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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)
Autoren: Tim Curran
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früh abgelegt, vor guten zwölf Stunden, und anfangs war George über die Decks stolziert wie ein erfahrener Seebär. Das ist doch gar nichts, hatte er immer wieder den grünen Gesichtern seiner Kollegen versichert – die alle fast schon beim Betreten des Schiffs seekrank geworden waren. Lediglich Saks besaß gewisse Erfahrung auf offener See. Und doch: Der hohe Seegang und das Rollen und Stampfen des Schiffs hatten George zu diesem Zeitpunkt nichts ausgemacht. Gut, es erforderte Konzentration, sich auf den Spardecks zu bewegen, ohne ständig hin und her zu taumeln (sehr zur Belustigung der Seeleute, die alle der Inbegriff von Balance und Körperbeherrschung zu sein schienen), aber darüber hinaus war alles okay. Er hatte sich unnötig Sorgen gemacht.
    Ihm würde nicht schlecht werden wie den anderen. Genau wie Saks konnte er ihnen beweisen, was für ein harter Bursche er war. Der hatte ihnen in Norfolk am Vorabend der Reise prophezeit, dass allen am ersten Tag schlecht sein würde. »Glaubt mir, Mädels: Die See macht euch zu Babys. Sobald wir ablegen, schreit ihr Jammerlappen nach eurer Mama und kotzt euch die Seele aus dem Leib.«
    George hatte beschlossen, sich bei allem Respekt vor dem Meer auf keinen Fall zu übergeben. Diesen Triumph wollte er Saks nicht gönnen. Er wollte dem großmäuligen Macho-Arschloch zeigen, wie sehr er sich irrte.
    Und das tat er. Oh ja.
    Jedenfalls, bis sie den sogenannten »Friedhof des Atlantiks« vor Kap Hatteras erreichten, eine Region mit wilder See und unberechenbarem Wetter. Hier traf der warme Golfstrom, der nach Norden drückte, auf die kalten Strömungen, die von den arktischen Gewässern herunterkamen. Wie Öl und Wasser sträubten sie sich gegen die Vermischung. Sofort wurde die See kabbelig und zornig, die Mara Corday reagierte mit einem sanften Rollen, wie Seeleute es wahrscheinlich bezeichnet hätten, aber George empfand es als Sturmangriff auf seinen Magen. Und so entledigte er sich kurzerhand und sehr prompt seines Mittagessens.
    Und danach ging es ihm erst so richtig schlecht.
    Die anderen erholten sich allmählich, aber George lag in seiner Koje und fühlte sich, als hätte er einen Schwarm Schmetterlinge verschluckt. Ihm war schlecht, er schwitzte und zitterte – ihm war so schwindelig, dass er nicht einmal aufstehen konnte, um zu pinkeln. Saks sah nach ihm, diese Gelegenheit ließ er sich nicht entgehen. Er trug ein breites, unverschämtes Grinsen auf seinem sonnenverbrannten, ledrigen Gesicht.
    »Na, doch nicht so ein harter Bursche, George?«
    »Leck ... mich«, brachte George heraus, dann musste er wieder würgen.
    Saks war sein Boss – genau genommen der Vorarbeiter des Teams –, aber es schien ihm Spaß zu machen, wenn man ihn beschimpfte. Es brachte ihn zum Lachen. Wahrscheinlich diente es ihm zur Bestätigung, dass er die richtigen Knöpfe gedrückt hatte, um einen auf die Palme zu bringen. So ein Kerl war Saks.
    Der Steward gab George ein paar Medikamente gegen seine Beschwerden, und nach ein paar Stunden hatte er das Schlimmste überstanden.
    Zumindest konnte er sich wieder aufsetzen.
    Etwas später schaffte er es immerhin, sich wie ein sturzbetrunkener Blinder an der Wand seiner Kabine festzuhalten, sich zum Bullauge vorzutasten und hinaus aufs Meer zu schauen. Das Wasser wirkte relativ ruhig. Und trotzdem stampfte und gierte das Schiff wie eine Achterbahn. Aber vielleicht lag das ja auch an ihm.
    »Oh Gott, was habe ich mir da nur eingebrockt?«, stöhnte er und sank zurück auf seine Koje.
    Wäre da nicht das klitzekleine Problem, dass er das Geld dringend brauchte und die Bank seine Eier fest im Zangengriff hatte, dann hätte er diesen Auftrag nie angenommen.
    Als er die Augen schloss und langsam in den Schlaf sank, wurde er den Gedanken nicht los, dass ihm irgendetwas an der Mara Corday nicht gefiel.
    2
    »Wir machen gutes Tempo«, sagte Cushing und ließ seinen Blick über das Wasser schweifen, das unter dem grauen Märzhimmel fast schwarz aussah. »Wir müssten jetzt direkt über der Hatteras-Abyssalebene am Rand der Sargassosee sein.«
    Fabrini wischte sich Gischt aus dem Gesicht. »Was zur Hölle ist eine Abyssalebene, du Klugscheißer?«
    »Eine Tiefsee-Ebene. So was wie Land, nur ungefähr 5000 Meter tief«, erklärte Cushing.
    Fabrini wich von der Reling zurück. »Scheiße«, japste er, als fürchtete er, gleich vom Schiff und hinab in die wogende Dunkelheit gesaugt zu werden.
    Cushing lachte leise. »Ja, ich schätze, die Bahamas und
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