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Das Wagenrennen

Das Wagenrennen

Titel: Das Wagenrennen
Autoren: Martin Scott
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Fälle, bei der die Zivilgarde nicht weiterkommt, für die Art Klienten, die sich keinen hochklassigen Detektiv aus den besseren Stadtteilen leisten können. Ich nehme zehn Gurans pro Tag zuzüglich Spesen, ein Honorar, das mich niemals reich machen wird.
    Dabei schien es gerade besser zu werden. Ich habe diesen Sommer einige wichtige Fälle gelöst und eine hübsche Belohnung eingestrichen. Außerdem habe ich in bestimmten Kreisen meinen Ruf aufpoliert. Mit etwas Glück hätte ich vielleicht auch ZwölfSeen endlich den Rücken kehren und in ein angeseheneres Viertel ziehen können. Aber nachdem ich vor Gericht geschleift und wegen Tätlichkeit gegen einen Bonzen des Königs verurteilt wurde, kann ich wieder von vorn anfangen. Jetzt habe ich kein Geld mehr und dafür einen miesen Ruf.
    Es ist drückend schwül. Die Heiße Regenzeit ist wirklich unerträglich. Hier draußen ist es so warm wie in einem Dampfbad. Wenn ich nicht meinen magischen Regenmantel hätte, würde ich es wohl nicht aushalten. Da meine Zauberkraft mittlerweile so sehr nachgelassen hat, kann ich mir normalerweise nur einen oder höchstens zwei Zaubersprüche merken. Meistens entscheide ich mich für den Schlafzauber, der mögliche Gegner wirkungsvoll außer Gefecht setzt, und dann noch für einen kleinen Bann, der zur Ablenkung eine Explosion erzeugt. Die Zeiten, als ich noch mit Unsichtbarkeit und Schwerelosigkeit jonglierte, sind lange vorbei. Und im Augenblick konzentriert sich meine ganze magische Energie auf die Aufgabe, trocken zu bleiben. Sollte ich zufällig auf fünf oder sechs Gegner stoßen, muss ich mich wohl auf meine Geschicklichkeit im Umgang mit dem Schwert verlassen.
    Mein Büro sieht aus wie ein Schweinestall. Ich befördere mit einem gezielten Tritt Müll unter den Tisch und hole mir ein Bier aus der Spüle. Dann lasse ich mich auf das Sofa fallen und verfluche die Ungerechtigkeit des Lebens. Ich habe in den letzten Orgk-Kriegen für diese verdammte Stadt gekämpft und dabei geholfen, diese wilde Horde zurückzutreiben, die uns aus dem Osten zu überrollen drohte. Ganz zu schweigen von den großartigen Diensten, die ich der Stadt in dem Krieg davor leistete, gegen Nioj. Unsere Feinde im Norden waren über die Bergpässe marschiert und hätten uns beinah ins Meer geworfen. Und? Zeigt sich jemand dafür dankbar? Von wegen. Zum Teufel mit ihnen!
    Jemand klopft an die Außentür.
    »Zum Teufel mit euch allen!«, schreie ich.
    Das Klopfen wiederholt sich. Ich habe nicht die geringste Lust auf Gesellschaft, stoße einen weiteren Fluch aus, leere mein Bier und hole aus, um die Flasche gegen die Tür zu schleudern. In diesem Augenblick geht sie auf und Senator Mursius marschiert herein. Er ist einer der größten Kriegshelden Turais und war mein alter Kommandeur in der Armee. Er ist groß, hält sich gerade, hat silbergraues Haar und sieht für einen Fünfzigjährigen noch sehr energisch aus. Und im Moment ziemlich gereizt.
    »Was hat das zu bedeuten?« Seine Stimme versetzt mich geradewegs auf den Exerzierplatz. »Ich bin es nicht gewohnt, dass mich ehemalige Soldaten so respektlos behandeln!«
    Ich rapple mich hoch. Senator Mursius ist so ziemlich der letzte Mensch, den ich als Gast in meinem Büro erwartet hätte. Normalerweise statten mir Turais große Kriegshelden keine Besuche ab. Wir haben vor bestimmt mindestens fünfzehn Jahren das letzte Mal miteinander geredet. Wahrscheinlich war das damals, als die Einheit, die Mursius befehligte, eine Bresche in der Stadtmauer hielt, die von der Belagerungsarmee der Orgks geschlagen worden war. Ich war einer der unglücklichen Soldaten, die diesen menschlichen Schild bildeten, der die Feinde zurückgehalten hatte. Natürlich habe ich Mursius seitdem häufiger gesehen, aber nur in einer der Logen im Theater oder im Stadion Superbius, die für die Senatoren reserviert sind. Aber ich bezweifle, dass er mich damals wahrgenommen hat.
    Und jetzt, wo er es tut, scheine ich ihn auch nicht sonderlich zu beeindrucken.
    »Du warst immer schon eine armselige Karikatur von einem Soldaten«, bellt er. »Wie ich sehe, hat die Zeit daran nichts geändert.«
    Mursius ist immer noch ein stattlicher Mann und trägt seine weiße Senatorentoga mit majestätischer Würde. Ich trage Unterwäsche, was meine Lage vermutlich nicht unbedingt verbessert. Also streife ich mir meine zerknitterte Toga über und räume Müll von einem Stuhl.
    »Wollt Ihr Euch nicht setzen, Senator Mursius?«
    »Du hast ganz schön
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