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Das Wagenrennen

Das Wagenrennen

Titel: Das Wagenrennen
Autoren: Martin Scott
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versuchen, mir damit ein schlechtes Gewissen zu machen, ist das vergebliche Liebesmüh. Ich habe nicht jahrelang Zauberei studiert und gelernt, wie man einen magischen Regenmantel erzaubert, nur um ihn dann, wenn es regnet, der ersten Person in die Hand zu drücken, die mich darum bittet.
    »Wohin gehen wir eigentlich?«, erkundigt sich Makri, als ich eine Abkürzung durch ein Gewirr von gewundenen Seitengassen einschlage.
    »Ich mache einen Abstecher beim Ehrlichen Mox.«
    »Beim Ehrlichen Mox, dem Buchmacher? Aber ist das Stadion Superbius während der Regenzeit nicht geschlossen?«
    »Es gibt ein Rennen in Juval. Dort ist es zu dieser Jahreszeit trocken.«
    Juval ist eine kleine Nation und ebenfalls Mitglied in der Liga der Stadtstaaten, zu der auch Turai gehört. Es liegt zweihundert Stadien südöstlich von Turai. Makri wundert sich, wie ich bei einem Wagenrennen wetten kann, das so weit entfernt stattfindet. Ich erkläre ihr, dass die Buchmacher in Turai sich zusammengeschlossen und einen Zauberer engagiert haben, der die Ergebnisse von einem anderen Zauberer übermittelt bekommt, der an der Rennstrecke steht. Unter den Spielern in Turai ist es durchaus üblich, bei diesen Rennen zu wetten. Makri ist beeindruckt, auch wenn es sie etwas überrascht, dass sich Zauberer mit solchen Praktiken abgeben.
    »Ich dachte, sie würden sich nur höheren Aufgaben widmen.«
    »Na ja, es sind meistens jüngere Zauberlehrlinge, die diese Arbeit übernehmen. Die Zaubererinnung sieht das zwar nicht gern, aber was soll’s. Es ist eine gute Übung, was das Übersenden von Nachrichten angeht. In Kriegszeiten kann das sehr wichtig sein.«
    »Hast du neulich noch nicht genug verloren?«
    »Deshalb muss ich es ja unbedingt zurückgewinnen. Ich habe eine eiserne Reserve für eben diesen Fall zurückgelegt.«
    Mox, der Buchmacher, ist wie immer hocherfreut, mich zu sehen. Er hat die Starter des nächsten Rennens in Juval auf einer Kreidetafel aufgemalt. Ich studiere ihre Quoten.
    »Woher weißt du, dass die Zauberer alles ehrlich übermitteln?«, fragt Makri.
    Ich muss zugeben, dass dies ein Problem sein kann. Es ist bekannt, dass einige Zauberer bei Rennen unehrlich gewesen sind, aber dieses Risiko kann ich eingehen. In Juval hatte ich noch nie Ärger. Es ist eine kleine Strecke, und normalerweise starten nur vier Wagen pro Rennen. Und ich sehe niemanden und nichts, der oder das den Favoriten, einen feinen Wagen aus Samserika, schlagen könnte. Er heißt der Glorreiche Krieger. Die Quote ist eins zu eins, also setze ich zwanzig Gurans auf ihn.
    »Du verschwendest nur dein Geld«, meint Makri spöttisch.
    »Ach ja? Mal sehen, was du sagst, wenn ich morgen meine zwanzig Gurans Gewinn einstreiche.«

2. KAPITEL
    Wir trotten den Mond-und-Sterne-Boulevard entlang, bis wir in ZwölfSeen ankommen. An den Gerichtshöfen prasselt der Regen auf die Statuen der verblichenen Könige und Helden von Turai herunter und läuft dann über Marmorbürgersteige in gut gereinigte Rinnen. In den vornehmeren Stadtteilen Turais gelten öffentliche Einrichtungen wie zum Beispiel Kanalisation als ein Wunderwerk der Ingenieurkunst. In ZwölfSeen findet man so was nicht. Hier verwandelt der Wolkenbruch die Straßen in eine Schlammpiste. Nach zehn Tagen Dauerregen sieht es hier ziemlich schlimm aus. Und dabei haben wir noch zwanzig Tage vor uns. ZwölfSeen ist in der Heißen Regenzeit die reinste Hölle.
    »Meine Schicht fängt in zwei Minuten an, und ich bin so nass wie die Decke einer Meerjungfrau!«, beschwert sich Makri und zischt los, sich trockenlegen und umziehen.
    Ich steige die Außentreppe hinauf, die direkt vom Quintessenzweg in mein Büro führt. An meiner Tür hängt ein Schild: Bester Magischer Detektiv des Stadtstaats von Turai. Der Regen wäscht die Farbe ab, wo sie im Sommer unter der Hitze anfing abzublättern. Magischer Detektiv. Guter Witz. Ich habe als Zauberlehrling angefangen, aber das ist lange her. Meine Zauberkräfte bewegen sich auf dem niedrigsten Niveau und sind fast nur Taschenspielertricks, wenn man sie mit den Fähigkeiten der großen Hexenmeister von Turai vergleicht.
    Ich sollte wegen dieses Schildes irgendwas unternehmen. Es sieht schäbig aus. Andererseits bin ich wahrscheinlich auch der billigste magische Detektiv in ganz Turai, aber es ist ja nicht nötig, das allen gleich auf die Nase zu binden. Ich bin dreiundvierzig, übergewichtig, bar jeden Ehrgeizes, und ich neige zu ausgedehnten Saufgelagen. Ich übernehme die Art
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