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Das Weihnachtsversprechen

Das Weihnachtsversprechen

Titel: Das Weihnachtsversprechen
Autoren: Donna Vanliere
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Sinn verleiht.
    Es fällt mir noch immer schwer, diese Art der Gnade zu begreifen, und obwohl es Tage gibt, an denen ich mich unwürdig fühle, sie anzunehmen, tue ich es. Wenn ich es nicht täte, würde ich verrückt werden. Wir alle würden verrückt werden.
    Diese Geschichte handelt von vielen Menschen; ich bin nur ausersehen worden, sie zu erzählen. Es gibt Tage, an denen ich auf das vergangene Jahr zurückblicke und denke: Wie ist das nur alles zusammengekommen? Und es gibt Zeiten, in denen ich mich frage, warum das alles nicht früher hat geschehen können. Aber ich weiß jeden Tag, dass die Gnade unabhängig von uns die Oberhand behalten wird.
    Das ist das Weihnachtsversprechen.

ERSTES KAPITEL
    Ich glaube noch immer, dass das größte Leid, das ein
    menschliches Wesen je erleiden kann, darin besteht, einsam zu sein,
    sich ungeliebt zu fühlen und niemanden zu haben ...
    Mutter Teresa
    A
n jenem Novembermorgen ein Jahr zuvor spähte ich durch die Küchengardinen aus dem Fenster und lief sofort los, um mir einen Eimer und einen Lappen zu holen. Sieht nach einem guten aus, dachte ich und sah erneut hinaus. Jemand hatte einen Kühlschrank in meine Auffahrt gestellt.
    Ich drückte ein wenig Geschirrspülmittel auf den Boden des Eimers und füllte ihn mit warmem Wasser. Dann rührte ich kräftig mit der Hand um, bis sie im Schaum versank. Ich band meine Laufschuhe zu – die kecken in Neonrosa mit den grünen Streifen – und schob eine Flasche mit Haushaltsreiniger in meine Manteltasche. Eine durchgebrannte Glühbirne über der Eingangstür ließ mich auf dem Weg nach draußen auf der Treppe innehalten. Ich sah hoch.
    »Du meine Güte! Die Birne hat nicht sonderlich lange gehalten. Ich muss eine von denen besorgen, die ein Jahr lang funktionieren«, murmelte ich vor mich hin.
    Ich ging in die Küche zurück und nahm vom obersten Bord des Vorratsschranks eine neue Glühbirne. Als ich wieder am Eingang war, drehte ich die verbrauchte aus dem Gewinde.
    »Weg mit dir«, rief ich und schraubte die neue hinein.
    Ich wandte mich dem Kühlschrank in der Einfahrt zu und schätzte seine Größe ab. Er war nicht allzu groß. Ich öffnete die Tür und wich, die Hand vor die Nase haltend, zurück.
    »Bis zum Mittag werde ich dich gesäubert und ein neues Heim für dich gefunden haben«, sagte ich und zog mir ein Paar gelbe Latexhandschuhe über.
    Ich war es gewohnt, Selbstgespräche zu führen; ich war seit sieben Jahren Witwe. Es beunruhigte mich nie, dass ich mit mir selbst sprach. Was mich beunruhigte, war die Art, wie ich mir selbst antwortete. Und
wirklich
besorgt war ich, wenn ich mit mir selbst stritt.
    Ich zog eine Ablage nach der anderen heraus, tauchte meinen Lappen in das Spülwasser und schrubbte die eingetrockneten Überreste von nicht mehr zu identifizierenden Nahrungsmitteln weg. Dann besprühte ich die Innenwände mit dem Reiniger und bearbeitete sie mit aller Kraft.
    »Hören Sie, es gibt ein Abfallgesetz!«
    Ich zuckte zusammen, als ich die vertraute Stimme hörte, und schloss die Augen. Vielleicht würde sie ja gar nicht da sein, wenn ich sie nicht sehen konnte.
    »Die Stadt hat Vorschriften erlassen.«
    Ich schrubbte noch kräftiger.
    »Gloria Bailey, ich spreche mit Ihnen.«
    Wie ich diesen Tonfall verabscheute. Ich atmete tief durch und hob den Kopf, um meine auf der anderen Seite des Gartenzauns stehende Nachbarin anzusehen.
    »Guten Morgen, Miriam.«
    »Gloria, hat sich je jemand die Mühe gemacht, Ihnen das mitzuteilen, bevor er diesen Müll hier abgeladen hat?«
    Ich steckte meinen Kopf wieder in den Kühlschrank und schrubbte weiter. Zu meiner Freundin Heddy hatte ich einmal gesagt, dass der Kosmos zu klein für Miriams Ego sei. Ihr affektierter britischer Akzent war ebenso »beeindruckend« wie ihr blondes Haar und ihr Name. Miriam Lloyd Davies. Na dann.
    »Bis Mittag wird er weg sein, Miriam«, sagte ich und wrang den Lappen aus.
    »Das bezweifle ich, so wie er aussieht«, entgegnete Miriam. »Aber wenn er bis dahin noch nicht weg ist, muss er von hier wegtransportiert werden. Ich zahle keine Steuern, um neben einem Schrottplatz zu wohnen.«
    Es ist erstaunlich, wie perfekt die eigene Körperhaltung wird, wenn man beleidigt wird. Jeder meiner Rückenwirbel richtete sich senkrecht auf, während ich die Auffahrt hochging.
    »Ich zahle keine Steuern, um neben einem Schrottplatz zu wohnen«, wiederholte ich flüsternd.
    Als ich sechs Jahre zuvor in mein Haus gezogen war, hatte ein wunderbares junges
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