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Das Wagenrennen

Das Wagenrennen

Titel: Das Wagenrennen
Autoren: Martin Scott
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viel bedeutet, dann entschuldige ich mich. Nicht, dass es etwas nutzen würde. Nicht einmal Makri ist naiv genug, um dreimal hintereinander auf einen Blumenstrauß hereinzufallen.«
    Auf Tanroses Vorschlag hin habe ich Makri bei zwei ähnlichen Gelegenheiten vor einiger Zeit Blumen geschenkt. Ich fand diese Art der Entschuldigung zwar armselig, aber auf Makri hatte sie eine spektakuläre Wirkung. Die Ex-Gladiatorin brach in Tränen aus und raste wie von der Tarantel gestochen aus dem Gastraum. Beide Male. Tanrose führt das darauf zurück, dass Makri in einer Gladiatorengrube aufgewachsen ist und vorher niemals Geschenke bekommen hat.
    Makri taucht mit einem Kleidersack über der Schulter am Fuß der Treppe auf.
    »Und richtet dieser fetten Schnecke aus, dass ich ihm die Blumen in den Rachen schiebe, falls er auf die Idee kommen sollte, mir welche zu kaufen.« Mit diesen Worten stürmt sie nach oben.
    »Das sagt sie nur so«, behauptet Tanrose. »Ich bin sicher, dass es wieder funktioniert.«
    Ich schaue sie verblüfft an. Tanrose scheint einen beinah mystischen Glauben an die Macht eines kleinen Blumenbuketts zu haben. Es ist einfach albern.
    »Kauf ihr doch eine neue Axt«, schlägt Ghurd vor. »Ich glaube, sie hat ihre Lieblingsaxt kaputtgemacht, als sie die Wand demoliert hat.«
    So kommt es, dass ich durch den Quintessenzweg und über den Markt gehe, unterwegs zu meinem Waffenschmied. Das Wetter ist schön, auch wenn in der warmen Herbstluft die ersten Anzeichen von Abkühlung spürbar sind. Der Winter lässt nicht mehr lange auf sich warten. Der Winter in Turai ist die Hölle. Ich würde es wirklich bedauern, wenn ich ihn nicht gemütlich vor einem lodernden Feuer in der Rächenden Axt verbringen könnte.
    Ich erreiche den Laden meines Waffenschmieds. Ein Schild an der Tür verkündet: »Wegen Trauerfall geschlossen.« Ich habe vergessen, dass der dritte Sohn des Waffenschmieds letzte Woche bei einem bedauerlichen Unfall mit einer Armbrust getötet wurde. Der vierte Sohn wird deswegen demnächst vor Gericht gestellt.
    Es ist schon zu spät, um noch einen anderen Waffenschmied aufzusuchen. Ich muss bis morgen warten. Langsam gehe ich zum Quintessenzweg zurück. In der Bäckerei kaufe ich ein Stück Kuchen. Marzipixa ist spürbar unfreundlicher als sonst. Wahrscheinlich verbreitet Makri böse Hetzgeschichten über mich.
    Ich esse den Kuchen auf der Straße.
    »Willst du wieder Blumen kaufen?«, erkundigt sich Floxos, der Blumenverkäufer, neugierig.
    »He, Tranox!«, schreit er dem Fischverkäufer zu. »Thraxas kauft wieder Blumen.«
    »Anscheinend hat er immer noch seine kleine Freundin!«, brüllt Tranox so laut zurück, dass die ganze Straße es hört.
    »Behandle sie bloß gut. Thraxas!«, kreischt Nitribix, eine der meistgefragten Huren von ZwölfSeen.
    Ich starre Floxos an und werfe ihm eine Münze hin, nur um hier wegzukommen. Als ich in der Rächenden Axt ankomme, halte ich einen riesigen Blumenstrauß in der Hand.
    »Ich dachte, du wolltest eine Axt kaufen?«
    »Die Schmiede hatte geschlossen.«
    Das klingt selbst für meine Ohren kleinlaut. Ich drücke Makri die Blumen in die Hand und greife dabei unwillkürlich zum Schwert, nur für den Fall, dass sie gewalttätig wird.
    Makri hebt die Blumen hoch, um sie auf den Boden zu werfen, doch plötzlich läuft ihr eine Träne über die Wange. Sie presst die Blumen an die Brust, kommt auf mich zu, umarmt mich leidenschaftlich und rast dann in Tränen aufgelöst aus dem Schankraum. Ich weiß nicht genau, was das jetzt zu bedeuten hat.
    »Hat es wieder funktioniert?«
    »Na klar«, erklärt Tanrose selbstgefällig.
    Ich verstehe das nicht. Ghurd auch nicht.
    »Und das soll jetzt dieselbe Frau sein, die einmal gegen einen Drachen gekämpft hat. Sie hat mit dreizehn Jahren einen drei Meter großen Troll getötet.«
    Tanrose zuckt mit den Schultern. »Wahrscheinlich hatte sie eine wirklich finstere Kindheit, in dem Loch, wo sie aufgewachsen ist. Und ganz offenbar hat Makri jede Menge Nachholbedarf, was kleine Geschenke betrifft.«
    Ghurd schnaubt verächtlich. »Die Frauen in meinem Dorf waren ganz anders. Wenn man sie beeindrucken wollte, musste man mindestens einen neuen Pflug auffahren.«
    »Deshalb hast du wahrscheinlich auch niemals geheiratet«, stichelt Tanrose. »Du hättest diese Ackergeräte ignorieren und es lieber mit Blumen versuchen sollen.«
    Sie schaute Ghurd viel sagend an. Er blickt verlegen zu Boden. Er fühlt sich schon seit langem zu Tanrose
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