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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan
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Kinvale gekommen, doch nach Krasnegar konnte man sie kaum einladen. Einige entfernte Verwandte waren einfach allzu entfernt!
    An der Tür zu ihren Gemächern hielt sie inne, um zu Atem zu kommen, dann klopfte sie diskret und trat ein. Durch die Spitzenvorhänge strömte rosafarbenes Licht herein, man hatte bereits Kerzen angezündet, doch es war niemand da.
    Sie redete leise mit sich selbst und überprüfte die Blumen. Die Rosen hatte ihre beste Zeit auch schon hinter sich, doch die Chrysanthemen von Kinvale waren überall aus gutem Grund berühmt. Schließlich warnte sie ein Windstoß aus dem Kamin, und sie drehte sich um, als das magische Portal sich öffnete und einen eiskalten Hauch aus Krasnegar hereinließ.
    Ein kleiner Mann stand eingerahmt im Eingang, und sein ledriges, vom Wetter gegerbtes Gesicht war zu einer Maske des Entsetzens verzerrt. Ein Cut und enge Hosen, ein Degen am Gürtel und ein Dreispitz, den er nervös vor seinem Körper mit den Händen knetete… einen Augenblick lang erkannte Kadolan ihn in diesem Putz gar nicht. Tränen der Rührung traten wieder in ihre Augen. Oh, gut gemacht, Master Rap! Wie überaus angemessen!
    Der Trauzeuge wirbelte herum und versuchte, nach Krasnegar zurückzukehren. Er wurde offensichtlich aufgehalten. »Möge das Gute mich beschützen!« rief er. »Ihr habt mir gesagt, es gebe keine verdammte Zauberei!«
    Rap lachte aus der Dunkelheit hinter ihm. »Ich habe Euch wegen dieser Sache gewarnt! Mehr kommt nicht, das verspreche ich! Geht weiter! Oh, Eure Hoheit! Ihr kennt Krasnegars Rittmeister doch sicher?«
    »Gewiß kenne ich Master Hononin!« Kade kam mit ausgestreckten Armen näher. »Du bist ein willkommener Anblick für meine wunden Augen, alter Gauner!«
    Und ein willkommener Anblick für feuchte, sentimentale alte Augen.
    Hononin sah sich um, um sicherzugehen, daß sonst niemand anwesend war. »Ich hätte diesem Unsinn niemals zugestimmt, wenn ich gewußt hätte, daß ich wie ein Ein-Mann-Karneval verkleidet werde!«
    »Dann hat Rap also gut daran getan, dir nichts davon zu erzählen!« Sie küßte ihn auf die Wange.
    Er knurrte und lachte dann leise. »Wie geht es dir, Kade?«
»Wundervoll! Und dir?«
»Nicht schlecht.«
    »Die Jahre sind dir wohlgesonnen, alter Mann. Besser, als du es verdienst, da bin ich sicher!«
     
    »Nun, das nenne ich königliche Unverfrorenheit. Ich bin drei Monate jünger als du, wenn ich mich recht erinnere.«
     
    »Ich sehe, Ihr zwei kennt einander gut!« Rap trat ein und schloß die Tür.
    »Der erste Junge, der mich geküßt hat!« sagte Kadolan spitzbübisch, nur um zu sehen, ob sie Hononin noch zum Erröten bringen konnte. Sie konnte es.
    »Wenn ich mich recht erinnere, hast du mich geküßt! Und wenn deine Mutter dich nicht gesucht hätte, dann hättest du–«
    »Nun, das ist lange her«, fiel ihm Kade eilig ins Wort. Sie tupfte wieder mit ihrem Spitzentaschentuch über ihre Augen und inspizierte dann den Bräutigam. »Eure Maj – O nein!«
    Rap verbeugte sich mit einer schnittigen Geste und handhabte geschickt seinen Degen. Doch dann hielt er sein Gesicht gesenkt und fummelte mit dem Hut herum, den er in der Hand hielt. »Laßt mal sehen!« Kade sprach viel schärfer mit dem König als gewöhnlich.
    Er hob beschämt den Kopf. Seine Unterlippe war geschwollen und zeigte ein paar Schnitte, und er hatte zwei sehr großzügige blaue Augen. Es hätte nicht schlimmer aussehen können, wenn man ihm seine Koboldtätowierungen wiedergegeben hätte.
    Einen Augenblick lang sprach niemand ein Wort.
     
    Schließlich keckerte Hononin los. »Habe Euch gesagt, das gibt Schwierigkeiten, König!«
    »Nennt mich nicht so!« fauchte Rap wütend. »Verzeihung, Eure Hoheit«, fügte er demütig hinzu. »Glaubt Ihr, daß Inos sich sehr darüber aufregen wird?«
    »Aufregen?« O je! Kadolan seufzte. »Nun, ich nehme an, sie wird sich aufregen müssen, oder?« Ganz kurz rührten sich wieder alte Ängste. So etwas passierte, wenn man unter Stand heiratete… Doch sie schalt sich selbst für soviel unziemlichen Stolz. Die Götter hatten dieser Verbindung zugestimmt, und der Junge hatte, wie sie wohl wußte, hervorragende Eigenschaften. Auch wenn er kein Zauberer mehr war, so war er doch ein guter Mensch.
    Er würde einfach nur lernen müssen, daß ein König nicht herumlaufen und sich raufen konnte.
    Sie nahm an, daß er sein Bestes getan hatte, doch an seinem Kragen hingen Fusseln, sein Halstuch sah aus wie ein zusammengefallenes Souffle, und seine
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