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Das Wagenrennen

Das Wagenrennen

Titel: Das Wagenrennen
Autoren: Martin Scott
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hat, unehrenhaft aus dem Dienst entlassen wurde.
    Rhizinius war mein Vorgesetzter. Er hasste mich schon damals, und seit ich ihm letzten Sommer seine Karriere vermasselt habe, ist es noch schlimmer geworden. Ich habe geholfen, den Ruf einer königlichen Prinzessin zu retten und den Sohn des Gegenspielers von Rhizinius vor einer schwerwiegenden Anklage bewahrt. Rhizinius hat daraufhin prompt die Wahlen zum Vizekonsul verloren. Ich wusste zwar, dass er sich an mir rächen wollte, aber ich hätte nie gedacht, dass er so weit gehen würde, seine Stellung im Palast zu missbrauchen, um mich vor Gericht zu zerren und mich wegen Tätlichkeit gegen einen Büttel des Gesetzes anzuklagen.
    »Was hätte ich denn tun sollen?«, beschwere ich mich, während ich meinen Krug vom Mund nehme und ihn zum Nachfüllen hochhalte. »Ich brauchte diesen Miet-Landauer dringend. Hätte ich einfach dastehen und höflich ›Bitte-Bit-te‹ sagen sollen? Also habe ich den Kerl einfach herausgezerrt und ihn ein bisschen zerzaust. Woher hätte ich wissen sollen, dass es sich bei ihm um den Assistenten des Prätors handelte, der für den König in geheimer Mission unterwegs war? Er hat ja nicht mal eine Toga getragen!«
    Ich koche fast vor Wut über diese himmelschreiende Ungerechtigkeit.
    »Ich hatte eigentlich darauf gebaut, während der Regenzeit nicht arbeiten zu müssen. Ich hasse es, im Regen zu ermitteln. Aber weil ich jetzt pleite bin, bleibt mir wohl nichts anderes übrig.«
    Ghurd, ein in die Jahre gekommener Barbar und der Besitzer der Rächenden Axt, ist ein alter Kampfgefährte von mir. Wir waren beide Soldaten und Söldner. Und er zeigt sehr viel Toleranz, dass er einen Privatdetektiv wie mich als Mieter duldet. Erst letzten Monat wurde die Kaschemme praktisch zu Kleinholz verarbeitet, als die Bruderschaft, die örtliche Vertretung des organisierten Verbrechens in Turai, sich mit zwei rivalisierenden Orden von Kampfmönchen eine Schlacht in der Bar geliefert hat. Ghurd findet, dass ich in Anbetracht dieser Umstände wenigstens pünktlich die Miete zahlen könnte. Was ich auch vorgehabt hatte, wenn ich mich nicht bei den letzten Wagenrennen in der Provinz so unglücklich verspekuliert hätte.
    »Hast du denn schon jemals bei einem Rennen gewonnen?«
    »Aber natürlich. Ich gewinne sogar recht häufig.«
    Dafür hat Makri nur Hohn übrig. Sie behauptet, dass sie mehr bei den Wagenrennen gewinnen könnte als ich, indem sie einfach blindlings einen Wurfpfeil auf das Wettformular schleudert. Ich erinnere sie daran, dass sie eine ignorante Barbarin mit Orgk-Blut in den Adern ist, die so wenig von unserer Zivilisation weiß, dass sie es immer noch merkwürdig findet, beim Essen Besteck zu benutzen.
    »Halt dich an das, was du kannst, Makri.«
    »Und das wäre?«
    »Leute massakrieren, zum Beispiel. Das beherrschst du wirklich.«
    Makri akzeptiert das Kompliment widerspruchslos. Schließlich stimmt das auch. Seitdem Makri letztes Jahr aus den Gladiatorengruben der Orgks geflüchtet ist und sich in die Zivilisation gestürzt hat, beweist sie immer wieder ihre Unbesiegbarkeit im Schwertkampf. Das war mir bei so mancher Gelegenheit von unschätzbarem Nutzen, wenn meine Ermittlungen ungemütlich wurden. Und das kommt oft vor. Während des Angriffs der Kampfmönche hat Makri ihre Fertigkeiten in solch einer wilden und verheerenden Art unter Beweis gestellt, dass selbst Hauptmann Rallig nur noch verwundert den Kopf schütteln konnte. Und Hauptmann Rallig hat seinerzeit eine Menge Kämpfe miterlebt.
    »Aber überlegene Kampftechnik zählt auf der Rennbahn nicht. Das Problem war, dass diese Rennen in der Provinz geschmiert waren. Man kann den Zauberern bei diesen kleinen Veranstaltungen einfach nicht trauen. Nicht wie denen hier in der Stadt. Jetzt, wo Melis die Reine als Stadionzauberin arbeitet, ist es hundertprozentig sicher, dass keinerlei Bestechungen oder Schwindeleien möglich sind. Sie ist praktisch die einzige ehrliche Person in Turai. Und sie sorgt dafür, dass im Stadion Superbius keine kriminelle Magie zum Zuge kommt. Aber diese kleine Veranstaltung in der Provinz war ein Witz! Ich schwöre dir, dass der Wagen, der letztes Jahr gewonnen hat, nicht einmal aus dem Stall gekommen wäre, wenn nicht jemand den Pferden mit einem Richtungsbann den Weg gezeigt hätte. Ich hätte es besser wissen müssen, statt darauf zu setzen. Andererseits habe ich nicht erwartet, dass mich Rhizinius in der darauf folgenden Woche vor Gericht schleppt.«
    »Es
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