »Mal ehrlich, Sarah. Glaubst du mir?«
    Die Horror-Oma hob die Schultern. »Wenn ich dich nicht kennen würde, Jane, hätte ich dir wahrscheinlich nicht geglaubt. Aber ich weiß um dich und dein Schicksal. Zudem habe ich selbst schon zu oft diese unheimlichen Dinge erlebt, wenn auch in anderer Form. Ich brauche da nur an Rasputin, die Tarot-Karten und mein Abenteuer in Rußland zu denken. Das alles hat mich geprägt. Ich glaube dir also.«
    »Danke.« Jane hob die Schultern. »Die nächste Frage schließt sich natürlich an. Welch einen Grund hat diese Fata Morgana gehabt? Kannst du mir das erklären?«
    »Nein, wenigstens nicht exakt. Ich kann da nur vermuten. Meiner Ansicht nach mußt du das Motiv für diesen Vorgang in deiner Vergangenheit suchen.«
    Jane setzte einen skeptischen Blick auf. »In meiner Vergangenheit? Das will mir nicht in den Kopf. Ich denke da an den Unbekannten. Mit ihm habe ich in der Vergangenheit noch nichts zu tun gehabt. Ich habe ihn erst am heutigen Abend gesehen. Zuvor war nie die Rede davon. Er hat sich mir auch niemals gezeigt.«
    »Das allerdings. Möglicherweise ist er auch ein Bote.«
    »Für wen?«
    »Für den Teufel?«
    »Kann sein«, gab Jane zu. »Ich denke allerdings auch an den Blutregen, aus dessen Tropfen sich im Staub der Straße ein Name formiert hat. Deadwood.«
    Lady Sarah holte durch die Nase Luft. »Deadwood. Irgendwie ist der Name treffend. Er paßt auch zu der Umgebung, wie ich meine. Ich denke da an die Westernstadt.«
    »Eine Geisterstadt, eine Stadt der Särge und der Toten«, fügte Jane flüsternd hinzu und bekam eine Gänsehaut.
    Lady Sarah schlug mit der flachen Hand leicht auf den Tisch. »Wie dem auch sei, Mädchen, wir allein können den Fall nicht lösen. Wir brauchen Hilfe.«
    »Ich verstehe. John Sinclair.«
    »Richtig.« Im Sessel sitzend drehte sich die Horror-Oma um und holte das Telefon von einem kleinen Beistelltisch. Die Schnur war lang genug, um Jane das Telefon reichen zu können. »Ruf ihn an, Kind, und zwar sofort.« Jane Collins nickte und tippte die Nummer des Geisterjägers ein…
    Es war tatsächlich die unheimlich wirkende, düstere Gestalt, derefwegen der Taxifahrer gestoppt hatte. Obwohl es im Lift hell war, sah ich von dem Fremden nicht viel. Der Hut verdeckte sein Gesicht, und die nach vorn gebogene Krempe reichte fast bis zum Kinn. Ich konnte nicht einmal erkennen, ob mich dieser Mensch überhaupt sah. Er rührte sich nicht, auch ich mußte meine Überraschung erst überwinden, und die rechte Hand kroch schon dorthin, wo die beiden Jackettschöße vom mittleren Knopf zusammengehalten wurden, denn so gelangte ich schneller an die Beretta, falls es nötig war.
    »Wer sind Sie?« fragte ich den Behinderten. »Nennen Sie mir Ihren Namen! Und wo kommen Sie her?«
    Er gab mir eine Antwort, aber eine andere, als ich sie mir vorgestellt hatte. »Deadwood«, hörte ich ihn sagen. »Komm nach Deadwood, hörst du? Nach Deadwood…«
    Ich lauschte noch seinen Worten, als er bereits einen Schritt zurücktrat. Normalerweise war dies nicht möglich, weil sich direkt hinter ihm die Liftwand befand.
    Erging trotzdem zurück — und hindurch!
    Ich bekam große Augen. Hätte ich das vorher gewußt, ich hätte längst gehandelt, so aber entschwand er meinen Blicken wie ein Gespenst. In der helleren Metallwand malte sich noch für den Bruchteil einer Sekunde die Gestalt ab, dann war sie verschwunden.
    Aufgesaugt, verschluckt…
    Erst jetzt betrat ich den Lift, blieb in der Mitte stehen und bekam den Eindruck, irgendwo anders zu sein, da ich Schüsse vernahm, Schreie hörte, dazwischen ein teuflisches Lachen und das jammernde Stöhnen der Verletzten.
    Nichts war zu sehen.
    Ich tastete nach meinem Kreuz, holte es auch hervor und erkannte, daß sein Silber einen matten Glanz bekommen hatte. Es zeigte etwas an, reagierte möglicherweise auf die Geräusche, die dann leiser wurden und schließlich verstummten. Aus, vorbei…
    Auch mein Kreuz sah wieder völlig normal aus. Die Tür schloß sich, der Lift startete, als
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