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Das Wagenrennen

Das Wagenrennen

Titel: Das Wagenrennen
Autoren: Martin Scott
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»Die habe ich mitgebracht.«
    Mursius mustert die Klinge interessiert. Als Berufssoldat ist er natürlich immer an Waffen interessiert.
    »Ausgezeichnete Arbeit«, sagt er anerkennend. »Die Orgks sind glänzende Waffenschmiede, ganz gleich, was die Leute sagen. Sie sind mindestens so gut wie die besten menschlichen Schmiede. Woher, sagt Ihr, habt Ihr sie mitgebracht?«
    »Aus den orgkischen Gladiatorengruben. Ich habe dort gekämpft. Bevor ich den Orgk-Lord getötet habe, der mein Besitzer war, seinen Hofstaat niedermetzelte, über eine Steilklippe entkam und stattdessen eine Stelle als Kellnerin angenommen habe.«
    »Klingt sehr interessant. Aber Eure Kleidung scheint mir einer Kämpferin nicht angemessen zu sein.«
    »Da habt Ihr Recht«, stimmt Makri ihm zu. »Nur eine Närrin würde in so einem knappen Oberteil kämpfen. Aber es bringt mir viel Trinkgeld ein. Wenn ich arbeite, verstecke ich das Schwert hinter dem Tresen.« Mit diesen Worten verschwindet sie nach unten.
    »Eine sehr interessante Frau«, erklärt Mursius. »Ist sie Halb-Orgk?«
    »Viertel-Orgk. Und Viertel-Elf. Und zur Hälfte Mensch, auch wenn sie sich nicht wie einer benimmt.«
    Der Senator beäugt mich interessiert. Anscheinend überlegt er, ob er wirklich einen Detektiv engagieren möchte, der eine Beziehung mit einer Viertel-Orgk hat. Dabei braucht er sich darüber gar keine Gedanken zu machen. Ich habe keine Beziehung mit Makri, übrigens auch nicht mit irgendeiner anderen Frau. Und zwar schon ziemlich lange nicht mehr. Ich habe den Frauen abgeschworen, seit meine Alte mich vor einigen Jahren wegen eines jungen Zauberlehrlings verlassen hat. Stattdessen trinke ich. Na ja, ich habe schon mit dem Trinken angefangen, bevor sie mich verlassen hat, aber danach hatte ich noch viel mehr Zeit dafür.
    »Also, wie kann ich Euch helfen?«
    Der Senator berichtet, dass er Opfer eines Einbruchs geworden sei. In seinem Landhaus. Es liegt an der Küste, in der Nähe von Ferias. Wie alle wohlhabenden Bürger leistet sich der Senator ein Stadthaus und ein Landhaus, wohin er sich zurückziehen kann, wenn das Wetter hier zu bedrückend ist.
    »Der Schaden hält sich in Grenzen. In der Villa befand sich nur wenig Geld, aber einige Kunstgegenstände sind verschwunden, und die hätte ich gern wieder. Vor allem möchte ich, dass du ein Gemälde wiederbeschaffst, das mir sehr am Herzen liegt.«
    Wenn ich an den alten, jüngeren Mursius denke, der mit dem blutigen Schwert in der Hand durch die Orgk-Linien gestürmt ist, fällt es mir schwer, ihn mir als Kunstliebhaber vorzustellen. Aber bei diesen Aristokraten weiß man eben nie. Die Männer von Mursius’ Generation sind selbstverständlich in den Krieg gezogen und haben tapfer gekämpft, aber sie haben auch ihren gesellschaftlichen Schliff bekommen. Damals herrschte in der aristokratischen Klasse die Vorstellung, dass es wichtig sei, jeden Aspekt der Persönlichkeit auszuformen. Aber damals war Turai auch noch anders. Seit die Goldminen im Norden ungeheuren Wohlstand brachten und der Drogenhandel das Boah aus dem Süden in die Stadt trug, ist Turai sowohl reicher als auch korrupter geworden. Heute verbringen junge Aristokraten ihre Zeit mit Ausschweifungen und kaufen sich vom Militärdienst frei.
    »Was hat die Zivilgarde diesbezüglich unternommen?«
    »Ich habe sie nicht informiert.«
    Ich ziehe eine Braue nach oben. Normalerweise wäre es der erste Schritt gewesen, die Garde zu rufen. Es sei denn, die ganze Sache hätte einen delikaten Aspekt, den Mursius lieber nicht in der Öffentlichkeit breitgetreten haben wollte. Ich habe so etwas schon erwartet. Die Leute kommen meistens nur dann zu mir, wenn sie in einer verzweifelten Lage sind.
    »Ich habe sie nicht gerufen«, fährt Mursius fort, »weil ich stark vermute, dass meine Frau hinter dem Diebstahl steckt.«
    »Eure Frau?«
    Der Senator drückt seinen dringenden Wunsch aus, dass seine Enthüllungen unter uns bleiben. Ich versichere ihn meiner Diskretion. Ich habe zwar viele Fehler, aber ich plappere niemals über meine Klienten, selbst wenn mich das ins Gefängnis bringt. Was es oft genug tut.
    Der Regen prasselt gegen die Fensterläden und übertönt den Lärm von der Straße. Das ist das einzig Gute an der Heißen Regenzeit. Sie hält die kreischenden Gören, die sich sonst auf den Straßen tummeln, in den Häusern.
    »Wir haben uns schon seit langem auseinander gelebt und sind nur noch zusammen, weil es uns besser passt, uns nicht scheiden zu lassen. Das
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