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Das Wagenrennen

Das Wagenrennen

Titel: Das Wagenrennen
Autoren: Martin Scott
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zugenommen«, sagt er und mustert meine Taille mit dem Blick, den er früher für rüpelhafte Rekruten reserviert hatte. »Und du bist ganz schön heruntergekommen.«
    Anscheinend weiß er alles über meinen Fall. Aber er ist keineswegs mitleidlos. Als aufrechter Soldat hat er nur wenig für Palastintrigen übrig.
    »Dieser Palast ist das reinste Vipernnest. Du hättest da erst gar keine Stellung annehmen sollen. Warum hast du es trotzdem getan?«
    »Die Bezahlung war gut.«
    »Wie ich sehe, hat es dir ja viel genutzt.« Er sieht sich in meinem schäbigen Büro um. »Hat Rhizinius dich vor Gericht ausgenommen?«
    Ich nicke.
    »Rhizinius ist eine Schlange. Er hat in seinem ganzen Leben kein einziges Mal gekämpft. Und von solchen Leuten wird Turai heutzutage regiert! Ich nehme an, du suchst Arbeit?«
    Ich nicke wieder.
    »Gut. Ich brauche die Dienste eines Detektivs. Es handelt sich um nichts allzu Kompliziertes, glaube ich wenigstens. Ich hätte normalerweise jemanden engagiert, der in der Nähe wohnt, aber ich dachte, du brauchst vielleicht etwas zu tun.«
    Ich frage ihn, wie er eigentlich auf diesen Gedanken gekommen ist, und er erwidert, dass er die Leute im Auge behält, die unter ihm gekämpft haben.
    »Du hast dich damals bei dem Kampf um die Mauerbresche nicht schlecht angestellt, Thraxas. Ich fände es schade, wenn du verhungern müsstest. Auch wenn das, wie ich sehe, wohl eine Weile dauern würde. Und du hast einen guten Ruf als Detektiv. Vorausgesetzt, du bist nüchtern. Wie lange kannst du nüchtern bleiben?«
    »Praktisch die ganze Zeit, solange ein Fall es erfordert.«
    Jemand klopft an die Innentür, die zu der Kaschemme hinunterführt. Bevor ich etwas sagen kann, fliegt sie auf. Makri hat immer noch nicht ganz begriffen, was das Wort Privatsphäre bedeutet. Man muss es ihr nachsehen. Immerhin ist sie als Sklavin in einer Gladiatorengrube aufgewachsen.
    Jedenfalls zeigt Senator Mursius zum ersten Mal so etwas wie Überraschung. Makri bietet auch einen sehr überraschenden Anblick, wenn man nicht auf sie vorbereitet ist. Sie ist zwar nur wenig größer als eine durchschnittliche turanianische Frau, aber sie hält sich gerade wie eine Kriegerin. Sie ist grazil und stark wie eine Wildkatze aus dem simnianischen Dschungel, hat große dunkle, beinah schwarze Augen, eine gewaltige dunkle Mähne und ein ausgesprochen hübsches Gesicht. Aber was jeden, der zum ersten Mal seinen Fuß in die Rächende Axt setzt, am meisten beeindruckt, ist Makris atemberaubende Figur. Und zu übersehen sind ihre Reize auch nicht, weil sie einen winzigen Kettenhemd-Zweiteiler trägt, wenn sie als Kellnerin arbeitet. Ihr Hintergedanke ist natürlich der, dass ihre nackte Haut ihr jede Menge Trinkgeld von den Hafenarbeitern, Seeleuten und Söldnern einbringt, die den größten Teil von Ghurds Kunden ausmachen.
    Was den Leuten normalerweise als Nächstes an Makri auffällt, ist ihre etwas dunklere Hautfarbe. Makri ist zu einem Viertel Orgk. Und das bedeutet Ärger. Sie ist auch ein Viertel Elf, was in Turai kein Problem ist, denn alle lieben die Elfen. Aber ihr Orgk-Blut bringt sie in alle möglichen Schwierigkeiten. Jeder in Turai hasst die Orgks. Auch wenn wir derzeit Frieden mit ihnen haben und sogar einen richtigen Friedensvertrag unterzeichnet und Botschafter ausgetauscht haben, ist die Zeit noch nicht vergessen, als sie unsere Stadt belagerten.
    All das bedeutet, dass Makri mit ihrem Anteil Orgk-Blut in Turai nicht gern gesehen wird. Die Säufer in der Kaschemme haben sich mittlerweile zwar daran gewöhnt, aber Makri wird immer noch der Zutritt zu den etwas vornehmeren Tavernen der Oberstadt und zu vielen offiziellen Gebäuden verwehrt. Ich würde mir vermutlich sogar ernstlich Sorgen um sie machen, wenn sie nicht die wahrscheinlich beste Kämpferin in Turai wäre, vielleicht sogar im ganzen Weiten Westen. Ich habe den größten Teil meines Lebens mit dem Schwert in der Faust verbracht, aber ich wüsste nicht, wann mir jemand begegnet wäre, der gefährlicher mit einem Schwert, einer Axt oder irgendwas anderem gekämpft hätte, das ihr gerade zwischen die Finger gekommen ist.
    Senator Mursius starrt sie überrascht an. Es herrscht verlegenes Schweigen.
    »Ich habe auch spitze Ohren«, erklärt Makri. Das stimmt, aber sie sind normalerweise unter ihrem gewaltigen Haarschopf versteckt.
    »Entschuldigt mich«, sagt der Senator etwas verlegen. Dann betrachtet er das Schwert an ihrer Hüfte. »Eine orgkische Klinge?«
    Makri nickt.
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