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Das Wagenrennen

Das Wagenrennen

Titel: Das Wagenrennen
Autoren: Martin Scott
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hätte noch schlimmer kommen können«, sagt Makri und zahlt für mein drittes Bier. »Du könntest genauso gut hinter dem Ruder einer Strafgaleere sitzen. Rhizinius muss dich wirklich ziemlich hassen. Wie schlimm hast du dich denn eigentlich bei seiner Hochzeit benommen?«
    »Ziemlich schlimm«, gebe ich zu. »Aber wenn er gewollt hätte, dass seine Gäste sich benehmen, dann hätte er nicht so viel Wein spendieren sollen. Das war dieses starke Zeug, das sie von den Elfeninseln hierher schiffen. Und seine Braut hätte sich züchtiger anziehen sollen. Ihr Kleid war alles andere als sittsam.«
    Ich starre mürrisch auf den Tresen. Die Jahre seit diesem unseligen Vorfall bei der Hochzeit waren ziemlich hart für mich. Und jetzt muss ich auch noch dringend einen Fall an Land ziehen. Mist. Ich hasse es wirklich, während der Regenzeit zu arbeiten.
    Draußen gießt es in Strömen, und über meinem Kopf donnert es. Ich sehe einen Zauberer auf uns zukommen. In seinem Regenbogenumhang ist er kaum zu übersehen. Es ist ein großer Mann mit einem schweren Stock in der Hand. Vor mir bleibt er stehen, schiebt seine Kapuze zurück und enthüllt stählern blickende Augen und ein breites, energisches Kinn. Für einen Moment hört mein Herz auf zu schlagen. Vor mir steht Georgius Drachentöter. Ich dachte eigentlich, dass er die Stadt längst verlassen hätte.
    »Ich werde dich töten, Thraxas«, sagt er mit seiner tiefen, sonoren Stimme.
    »Was denn, jetzt sofort? Oder irgendwann später, wenn Ihr nichts Besseres vorhabt?«
    Georgius fixiert mich noch ein oder zwei Sekunden mit seinem eisenharten Blick, wendet sich dann schwungvoll ab und rauscht ohne ein weiteres Wort davon.
    Makri beschattet mit der Hand ihre Augen, als wollte sie etwas am fernen Horizont erspähen.
    »Was soll denn das?«
    »Ich will nur herausfinden, von wo der nächste tödliche Feind kommt.«
    »Sehr komisch, Rhizinius und jetzt auch noch Georgius. Irgendwann, pah!«
    Georgius Drachentöter ist ein mächtiger Zauberer, der mit dem Freundeskreis unter einer Decke steckt. Das ist Turais zweite Vertretung des organisierten Verbrechens, die ihre Kreise vorwiegend im Norden der Stadt zieht. Komischerweise habe ich dem guten Georgius im Sommer ebenfalls übel mitgespielt. Überhaupt war der Sommer in dieser Hinsicht wirklich herausragend. Ich habe seinen Plan vereitelt, das Rote Elfentuch zu stehlen. Und ich habe ihm auch einen Schwinger verpasst, wenn ich mich recht entsinne. Allerdings war er zu der Zeit gerade unpässlich, was seine Zauberkräfte anging.
    Nirgendwo ist ein freier Landauer zu ergattern, also trotten wir zu Fuß durch den Regen nach Hause. Der Staat nimmt mir als Strafe meine ganzen Ersparnisse ab, und zwei gefährliche Feinde drohen mir mit dem Tod.
    »Es wäre ja alles nicht so schlimm, wenn ich wenigstens als Detektiv etwas verdienen würde.«
    »Das tust du doch«, meint Makri. »Aber du investierst das meiste in Bier und verspielst den Rest.«
    Makri selbst arbeitet sehr hart. Sie schiebt Schichten als Kellnerin in der Rächenden Axt. um sich die Gebühr für ihre Vorlesungen an der Innungshochschule zu verdienen. Und sie ist sich auch nicht zu schade, mir gelegentlich die Irrtümer meiner Lebensführung unter die Nase zu reiben. Das soll nicht heißen, dass Makri etwa keine Fehler hätte. Ich vermute sehr stark, dass sie mit Boah herumexperimentiert, einer sehr gefährlichen Droge, welche die halbe Stadt in ihren Krallen hält. Auch wenn Makri es vehement abstreitet.
    »Lass mich mal unter diesen magischen Regenmantel«, sagt sie.
    »Von wegen«, erwidere ich. »Ich brauche ihn mehrals du. Wenn ich schon von der Palastwache und einem tödlichen Zauberer aufs Korn genommen werde, dann will ich es wenigstens bis dahin gemütlich haben.«
    Ich wickle mich fester in meinen magischen Regenmantel. Makri schneidet eine Grimasse. Merkwürdig. In ihrem kurzen Leben hat sie praktisch gegen alle bekannten Arten von Biestern und Kriegern gekämpft und sie auch besiegt. Sie würde sich, ohne mit der Wimper zu zucken, einer noch so übermächtigen Anzahl von Gegnern stellen, aber schon bei leicht erhöhter Luftfeuchtigkeit stellt sie sich an.
    »Blöder Regen, blöder!«, knurrt sie. »In den Gladiatorengruben war es wenigstens trocken. Ich hasse diese Heiße Regenzeit. Wieso kann es gleichzeitig so heiß sein wie im Orgkus und so nass wie auf der Decke einer Meerjungfrau?«
    Sie zieht sich ihren dünnen Mantel über ihre gewaltige Mähne. Sollte sie
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