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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin
Autoren: Steven Knight
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verloren, das stimmt, aber etliche von uns sind davongekommen.«
    Ich trat neben Emma und nahm ihre Hand.
    »Die übrigen Blue Volcanoes sind jetzt in den Bergen«, sagte Egil. »Sie warten.«
    »Warten? Auf was denn?«, fragte Emma.
    Egil ging um mich herum und setzte sich auf ein umgekehrtes Flakgeschütz neben Emma.
    »Und eigentlich glaube ich auch nicht, dass Großvater je sterben wird. Er wird sich bestimmt nur in ein Möbelstück verwandeln oder so.«
    »Egil! Worauf warten sie?«, rief ich.
    Egil atmete ein paarmal tief ein.
    »Ich glaube, ich muss niesen«, erklärte er und nieste. »Staub bin ich nämlich nicht gewöhnt, müsst ihr wissen.«
    »Egil, bitte!«, sagte Emma.
    Egil nieste noch einmal, aber diesmal hielt er sich die Nase zu und sagte: » Brythnold. – Die Blue Volcanoes, Großvater und die anderen. Sie alle warten darauf, dass ihr zurückkommt«, sagte er. »Deshalb bin ich hier.«
    In diesem Augenblick ging die Frau mit ihrem Wassereimer, die nur langsam vorangekommen war, an uns vorbei. Wir verstummten.
    Emmas Augen zuckten nervös, als der Schatten der Frau über sie fiel. Egil sah die Frau fasziniert an.
    »Wie müde sie aussieht«, sagte er mit hochgezogenen Augenbrauen.
    Da griff Emma plötzlich ungestüm nach meinem Arm.
    »Toby, wir müssen zurückkehren!«
    »Jaa! Bravo! Ja! Ja!«, rief Egil und sprang auf.
    Ich sah die Entschlossenheit in Emmas Augen. Egil dagegen interessierte sich plötzlich mehr für eine große Libelle, die ihn gerade umkreiste. Ich spürte, wie sich Emmas Fingernägel in meine Haut bohrten, ich spürte auch ihr begeistertes Lächeln.
    »Es gibt keine Garantie dafür, Emma, dass wir den Kampf gewinnen«, sagte ich leise.
    »Wir werden gewinnen!«, flüsterte sie. »Und dieses Mal werde ich mit der ganzen Schiffsladung voll Gold, das Doktor Felman versprochen hat, in dieses Dorf zurückkehren. Wir verbessern die Dinge in Langjoskull und ich verbessere meine Welt hier – alles in einem. Wir haben eine zweite Chance, Toby!«
    Ich sah, dass Egil mich aus dem Augenwinkel beobachtete und dass er nur so tat, als folge er dem Flug der Libelle.
    »Du kannst jetzt keinen Rückzieher machen, Toby«, sagte er. »Von dir hängt alles ab.«
    Ein trockener heißer Wind wehte. Egil hatte die Libelle in den Mund genommen und kaute darauf herum. Emma und ich sahen einander an, und ich spürte plötzlich, wie meine Intuition zurückkehrte. Vielleicht hatte Egils Gegenwart sie wiederbelebt. Ich konnte Emmas Gedanken lesen und sie erriet meine. Und obwohl sie meine Angst spürte, zögerte sie nicht, denn sie war mutig genug für uns beide.
    Meine Intuition sagte mir, dass Emma in jedem Fall nach Langjoskull zurückkehren würde, und ihre Intuition sagte ihr, dass, wenn sie ginge, ich mitkommen würde, weil wir Geschwister waren.
    Egil schluckte laut und ich hörte das Knacken des Libellenpanzers.
    »Dann kommt, worauf warten wir?«, sagte Egil.
    Wir betrachteten unsere Handflächen, auf denen wir Schwalben vor einem leuchtend blauen Himmel fliegen sahen. Noch einmal drehte sich Emma um und blickte in die triste Dunkelheit ihres ehemaligen Zuhauses. Dann langte sie zu der Hängeampel hinauf und brach einen Kräuterzweig ab. Einen Augenblick roch sie daran, und ich ahnte, dass mit diesem Duft tausend Erinnerungen für sie verbunden waren.
    Nach einer Weile ließ sie den Halm fallen. Dann fassten wir drei uns an den Händen und rannten, so schnell wir konnten, die staubige sudanesische Straße entlang, verfolgt von einem halben Dutzend herrenloser Hunde.
    Ich kniff die Augen zusammen und spürte, dass ich wieder in die Luft gehoben wurde.

22. Kapitel
    W ir flogen schnurstracks und ohne Pause Richtung Norden. Ganz Europa überquerte ich ohne einen einzigen Gedanken – ich spürte das Leben in mir nicht durch Denken, sondern durch die Gerüche der Luft, die ich einatmete.
    Wenn man das schottische Festland hinter sich hat, wird die Luft nahezu gleichbleibend und transportiert kaum mehr andere Gerüche als die nach Salz, Eis und ab und zu nach verfaultem Seegras.
    Über den Toren von Langjoskull kreisten wir so lange, bis ein paar Jäger uns öffneten. Wir ließen uns im Sturzflug aus einer Regenwolke fallen und plumpsten wie Steine in die geheimnisvolle Dunkelheit. Der kalte Luftstrom trug uns über die Eisstufen hinab und dann glitten wir über die Galerie, von wo aus ich zum ersten Mal staunend über die Fel-Stadt geblickt hatte. Was ich jetzt sah, erschreckte mich.
    Wo früher ein
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