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Dead Man's Song

Dead Man's Song

Titel: Dead Man's Song
Autoren: Troll Trollson
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gegen die Dienstraumfenster wie Geister, die verzweifelt Einlaß begehrten.
    »So wie ich es verstanden habe«, sagte Ollie, »war Bridges Anfang November eine Woche lang bei seinem Cousin. Der Typ aus dem Freizeitraum erinnert sich daran, daß er auf seinem Saxophon üben wollte. Ich schätze, das war, nachdem er den Haie-Mord begangen hatte und bevor er nach Hause zurückflog.«
    »Das alles hat dir der Typ aus dem Freizeitraum erzählt?«
    »Nicht das mit dem Mord, das ist meine Vermutung. Davon hatte er keine Ahnung.«
    »Was dann?«
    »Das mit dem Cousin, dem Saxophon und dem Heimflug.«
    »Hast du mit dem Cousin gesprochen?«
    »Ich habe bei ihm geklopft, aber es war niemand da. Doch ich hielt das Ganze für wichtig genug, um sofort etwas zu unternehmen. Deshalb bin ich hier.«
    »Wer hat dir erzählt, daß der Saxophonspieler John Bridges heißt?«
    »Der Typ aus dem Freizeitraum.«
    »Und er hat dir auch gesagt, daß er zurück nach Houston geflogen ist?«
    »Ja und nein«, sagte Ollie und grinste.
    »Dann laß uns mal raten, okay?«
    »Er ist nicht nach Houston, Texas, geflogen.«
    »Wohin dann?«
    »Nach Euston, England. Es klingt genauso, klar, aber es wird anders geschrieben, E-U-S-T-O-N. Ich war noch mal bei meiner Lady mit den gebratenen Bananen…«
    »Häh?« machte Carella.
    »Eine Lady in der Wohnanlage, sie heißt Sarah Crawford und macht die besten gebratenen Bananen.«
    Ollie spürte, daß er jetzt ihre ungeteilte Aufmerksamkeit hatte.
    »Sie ist Jamaikanerin und erzählte mir eine Menge von Euston und auch von King’s Cross, ein Stadtbezirk in der Nähe, wo sich jede Menge Nutten und Drogenhändler rumtreiben und wo es mehrere Bahnhöfe gibt. Sie kannte Bridges nicht persönlich, aber sein Cousin hat ihr erzählt, daß er in Euston wohnt. So ist das, hm«, sagte Ollie. »Kennt ihr sonst noch jemanden aus London?«
     
    Sie warteten vor dem Ferguson Theater, als Gerald Palmer zur Acht-Uhr-Vorstellung an diesem Abend erschien. Er trug einen dunkelblauen Mantel über dem braunen Anzug, dem kanariengelben Oberhemd mit weißem Kragen und der braunen Seidenkrawatte, die sie vorher bei ihm auf dem Bett hatten liegen sehen. Sein Haar und die Schultern seines Mantels waren mit Schnee bedeckt. Seine blauen Augen weiteten sich, als er Carella und Brown neben der Kasse stehen sah, wo sie auf ihn warteten. In seiner Begleitung befand sich eine blonde Frau. Sie guckte ziemlich verwirrt, als die Detectives sich näherten.
    »Mr. Palmer«, sagte Carella, »würde es Ihnen etwas ausmachen, uns zu begleiten?«
    »Weshalb?« fragte er.
    »Wir möchten Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    Als wollte er Eindruck auf die Blondine machen - vielleicht aber auch, weil er nur ganz einfach dämlich war -, zeigte Palmer wieder diesen großäugigen, hochmütigen, trotzigen Gesichtsausdruck, den sie schon früher bei ihm gesehen hatten.
    »Das tut mir schrecklich leid«, sagte er. »Aber ich habe andere Pläne.«
    »Wir auch«, sagte Brown.
    Die Blondine nahm Palmers großzügiges Angebot an, sich das Theaterstück allein anzusehen, während er diese »alberne Angelegenheit«, wie er es nannte, in Ordnung brächte. Er spielte noch immer den Premierminister, der sich mit zwei allzu aufdringlichen Reportern herumschlagen mußte. Während der ganzen Fahrt zum Revier beschwerte er sich über die Polizei in dieser Stadt und sagte ihnen, sie hätten kein Recht, einen Fremden einer derartigen Behandlung zu unterziehen, was, natürlich, nicht stimmte, denn sie hatten dazu jedes Recht der Welt, da das Gesetz auf alle Bürger und Besucher ohne Unterschied zutraf, es sein denn, sie genossen diplomatische Immunität. Als er in Gewahrsam war, lasen sie ihm seine Rechte vor. Diese unterschieden sich recht grundlegend von denen in England, aber auch mit denen sei er nicht vertraut, wie er ihnen erklärte, da er in seinem ganzen Leben noch nie Ärger mit dem Gesetz gehabt hätte. Tatsächlich könne er überhaupt nicht verstehen, weshalb er sich plötzlich in polizeilichem Gewahrsam befand, was wieder mal das alte Lied war, das sie seit Jahrhunderten von Axtmördern und Maschinengewehr-Kellys hörten.
    Aus Rücksicht auf seinen Status als Ausländer brachten sie ihn in das Büro des Lieutenants, das gemütlicher war als das Verhörzimmer, und boten ihm von Miscolos Kaffee an oder eine Tasse Tee, falls ihm die lieber sei. Daraufhin zeigte er wieder seine typische Reaktion - Augen weit offen, Augenbrauen gerunzelt, Mund zu einem indignierten
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