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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)
Autoren: Tim Curran
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und zerrten an ihrer Vertäuung.
    »Lasst uns reingehen«, sagte Fabrini. »Sollen sich die Teerjacken drum kümmern.«
    Der Wind drehte noch mehr auf, und diesmal riss er Fabrini die Baseballkappe vom Kopf und schleuderte sie hinaus aufs Meer.
    »Scheiße!«, rief er. »Meine Glückskappe!«
    Mit Menhaus im Schlepptau ging er nach unten und ließ Cushing an der Reling allein. Cushing merkte nicht einmal, dass sie verschwanden. Er beobachtete, wie Fabrinis Kappe ( Caterpillar stand auf dem Schirm) von den wütend streitenden Winden hin und her gerissen wurde. Sie landete auf einer Welle, wurde vom Kamm einer anderen überspült. Aber sie schwamm weiter, saugte sich voll, tanzte, getragen von kräuselnder Gischt. Etwas Silbriges kam aus der Tiefe und stupste sie an.
    Aber da befand sie sich bereits außer Reichweite.
    3
    Als es dunkel wurde über dem Ozean, schien George Ryan schon fast wieder er selbst zu sein. Es gab keine Dämmerung, keinen Moment, in dem sich Tag und Nacht in zauberhafter Neutralität im Gleichgewicht befanden. Im einen Augenblick glitzerten die sterbenden Strahlen der Sonne noch auf den Wasserperlen des Bullauges und die Schatten wurden lang wie Fangzähne – und im nächsten war es dunkel. Oder vielmehr schwarz. So schwarz, dass George die Hand vor Augen nicht sehen konnte. Der einzige Lichtschimmer drang durch das Bullauge herein, von den schwach beleuchteten Decks. Hinter der Reling herrschte völlige Dunkelheit. Wie in einem Minenschacht bei Mitternacht.
    Dunkelheit.
    Absolut.
    Unerbittlich.
    George rieb sich die Augen und zündete sich eine Zigarette an. Laut Saks und Morse, dem Kapitän, sollten sie spät am nächsten Abend in Französisch-Guyana vor Anker gehen, in Cayenne. Saks hatte ihnen versprochen, dass sie die Nacht in der Stadt verbringen durften – aber beim ersten Tageslicht hätten sie verdammt noch mal einen Job zu erledigen, und das würden sie auch tun! George überlegte, auf eine Nacht des Saufens und der Ausschweifungen zu verzichten, um sich in seinem Hotelzimmer – mit festem Boden unter den Füßen – auszuruhen. Das andere konnte warten, bis der Job erledigt war. Zwei Tage auf See kamen ihm, wenn er es recht bedachte, gar nicht so schlimm vor. Nicht, wenn er überlegte, dass andere Monate oder gar Jahre auf einem Schiff verbrachten.
    »Ich hätte ja auch zu Hause bleiben können«, murmelte er.
    Und ein Teil von ihm wünschte sich, er hätte es getan.
    Aber dieser Teil von ihm musste sich auch keine Gedanken um Gläubiger machen. Der hatte nicht die Banken am Arsch. Der hatte nicht zwei Exfrauen, die nach Alimenten sabberten. Er hatte keinen Sohn großzuziehen. Er hatte keine große, fette, saftige Hypothek, um die er sich Sorgen machen musste. Er musste nicht diese monströsen Zahnarztrechnungen für die Spangen des Jungen bezahlen. Und er musste ganz bestimmt nicht knietief durch Krankenhausrechnungen für die Rücken-OPs der Gattin waten. Nein, dieser Teil von ihm scherte sich einen feuchten Kehricht um den ganzen Dreck.
    Alles, was der hatte, war Paranoia.
    Dem gehörte diese kleine, metallische Stimme, die durch Georges Kopf hallte und ständig wiederholte, dass dieser Job eine riesengroße Scheißidee war. Dass er einen kolossalen Fehler beging und auf ihn hätte hören sollen. Na ja, jetzt ist es sowieso zu spät, Kumpel.
    George zog an seiner Zigarette und leckte sich über die trockenen Lippen.
    Saks hatte den Job organisiert. Er hatte das Team, zu dem George gehörte, zusammengestellt. Die simple Grundidee: Westlich einer Ortschaft namens Kaw am Kounana River gab es eine Diamantenmine auf dem Guayana-Schild, die man aus dem Dschungel herausgehauen hatte. Sie gehörte zu gleichen Teilen einer französischen Bergbaugesellschaft und Franklin Fisk – dem Fisk von Fisk Technologies, dem Elektronikmagnaten aus Miami, der mit Lithiumbatterien ein Vermögen verdient hatte. Das Problem bestand darin, dass das Minenlager über keine Landebahn in der Nähe verfügte. Die Versorgung musste per Lkw erfolgen, was mehrere Tage dauerte, und die Förderprodukte mussten auf die gleiche Weise abtransportiert werden. In der Regenzeit wurden die Straßen häufig unterspült, manchmal vollständig weggewaschen. Es kostete ein Vermögen, die Straßen neu zu errichten, ganz zu schweigen von den Verlusten, wenn die Lastwagen tagelang nutzlos herumstanden und darauf warteten, dass die Wege einigermaßen passierbar wurden. Also wollte Fisk eine Landebahn. Damit konnte das Kollektiv
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