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Deadwood - Stadt der Särge

Deadwood - Stadt der Särge

Titel: Deadwood - Stadt der Särge
Autoren: Jason Dark
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wußte anscheinend, was auf ihn zukommen würde. Er kroch einem Wurm gleich vor. Mit beiden Händen hielt er sich an einem schräg aus dem Boden wachsenden Steinstück fest, an dem er sich auch hochziehen konnte und nun in die Nähe einer Fackel geriet. Es gelang mir, sein Gesicht zu sehen.
    Der Hinkefuß lebte noch, doch das Weihwasser hatte ihn schwer gezeichnet.
    Es glich schon einem kleinen Wunder, daß er sich noch auf den Beinen halten konnte. Wahrscheinlich war es die Anwesenheit des Teufels, die ihm die Kraft gab. Asmodis war da, auch wenn der Hinkefuß ihn nicht sah. Dafür hörte er dessen Stimme.
    »Du wolltest mein Diener sein!« donnerte der Teufel und begann mit einer regelrechten Strafpredigt. »Du hast dich an mich herangeschlichen. Du hast mir die Menschen gebracht, deren Seelen ich gebrauchen kann, aber du warst nicht in der Lage, das Kuckucksei in deinem Nest zu finden. Hätte ich nicht eingegriffen, wärst du von diesem Milchbuben getötet worden. So bin ich zu deinem Lebensretter geworden, Grey Man. Ich, der Teufel!«
    Der Hinkefuß stand da wie ein armer Sünder. Er quälte sich, die Worte mußten ihn wie seelische Keulenschläge getroffen haben. Er stützte sich an einem Stück Felsen ab und hatte eine Haltung angenommen, die Demut anzeigen sollte.
    »Ich habe dich also gerettet, Grey Man, aber ich sage dir, daß der Teufel auch strafen muß. Der junge Mann hat dich verflucht. Ich werde den Fluch nicht aufheben, obwohl ich es könnte. Nein, du wirst leben können, aber was wird das für ein Leben sein? In Deadwood wirst du als Lebender unter Toten die Jahre überdauern. Du hast alle Zeit der Welt, um dich einer Aufgabe zu widmen. Du wirst für die Toten Särge herstellen und die Leichen hineinlegen. Deadwood soll zu einer Stadt der Särge werden, und ich werde meinen Fluch erst löschen, wenn es dir gelungen ist, einen oder zwei meiner großen Gegner zu vernichten. Du muß dich bewähren, Grey Man, um von mir wieder aufgenommen zu werden. Ich habe dir die Macht gegeben, die Zeiten manipulieren zu können. Deshalb wirst du auch wissen, daß mir in ferner Zukunft ein Feind heranwächst, der gefährlich ist. Erst wenn du es geschafft hast, ihn zu vernichten, hebe ich den Bann auf, der dich umgibt. Dein Gesicht wird so bleiben. Die Spuren darin sollen dich an deine Schwäche erinnern. Falls du dich nicht mehr ansehen willst, kannst du dir die Wunden pudern oder anstreichen. Diese eine Chance gebe ich dir. Nutze sie, Hinkefuß, ansonsten wirst du Qualen erleiden, die unaussprechlich sind. Du kannst dir vorstellen, was die Hölle noch alles in Bereitschaft hält, und ich bin deren Führer.«
    Grey Man nickte. Er zitterte. Dann begann er zu sprechen. »Ja, ja, ich werde mich nach deinen Worten richten und all das tun, was du verlangt hast, Satan!«
    »Das will ich meinen!«
    »Wann wird dieser Gegner…?«
    »Er kommt. Verlaß dich darauf. Und er wird wahrscheinlich nicht allein sein. So kannst du zwei auf einmal vernichten.«
    »Ich werde es tun!«
    »Dann los!«
    Es waren die letzten Worte des Teufels. Asmodis hatte lange genug gesprochen und zog sich zurück.
    Der Hinkefuß blieb allein in der Höhle. Er stützte sich schwer auf, fuhr mit der freien Hand durch sein Gesicht. Als er seine Handfläche betrachtete, klebte Schleim daran, und er schüttelte den Kopf, als würde er sich selbst davor ekeln.
    Für mich stand fest, daß sich der Teufel wieder einmal von seiner typischen Seite gezeigt hatte. Ein Plan, der vor langer Zeit geschlossen worden war, erfüllte sich. Der Hinkefuß drehte sich um. Er starrte in meine Richtung. Seine Augen sah ich noch. Sie waren nicht in Mitleidenschaft gezogen worden, im Gegensatz zu seinem übrigen Gesicht.
    Er verzog den Mund, als wollte er mir etwas sagen. Nur drangen mir keine Worte entgegen. Statt dessen spürte ich etwas anderes. Irgendeine Kraft drückte gegen mich, und ich hatte das Gefühl, weggetragen zu werden.
    Die Höhle verschwand, das Licht der Fackeln verblaßte, ich sah die Toten nicht mehr, und auch der Hinkefuß löste sich auf, als hätte man ihn ausradiert.
    Diese Kraft hatte mich schon einmal erwischt. Ich wußte, daß ich zurück in die Gegenwart transportiert wurde, denn in dieser Zeit wollte der Hinkefuß sein Versprechen einlösen…
    ***
    Deadwood hatte mich wieder!
    Ein klare Wüstennacht umgab mich. Ein Himmel, der graublau über mir lag. Kalte funkelnde Sterne, ein halber Mond und die Toten!
    Es waren die aus den hängenden Särgen, und
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