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Das Wagenrennen

Das Wagenrennen

Titel: Das Wagenrennen
Autoren: Martin Scott
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eingekehrt, als Ihr auf den Zinnen von ZwölfSeen stationiert wart. Sie weiß noch sehr gut, dass Ihr Sarija gebeten habt. Eure Frau zu werden, und sie Mursius Euch vorgezogen hat. Ich glaube, dass Ihr ihn seitdem gehasst habt.«
    Kemlath streitet meine Anschuldigungen jedoch unbeeindruckt ab.
    Hauptmann Rallig weiß nicht genau, wie er jetzt vorgehen soll. Schließlich ist es nicht so, dass die Beweislage eindeutig ist, und Kemlath ist eine bedeutende Persönlichkeit und außerdem noch ein Kriegsheld. Der Hauptmann sieht Hilfe suchend Kahlius an. Kahlius wendet sich an mich.
    »Ist der Ring Euer einziger Beweis? Ich denke, dass der Ring auch jederzeit früher von Mursius in Kemlaths Besitz übergegangen sein kann.«
    Ich wende mich an Sarija. »Und? Stimmt das?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Mursius hat ihn an dem Tag getragen, als er … gestorben ist.«
    Sarija hat vor Entsetzen die Augen weit aufgerissen. Sie glaubt mir. Und es ist ziemlich klar, dass sie heute Abend oder vielleicht sogar schon früher ihren Vorrat an Boah mächtig plündern wird. Kahlius jedenfalls ordnet an, Kemlath zu verhaften, bis Klarheit in die Sache gebracht wird.
    Hauptmann Rallig macht sich aber immer noch Gedanken. »Warum hat er zwanzig Jahre gewartet, bis er Mursius umgebracht hat?«
    »Das weiß ich auch nicht genau. Vielleicht hat er so lange darüber gebrütet, bis es einfach zu viel für ihn wurde. Es wäre vielleicht auch nicht passiert, wenn er Mursius im Lagerhaus nicht plötzlich gegenübergestanden hätte. Das war wohl nicht geplant. Mursius war in den Coup des Freundeskreises eingeweiht, die Pferde zu betäuben. Ich glaube, Kemlath hat dies herausgefunden und wollte Mursius bloßstellen. Bedauerlicherweise entschloss sich Sarija, ausgerechnet zu dieser Zeit einen Teil von Mursius’ Kunstwerken an Axilan, ein kleines Rädchen im Freundeskreis, zu verscherbeln, als der gerade in der Villa war, um die Giftpflanzen abzuholen.
    Das gefiel Kemlath gar nicht. Er wollte nichts in diesem Lagerhaus dulden, was man möglicherweise bis zu Sarija zurückverfolgen konnte. Er wollte zwar Mursius bloßstellen, aber auf keinen Fall wollte er, dass Sarija ebenfalls verhaftet würde. Also hat er versucht, die Kunstwerke wegzuschaffen. Bedauerlicherweise fiel sein Besuch mit dem von Mursius zusammen. Vermutlich hat Kemlath Mursius gesteckt, dass er die Behörden über diesen Wettbetrug informieren wollte, und es kam zu einem Kampf. Vielleicht hat Kemlath ihn auch gar nicht töten wollen, jedenfalls ist das dabei herausgekommen. Gepasst hat es ihm sicher ganz gut. Denn damit war die Bahn frei, dass er erneut um Sarija werben konnte.«
    Hauptmann Rallig hört mir genau zu. Er hat ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Ich wüsste nicht, dass er jemals etwas vergessen hätte.
    »Wahrscheinlich hast du Recht, Thraxas. Aber ich bin nicht im Geringsten sicher, dass wir genug Beweise haben, um vor Gericht damit durchzukommen. Warum hast du nicht noch gewartet, bevor du ihn ausgeliefert hast?«
    »Weil ich es satt hatte, deshalb. Man hat mich verhaftet, hat mich blöd aussehen lassen, und alle haben mir das Leben schwer gemacht. Ich habe die Nase von Kemlath voll gehabt, vom Wetter und vor allem von der Art und Weise, wie die Rennen hier und heute gelaufen sind. Ich habe meinen Auftrag erledigt und den Mörder entlarvt. Wenn Ihr noch mehr Beweise braucht, wird die Garde sicher welche ausgraben können. Und jetzt gehe ich nach Hause.«
    »Eins noch, Thraxas … die Orgks, auf die du angeblich in Ferias gestoßen bist … Ist das wirklich passiert?«
    »Natürlich! Glaubt Ihr denn, dass ich mir so was ausdenke? Sie gehörten zu Prinz Kalazars Meuchelmörder-Bande. Makeza, der Donnerer, hielt sie da bis zum Rennen versteckt. Wahrscheinlich hat er sich für Ferias entschieden, weil das Klima dort besser ist.«
    Ich rausche davon, und Makri folgt mir auf dem Fuß. Als wir an Melis vorbeigehen, geben die beiden Frauen sich die größte Mühe, so zu tun, als kennten sie sich nicht.
    »Reißt euch bloß kein Bein aus«, knurre ich leise, sodass sie es nicht hören können. »Ich weiß genau, was heute hier gelaufen ist.«
    In dem Landauer, der uns nach ZwölfSeen zurückbringt, spielt Makri mit ihrem Beutel voller Geld. Ich habe selbst neunhundert Gurans gewonnen, aber nachdem jetzt die erste Euphorie verblasst ist, verschlechtert sich meine Laune zusehends.
    »Heute hatten wir einen richtigen Glückstag«, eröffne ich die Schlacht.
    »Das kannst du wohl sagen«,
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