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Das Weihnachtsversprechen

Das Weihnachtsversprechen

Titel: Das Weihnachtsversprechen
Autoren: Donna Vanliere
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Frau. »Ich kann nicht so schnell gehen.«
    Der Mann lachte bellend, und das Kind kicherte. »Was machst du denn da hinten?«, fragte der Mann. »Ich schwöre, dass gerade etwas aus dem Baum gefallen und auf mich gekrabbelt ist«, kreischte die Frau.
    Noch mehr Gelächter von der glücklichen Familie. Chaz schaltete den Fernseher an, um sie zu übertönen. Warum war er in diese Stadt gekommen? Jetzt erschien es wie eine dumme Idee. Er zog besser von einer Arbeit zur nächsten, anstatt sich auf etwas Langfristiges einzulassen – vor allem jetzt, da es so kurz vor Weihnachten war, ein Tag, den er bestenfalls ertrug.
    Die kleine Familie schien jetzt den Baum unter weiteren Lachanfällen durch die Eingangstür ihrer Wohnung zu bugsieren. Chaz öffnete noch eine Bierdose und starrte auf den Fernsehschirm. Diese Stadt war nicht besser als die letzte, und nichts konnte ihn dazu bewegen zu bleiben. Anders als seine Eltern konnte er nie die Strahlen der Hoffnung sehen.
    Zumindest glaubte er das.

ZWEITES KAPITEL
    Von dem, was wir bekommen,
    können wir leben, aber das, was wir geben,
    macht unser Leben aus.
    Arthur Ashe
    I
ch rannte die Treppen hinunter und zog mir ein rotes Sweatshirt mit einem Weihnachtsbaum darauf über den Kopf.
    »Moment! Ich komme!«
    Das Telefon läutete erneut. Ich versuchte immer, beim dritten Läuten abzunehmen, bevor sich der Anrufbeantworter einschaltete. »Aus dem Weg, Whiskers.«
    Die Katze sprang von ihrem Platz auf der unteren Treppe hoch und rannte vor mir her in die Küche.
    »Miss Glory, sie schalten mir den Strom ab.« Es war Carla Sanchez.
    »Warum wollen sie das tun?«, fragte ich, nach Atem ringend.
    »Ich bin mit der Zahlung im Rückstand ...«
    »Um wie viel?«
    »Bloß ein paar Tage«, erwiderte Carla. »Sie schalten einem nicht den Strom ab, wenn man sich bloß um ein paar Tage mit der Zahlung verspätet. Also: um wie viel im Rückstand?«
    »Fast drei Monate. Aber ich habe jetzt eine Stelle. Ich bin zum Wilson’s runter, wie Sie es gesagt haben. Sie hatten das Schild noch im Fenster, als ich hinging, und sie haben mich direkt eingestellt.«
    »Wie geht es Donovan?«, fragte ich. »Es geht ihm gut.«
    »Was hat er zum Frühstück gegessen?« Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen. »Was wird er zu Mittag essen?« Wieder herrschte Schweigen. »Ich will sehen, was ich tun kann.«
    Ich legte den Hörer auf und wählte die Nummer meiner Kirchengemeinde. »Linda, hier ist Gloria. Kann ich mit Rod sprechen?«
    Ich war sechs Jahre zuvor in die Kirche eingetreten, kurz nachdem ich in die Stadt gezogen war, um näher bei meiner ältesten Tochter zu wohnen, die gerade ein Baby bekommen hatte. Die Kirche war immer die Erste, die mir half, wenn ich etwas für meine Arbeit brauchte. Aber ich achtete darauf, ihre Hilfsbereitschaft nicht auszunutzen. Ich lauschte der Weihnachtsmusik, bis Rod sich meldete.
    »Wie geht es dir, Rod?«
    »Hervorragend«, antwortete er. »Was ist passiert, Gloria?« Rod war immer bereit zuzuhören.
    »Ich habe eine alleinerziehende Mutter, die Hilfe braucht«, sagte ich. Ich erläuterte Carlas Situation und wartete.
    »Wie hoch ist die Rechnung?«, fragte Rod. Er teilte mir mit, dass er einen auf das Elektrizitätswerk ausgestellten Scheck bereitlegen würde, und erzählte mir von einem der Kirche gespendeten Auto. »Es wurde vor ein paar Tagen gebracht«, sagte er. »Die Fahrzeugpapiere sind entsprechend geändert worden, und heute oder morgen bringt es jemand zu dir.«
    Vor Jahren war ich in Rods Büro gewesen, als der Kirche gerade ein Auto gespendet wurde. Eine von mir betreute Familie benötigte ganz dringend eins, und so begann ich, eine Arbeitsbeziehung zur Kirche aufzubauen.
    Mein Blick fiel durchs Fenster in die Auffahrt. Ich zog den Vorhang beiseite und riss die Augen auf.
    »Es ist bereits da«, rief ich. »Ganz herzlichen Dank, Rod. Ich melde mich bald wieder.«
    Ich legte den Hörer auf und presste meine Nase ans Fenster. »Das gibt es nicht! Es ist sogar schön.«
    Ich rannte zur Tür und zog ein Paar kniehohe gelbe Gummistiefel hervor, deren oberer Rand umgeschlagen war und ein blaues Wollfutter sehen ließ. Ein Hosenbein blieb über dem Stiefel hängen, aber ich achtete nicht darauf.
    »Du bist ein Chevrolet, nicht? Silberfarben. Ich werde dich Silberfuchs nennen.«
    Ich öffnete die Fahrertür des Wagens, glitt hinein und drehte den Schlüssel um. Der Motor stotterte, und ich wartete. Dann drehte ich den Schlüssel erneut um. Der Motor
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