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Deadwood - Stadt der Särge

Deadwood - Stadt der Särge

Titel: Deadwood - Stadt der Särge
Autoren: Jason Dark
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über die Asphaltdecke. Zum Glück war die Straße gut ausgebaut, so daß sie auch in engen Kurven nicht hinausgetragen wurde. Susan Crane hockte hinter dem Lenkrad und starrte mit kalten, harten Blicken durch die Frontscheibe. Ihr Herz schlug schneller und lauter. Mittlerweile wußte sie, wo sie sich befand. Das Gelände stieg leicht an. Sie hatte bereits die ersten Ausläufer der Berge erreicht. In dieser Gegend lag auch Deadwood.
    Der Bus brauchte meist von dieser Stelle aus fünf Minuten bis zum Ziel. Sie wollte es in der Hälfte der Zeit schaffen, und sie schaffte es auch. Die junge Frau kam sich vor wie ein aufgezogenes Uhrwerk. In ihr steckte ein Trieb, der sie voranpeitschte. Sie wußte, daß sie zu einer wichtigen Person geworden war, und sie hätte sich am liebsten Flügel gewünscht, um das Ziel noch schneller zu erreichen. Vor Deadwood kam sie in eine neue Rechtskurve. Sie hatte ein wenig zu viel Tempo, das nahmen ihr die Reifen übel, sie wimmerten, und fast wäre der Wagen noch mit dem Heck ausgebrochen.
    Instinktiv lenkte sie gegen, bekam das Fahrzeug wieder in die Spur und beschleunigte erneut.
    Das Fernlicht brannte den Tunnel in die Nacht. Er war so breit geworden, daß auch die ersten Häuser von dem bleichen, gespensterhaft wirkenden Schein erfaßt wurden. Das war Deadwood!
    Und Susan schaute plötzlich auf den Beginn der Main Street, die nicht mehr leer war.
    Innerhalb weniger Augenblicke erfaßte Susan Crane die neue, entsetzliche Lage.
    Sie sah die brennenden Öllachen in Staub der Straße. Aber auch die Gestalten, die vom Licht erwischt wurden und in seltsam gebückter Haltung um einen am Boden hockenden blonden Mann herumstanden. Um John Sinclair. Er sah so wehrlos aus, das konnte Susan nicht begreifen, aber ihre Aufmerksamkeit wurde zu dem von der Gestalt des Hinkebeins eingenommen.
    Der Unheimliche in seiner schwarzen Kleidung stand voll im Fernlicht der Scheinwerfer, wirkte wie erstarrt und drehte sich plötzlich um, weil er sehen wollte, was geschah.
    Sehr deutlich erkannte Susan das bleiche Gesicht, diese widerliche Fratze mit dem offenen Maul und den weit aufgerissenen Augen. Sie sah auch die vorgestreckten Arme, als wollte der Hinkefuß den heranrasenden Wagen aufhalten. Das schaffte er nicht!
    Vielleicht mit Mitteln der Magie, aber alles ging viel zu schnell. Susan preßte die Lippen zusammen. In ihren Augen stand eine finstere Entschlossenheit, den Plan bis zu seinem Ende durchzuziehen. Direkt donnerte sie auf den Hinkefuß zu.
    Dessen Maul öffnete sich noch weiter. Den Schrei hörte sie nicht. Sie sah aber die gewaltige Staubwolke, die sich zwischen den Hinkefuß und die Kühlerschnauze schob, und Susan erkannte auch den Schatten, der zur Seite weghuschen wollte.
    Susan hämmerte ihren Fuß auf das Bremspedal. Sie spürte im gleichen Moment den Schlag, der den Wagen in der Höhe des rechten Kotflügels traf, und dann den Ruck, als zwei Räder über ein Hindernis »rollten«. Danach schloß sie die Augen, hielt sich am Steuer fest und merkte, daß der Geländewagen auf dem staubigen, relativ weichen Untergrund wegrutschte und sich gleichzeitig drehte…
    ***
    Ich hatte es zunächst nicht glauben wollen. Und mir erging es wie den anderen. Auch sie waren geschockt von dem, was da auf uns zuraste. Es war ein Geländewagen, dessen Fernlicht über die Main Street fiel und auch mich blendete.
    Aber ich wußte instinktiv, wem dieser Wagen gehörte. Das konnte nur Susan Crane sein, die zurückgekehrt war.
    Sie raste in den Ort!
    Auch der Hinkefuß stand inmitten der blendenden Lichtfülle. Er sah aus wie das Zerrbild, das plötzlich lebendig wurde und vor dem heranjagenden Wagen noch zur Seite tauchen wollte. Grey Man hatte Pech!
    Ich hörte den Schlag nicht. Dafür sah ich, wie sein Körper erwischt und vorgeschleudert wurde. Wäre er zur Seite gefallen, hätten ihn die zwei Räder nicht erwischt. So aber rollten sie über ihn hinweg. Mehr bekam ich nicht mit, denn auch für mich wurde das heranrasende Geschoß zu einer tödlichen Gefahr. Die Fahrerin hatte eine Vollbremsung versucht.
    Ein Fehler, weil auf dem weichen, staubigen Untergrund die Reifen nicht packten. Da nutzte auch das beste Profil nichts mehr. Plötzlich begann er zu schlenkern, brach aus und schlug mit dem Heck herum. Das bekam ich auch noch mit, weil ich mich auf die Beine geschwungen hatte, über eine der Gestalten hinweggesprungen war und mit ansah, wie sich das Fahrzeug innerhalb einer rotierenden und immer dichter
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