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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)
Autoren: Tim Curran
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Kuba sind jetzt südwestlich von uns.«
    »Kuba?« Menhaus zündete sich eine neue Zigarette an der Kippe der alten an. »Na, leck mich am Arsch!«
    Cushing hielt sich gut an der Reling fest. Als er zwölf war, hatte sein älterer Bruder ihn aus Spaß von einer Brücke ins Meer gestoßen. Ein höchstens vier Meter tiefer Sturz. Ihm war nichts passiert, unbeschadet schwamm er damals ans Ufer zurück. Aber seitdem machten ihn Geländer jeder Art nervös.
    »He! Ihr da!«, blaffte Gosling, der Erste Offizier, im Vorbeigehen. »Seht bloß zu, dass ihr euch festhaltet, verdammt. Eine ordentliche Woge, und ihr werdet mit dem Arsch voran in den Teich gespült!«
    Sie ignorierten ihn wie routinierte Seefahrer. Schließlich hatten sie die Initiation überstanden, das Gekotze und alles. Sie wussten, was sie taten. Sie waren jetzt alte Seebären.
    »Machen Sie sich um uns mal keine Sorgen«, lachte Menhaus. Er lachte immer.
    »Yeah, keine Panik«, nickte Fabrini.
    »Ja, sicher«, schnaubte Gosling. »Und ich bin es dann, der eure Ärsche wieder rausfischen darf, bevor die Haie euch erwischen.«
    Sie lachten, und Gosling stapfte grummelnd davon.
    »Glaubt ihr, hier gibt es wirklich Haie?«, fragte Menhaus.
    »Nein, er redet nur Scheiße.«
    »Natürlich gibt es hier Haie«, sagte Cushing. »Wir sind auf dem Meer, oder? Wahrscheinlich wimmelt es hier nur so von ihnen.«
    »Scheiß drauf«, presste Fabrini hervor. »Scheiß auf das Gequatsche.«
    »Ich hab mal dieses Buch gelesen«, begann Menhaus.
    »Du kannst lesen?«, schnaubte Fabrini. »Im Ernst?«
    Menhaus lachte. »Ja. Ich hab dieses Buch gelesen, über einen Schiffbruch. Und dieser Typ wurde die ganze Zeit von Haien gejagt.«
    Aber das Thema wollten sie dann doch nicht weiter vertiefen. Keiner von ihnen war je zur See gefahren, von Saks abgesehen, und das Thema, das immer wieder auf dem Tisch landete, war ein möglicher Untergang des Schiffs. Sie hatten es in der Woche vor ihrer Abreise bis zum Erbrechen ausdiskutiert. Und dieser Gedanke lauerte bei ihnen allen noch im Hinterkopf, wie ein eiterndes schwarzes Geschwür.
    »Hab ich euch von dem Typen erzählt, der am ganzen Körper Blasen hatte?«, fragte Menhaus grinsend. »Der Typ erleidet Schiffbruch und landet auf einer einsamen Insel. Er findet eine Flasche, macht sie auf, und raus kommt ein Flaschengeist. So eine blonde Puppe, wahnsinnig scharf, wie in dieser alten Fernsehserie. Sie sagt: ›Ich erfülle dir jeden Wunsch, Meister.‹ Also sagt der Typ: ›Ich hab seit zwei Monaten keine Frau mehr gehabt. Du bist wunderschön. Ich möchte, dass du mich mal so richtig reitest!‹ Das Mädel schüttelt den Kopf. ›Das ist verboten, Meister.‹ Da sagt der Typ: ›Und was ist mit Blasen?‹«
    Fabrini prustete laut los und klopfte Cushing kräftig auf den Rücken. Cushing lachte auch, klammerte sich aber noch ein bisschen fester an die Reling, damit Fabrini ihn in seiner Begeisterung nicht versehentlich ins Meer stieß.
    Eine salzige Bö erfasste sie und ließ ihre Windjacken wie Fahnen an einem hohen Mast flattern und rauschen. Menhaus und Fabrini zogen ihre Jacken zusammen, um sich gegen die Kälte zu schützen, aber Cushing hielt sich lieber weiter an der Reling fest. Mit beiden Händen. Er war ein vielseitig interessierter Mensch und hatte Bücher über alle möglichen Themen gelesen. In seiner Jugend faszinierte ihn besonders das Meer. Er verschlang Bücher über Meeresbewohner, Seeschlachten, ja sogar über maritime Sagen und Legenden. Aber, so wurde ihm jetzt klar, nie hatte er etwas darüber gelesen, wie man einen Schiffbruch überlebte. Der Gedanke beunruhigte ihn.
    »Dann gab es da noch den Bruder von diesem Typen«, fuhr Menhaus fort, da sein Publikum gerade wehrlos schien. »Er geht mit demselben Schiff unter, landet aber auf einer anderen Insel. Er findet die Flasche, reibt sie, und – plopp! – wieder kommt die blonde Flaschengeist-Braut raus. Sie erzählt ihm den gleichen Mist, dass sie ihm drei Wünsche gewährt und so. Also sagt er: ›Ich will, dass mein Schwanz so lang ist, dass er auf dem Boden schleift.‹ Und schwupp – sind seine Beine fünf Zentimeter lang!«
    Wieder lachten alle, und eine neue Bö schüttelte sie durch, wie eine perfekte Unterstreichung der Pointe. Cushing kam es vor, als lachte die See mit ihnen – oder über sie. Der Wind hämmerte von Norden herein, zerrte an ihren Jacken und ließ ihre Hosenbeine flattern. Die Planen über den Rettungsbooten oben auf dem Bootsdeck knallten
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