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Dead Man's Song

Dead Man's Song

Titel: Dead Man's Song
Autoren: Troll Trollson
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Namen, und ich ändere die Anklage in Totschlag. Zwanzig Jahre bis lebenslänglich statt einem Valium-Cocktail.«
    »Gehen Sie auf fünfzehn«, sagte Alexander.
    »Zwanzig. Mit einer Empfehlung für vorzeitige Entlassung auf Bewährung.«
    »Ich bitte Sie, geben Sie mir wenigstens das Minimum.«
    »Fünfzehn können es werden, mit oder ohne Bewährung«, sagte Nellie. »Und dann zwanzig, dann dreißig und vierzig und noch immer keine Bewährung. Ehe Sie sich versehen, sitzt Ihre Lady für den Rest ihres Lebens im Knast. Nehmen Sie meinen Rat an. Zwanzig mit Empfehlung.«
    »Dann wäre sie sechzig, wenn sie rauskommt.«
    »Siebenundfünfzig«, korrigierte Cynthia.
    Aber sie überlegte.
    »Andererseits können Sie es jederzeit darauf ankommen lassen. Vergessen Sie nicht, es droht die Todesstrafe. Sie sitzen dann fünf oder sechs Jahre in der Todeszelle, während alle ihre Berufungsanträge abgelehnt werden - und das war es dann.«
    »Empfehlung für Bewährung nach fünfzehn Jahren«, sagte Alexander.
    »Das kann ich nicht.«
    »Zwanzig ist nicht gut genug.«
    »Wie gut ist denn der Cocktail?« fragte Nellie.
     
    10
     
    Palmer stellt Ende September den ersten Kontakt her.
    Er berichtete Cynthia per Telefon, daß Norman Zimmer, der gerade ein Musical nach dem Theaterstück Jennys Zimmer produziere, ihn angerufen habe. Ob sie ihn kenne …
    »Ja, er hat sich auch bei mir gemeldet«, sagt Cynthia.
    »Ich belästige Sie nur ungern«, sagt er, »aber soweit ich verstanden habe, ist das Projekt auf Grund der Unnachgiebigkeit Ihres Vaters gefährdet.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Das wäre doch eine Schande, nicht wahr?« sagt er. »All diese Leute, die gerne ein wenig dazuverdienen würden.«
    »Ich weiß«, sagt Cynthia. »Könnten Sie nicht mal mit ihm reden?«
    »Das habe ich schon«, sagt sie. »Er gibt nicht nach.«
    »Das ist wirklich schade.«
    »Er schützt Jessica, wissen Sie.«
    »Wer ist das?«
    »Jessica Miles. Die Frau, die das Originalstück geschrieben hat. Er meint, daß sie einem zweiten Musical niemals zugestimmt hätte.«
    »Tatsächlich? Weshalb das denn?«
    »Weil das erste absolut schrecklich war.«
    »Also, das glaube ich nicht. Ich habe das Buch meines Großvaters gelesen, und ich hab mir die Songs angehört. Es ist wirklich gut. Außerdem werden neue Songs geschrieben und ein neues Buch und - also, es ist wirklich eine Schande. Denn ich denke, es hat gute Chancen. Ich bin überzeugt, daß wir alle damit reich werden könnten. Wenn es produziert wird.« Es knistert in der Leitung.
    Sie versucht sich London vorzustellen. Sie ist noch nie dort gewesen. Sie stellt sich Schornsteine und Straßen mit Kopfsteinpflaster vor. Sie sieht Männer mit rußgeschwärzten Hemdkragen und Frauen in langen Stundenglaskleidern. Sie hört, wie Big Ben die vollen Stunden schlägt, sieht Ruderregatten auf der Themse. All das stellt sie sich vor. Und sie träumt davon, sich das eines Tages mit eigenen Augen anzusehen.
    »Könnten Sie nicht noch einmal mit ihm reden?« fragt Palmer.
    Das zweite Mal ist sie es, die anruft, und zwar Anfang Oktober. Er ist gerade von der Arbeit nach Hause gekommen. In London ist es sieben Uhr abends, in Amerika zwei Uhr nachmittags. Er erzählt ihr, daß er »bei dem letzten der Verlage in Bedford Square« arbeitet, eine Formulierung, von der sie annimmt, daß er sie schon oft benutzt hat. Tatsächlich ist an seiner Art zu reden etwas, das alles einstudiert und vorbereitet klingen läßt, als habe er eine Rolle auswendig gelernt, die er jetzt spielt. Sie vermutet einen Mangel an Spontaneität, der alles, was er sagt, künstlich und geprobt erscheinen läßt, als steckte hinter seinen Worten nicht die geringste Substanz.
    »Waren Sie noch einmal bei ihm?« fragt er.
    »Mehrmals«, sagt sie.
    »Und?«
    »Nichts zu machen.«
    »Hm.«
    »Er will sich nicht überzeugen lassen. Er sagt, das Stück sei ein heiliges Vermächtnis …«
    »Quatsch.«
    »Das glaubt er aber.«
    »Sie muß es vor einer halben Ewigkeit geschrieben haben.«
    »1923.«
    »Norman meint, es sei entsetzlich.«
    »Mein Vater hält es für wundervoll.«
    »Nun, wie die alte Jungfer schon sagte, als sie vom Ochsen geküßt wurde…«
    »Es ist eine Schande, daß es sich gerade jetzt ergeben mußte. Die Möglichkeit, meine ich. Das Musical wieder auf die Bühne zu bringen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun… in zehn Jahren wäre alles so viel einfacher.«
    »Ich verstehe nicht…«
    »Vergessen Sie’s. Ich hätte es gar nicht
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